Erfahrungsberichte aus Dunedin

Kaikorai Valley College: Fiona W.

Nun bin ich schon seit über einem Monat wieder zurück in Deutschland und immer noch fangen meine Augen an zu leuchten, wenn ich mir die ganzen tollen Fotos anschaue. Jedes Mal strömen dann so viele wunderschöne Erinnerungen an meine zweite Heimat auf mich ein, dass es mir schwer fällt meinen Blick wieder loszureißen und mit den Gedanken zurück in die Gegenwart zu wandern. Mein fünfmonatiger Auslandsaufenthalt in Neuseeland war ein voller Erfolg. Ich habe so viele tolle Leute kennengelernt, unglaublich viel vom Land gesehen und erlebt und meine Zeit am anderen Ende der Welt in vollsten Zügen genossen. Aber alles der Reihe nach… Vor nun schon über einem Jahr entschied ich mich dazu das großes Abenteuer zu wagen und einen Auslandsaufenthalt in meine Schulzeit einzubauen. Über eine Berufsmesse wurde ich auf diese Möglichkeit für Schüler aufmerksam gemacht und war sofort Feuer und Flamme. Doch zuerst musste überlegt werden, wann und vor allem für wie lange ich Deutschland verlassen und natürlich in welchem Land ich für diese Zeit leben wollte. Letztendlich war es für mich dann die einzige Möglichkeit schon am Anfang der 10. Klasse ins Ausland zu gehen, da ich im Moment noch eine Realschule besuche und so am Ende des Jahres meine Abschlussprüfungen schreiben werde. Für Neuseeland entschied ich mich, ehrlich gesagt, eher über das Ausschlussverfahren. Für mich kamen von Anfang an eigentlich nur Neuseeland und Australien in Frage. Ich wollte in ein englischsprachiges Land und meinen High School Aufenthalt mit den Sommerferien verbinden um nicht allzu viel in der deutschen Schule zu verpassen. Blieben also nur noch Australien und Neuseeland, da sie ja auf der Südhalbkugel liegen und somit die großen Ferien dort erst im Dezember beginnen. Nach einigem hin und her fiel die Wahl dann auf Neuseeland. Kleine Filmchen, Fotos und Reiseberichte hatten mich überzeugt. Ich kann nur sagen, eine sehr gute Entscheidung. Nach dem Vorbereitungswochenende, bei dem viele unserer Fragen beantwortet wurden, wollte ich dann einfach nur noch losfliegen. Natürlich kamen immer wieder kleinere Ängste und Befürchtungen auf und mir graute es vor dem großen Abschied, aber ich konnte es einfach nicht mehr abwarten endlich meine Gastfamilie kennenzulernen und die tolle Landschaft Neuseelands mit eigenen Augen zu sehen. Und nein, ich wurde nicht enttäuscht. Schon während der Vorbereitungswoche in Wellington überspülten mich die neuen Eindrücke. Ein dickes Plus, denn so blieb nicht viel Zeit um über Deutschland nachzudenken oder sich auf Grund des langen Fluges im Bett zu verkriechen. Eine Woche lang wohnte ich, zusammen mit einer anderen Deutschen, die später mit mir nach Dunedin fliegen sollte, bei einer so genannten Welcome-Family. Wir beide hatten echt riesiges Glück gehabt. Unsere super lieben Gasteltern, die übrigens Maoris waren, beherbergten neben uns noch drei andere Austauschschülerinnen aus Vietnam, China und Brasilien, mit denen wir uns auf Anhieb richtig gut verstanden. Da war es wirklich nicht leicht, dass wir uns nach einer Woche Vorbereitungskurs schon wieder von allen verabschieden mussten. Doch auch in Dunedin, wo ich das Kaikorai Valley College besuchte, wurde ich von meiner Gastfamilie herzlich aufgenommen. Mit der Weile habe ich meinen kleinen, 12-jährigen Gastbruder und meine Gasteltern so sehr ins Herz geschlossen, dass ich jetzt, zurück in Deutschland, manchmal echt mit den Tränen zu kämpfen habe, weil ich sie so sehr vermisse. Sie haben mich und meine chinesische Gastschwester wirklich wie richtige Familienmitglieder behandelt und waren immer für uns da. Auch in der Schule hatte ich keine großen Probleme, mich in die Klassen zu integrieren und bei Fragen war immer jemand zur Stelle, ganz gleich ob Lehrer oder Schüler. Klar, war es am Anfang etwas komisch nur Englisch sprechen zu können und auch neue Freunde kamen nicht einfach so angeflogen. Aber selbst daran hatte ich mich nach einiger Zeit gewöhnt und akzeptiert, dass internationale Schüler für die meisten Kiwis nichts Besonderes mehr sind und man deshalb einfach selbst auf die Leute zugehen muss. Dies ist aber auch eigentlich gar nicht so schwer, denn Neuseeländer sind im Allgemeinen die freundlichsten und offensten Menschen, die ich bisher kennengelernt habe. Highlights hatte ich während meiner Zeit in Neuseeland echt viele. Das fing schon bei der Schule an. Das riesige Fächerangebot war echt unglaublich, reichte von „normalen“ Fächern wie Mathe, Chemie oder Geschichte bis hin zu Kochen oder Metallarbeit und so hatte ich die Möglichkeit z. B. in den Fächern Outdoor Education und Fabrics (Designen und Nähen) völlig neue Dinge auszuprobieren. Mich selbst überrascht habe ich auch während meiner kleinen Reisen durch das Land. So bin ich z. B. während eines dreitägigen Urlaubs mit meiner Gastfamilie in Queenstown von einer 43 Meter hohen Brücke gesprungen (Bungee Jumping). Dass ich so etwas machen würde, hätte ich vor meinem Aushaltsaufenthalt niemals gedacht, aber Neuseeland verändert eben. Neben der