Erfahrungsberichte aus Whangerei

Kamo High School: Falko S.

Neuseeland ist eine offene multiethnische und -kulturelle Gesellschaft. Es gibt Leute mit allen möglichen Lebensstilen und -einstellungen. Im Vergleich zu Deutschland ist nur ein Bruchteil des Landes bebaut, die Regierung versucht den Rest des Landes so ursprünglich wie möglich zu halten. Viele Künstler haben Neuseeland schon als zweite Heimat gewählt, und es gibt eine sehr lebendige nationale Kunst- und Musikszene. Die Menschen auf der Straße sind freundlich, es gibt Leute, die Anhalter ohne irgendwelche bösen Absichten mitnehmen. Nach irgendeinem internationalen Index ist Neuseeland das derzeit friedlichste Land der Welt… bei einem Angriff ungefähr so wehrhaft wie die Schweiz ohne die Alpen. Und die Menschen behandeln sich untereinander fast genauso friedlich wie sich das Land außenpolitisch verhält. Leute misstrauen einander nicht (man sollte sein Geld trotzdem nicht unbedingt im Klassenzimmer liegen lassen). Die Schule – ich kann natürlich nur für meine sprechen, aber das generelle System ist schließlich überall in Neuseeland dasselbe – war auch mehr künstlerisch und sportlich ausgerichtet, für beides waren tolle Räume und Geräte (bzw. Instrumente) vorhanden und die Lehrer waren immer enthusiastisch für ihre Fächer engagiert, da die meisten auch nur ein Fach unterrichteten, Musiklehrer spielen in ihrer Freizeit in Bands und so. Die Schüler sind freundlich und aufgeschlossen, es kommt aber natürlich immer auch darauf an wie man selber auf sie zugeht, immer Englisch sprechen und so, egal wie viele Deutsche da sind. Und auch abgesehen davon, dass ihr die Reise ja eigentlich macht um Englisch zu lernen, ist es einfach höflich und nach einer Weile macht es auch einfach Spaß englisch zu reden. Man findet immer Leute die ähnliche Interessen haben wie man selbst, es gab während meines ersten Halbjahres zum Beispiel einen unheimlich guten Gitarristen von dem ich viel gelernt habe, wir haben zu dritt, zusammen mit einem Brasilianer immer mal wieder ein bisschen „gejamt“. Die Schüler identifizieren sich einfach auch viel mehr mit der Schule, Es werden jede Menge Wettbewerbe und Talentshows, etc. organisiert. Es gibt vier verschiedene Häuser die über das Jahr hinweg in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten, ein bisschen Harry Potter ähnlich. Und wie schon gesagt gibt es viele künstlerische und sportliche Fächer sodass die Schüler auch während der Schule ihren Interessen nachgehen können. Nur der Akademische Teil der Schule ist halt nicht so der Wahnsinn, die naturwissenschaftlichen Einrichtungen und Lehrer sind nicht mit hier zu vergleichen, aber ich meine man geht ja hauptsächlich weg um neue Erfahrungen zu sammeln und eine Fremdsprache zu lernen, und selbst wenn das Niveau der Fächer höher wäre würden die meisten ihre Zeit nicht mit Lernen verbringen, also… Ich hatte auf jeden Fall nachdem ich zurückgekommen bin keine größeren Probleme, auch ohne viel mehr zu tun wie vor meinem Jahr im Ausland. Meine Gastfamilie war wahnsinnig nett, ich hatte echt Glück. Außer meinen Gasteltern und meinem Gastbruder hat für das erste halbe Jahr noch ein Japaner in unserem Haus gelebt. Es war praktisch, am Anfang jemanden Gleichaltrigen zu haben der bereits ein halbes Jahr in Neuseeland gewesen ist, um Leute kennenzulernen, sich in der Schule zurechtzufinden, etc. Am Wochenende wurde oft was unternommen und je nachdem ob wir wollten oder nicht konnten wir mitgehen, oft ist mein Gastvater Fischen gegangen, Forellen fischen in einem kleinen See, der als Wasserreservoir dient. Ich bin ein paar Mal mitgegangen, aber obwohl der „Bush“ um den See toll aussieht mit den ganzen Farnen und anderen exotischen Bäumen konnte ich mich irgendwie nicht so fürs Süßwasserfischen begeistern, in einem Jahr hat mein Gastvater ungefähr 4 Forellen gefangen… Im Meer zu fischen war allerdings toll, wir sind auf dem kleinen Segelboot rausgefahren, als ich ankam war es zwar noch kaputt, aber nach ein bisschen mehr als einem halben Jahr ist es wieder einigermaßen gelaufen, und wir sind durch puren Zufall direkt über einer Schwarm von Red Snappers gelandet. Wir haben 10 Stück, jeder zwischen zwanzig und dreißig Zentimetern lang, aus dem Wasser geholt, war echt lecker. In den Sommerferien, während wir zelten waren, wurde zwar auch nur ein Fisch gefangen, aber wir sammelten in einer nahe gelegenen Bucht Muscheln, und das ist ja schon fast so gut wie Fisch. Die Muscheln konnte man da einfach im Sand eingegraben fühlen und ausgraben, in einer halben Stunde hatten wir einen halben Eimer voll, wir mussten sie erst nochmal über einen Tag in frischem, alle paar Stunden gewechselten Wasser liegen lassen, bis sie den ganzen Sand ausgespuckt hatten, aber dann konnten wir sie braten. Wir haben später noch einmal andere Muscheln gesammelt, die schmeckten zwar noch besser, leider waren sie aber auch weit seltener. Während wir campen waren haben uns auch die beiden anderen, schon erwachsenen Söhne meines Gastvaters besucht, beide spielen in Bands und haben bereits Platten veröffentlicht. Der eine ist nebenbei Lehrer, und der andere hauptberuflich Musiker, seine Band hat schon einen ziemlichen Erfolg innerhalb Neuseelands und ist sogar schon in Europa getourt. Wir sind etwas später auch auf ein Konzert gegangen bei dem seine Band zusammen mit vielen anderen aus aller Welt gespielt hat, das war so eine Art internationales Festival über drei Tage in Taranaki, von dem wir allerdings nur einen geblieben sind. In den Sommerferien, bevor ich mit meinen Gasteltern Campen gegangen bin, sind meine Eltern und Geschwister rüber geflogen gekommen, wir haben an Weihnachten zusammen mit meinen Gasteltern und deren Familie im Garten gegrillt und sind dann mit einem Campervan über die Nordinsel gefahren, bis runter nach Wellington, dann übergesetzt und weiter bis Christchurch. Die Reise war toll, aber natürlich auch meine Familie zwischendurch einmal wiederzusehen. Während des Jahres habe ich außerdem viele Wochenenden mit Surfen verbracht. Ich habe ziemlich am Anfang vom Jahr mit ein paar anderen Austauschschülern einen Surf Kurs gemacht, und versuchte danach sooft wie möglich zum Strand zu kommen. Der Cousin meines Gastvaters ist Surfer und ich konnte mir solange ich dort war ein Board von ihm ausleihen. Ich gehe im Sommer mit einem Freund nach Spanien surfen und hoffe, dass ich es, sobald ich Autofahren darf, noch öfter schaffe ans Meer zu kommen. In den letzten Ferien, zwischen Term 1 und 2 des neuen Jahres bin ich noch ein letztes Mal gereist, eine zweiwöchige Südinselreise, von Christchurch hoch links und einmal außen rum über Abel Tasman, Fox Glacier, Milford Sound zurück nach Christchurch. Ich war mit meinen Eltern schon mal im AT Nationalpark und es ist einer der schönsten Orte, an denen ich je gewesen bin, goldene Strände und Lagunen, Urwald, fast keine Menschen. Natürlich waren die anderen Orte auch toll, Queenstown mit Bungyjumps, Skydiving, etc, Milfordsound und Kaikoura mit Delphingruppen die manchmal aus über hundert Tieren bestanden. Wir hatten in unserem Reisebus Leute aus fast 20 verschiedenen Ländern, das war glaub ich auch ziemlich einmalig… ich hoffe ich habe so ein bisschen einen Eindruck geben können, was Neuseeland bieten kann, ich würde auf jeden Fall noch mal gerne zurückkehren, mit einem Auto und ohne an die Schule und Ferien gebunden zu sein. Falko Späh Kamo High School, Whangerei

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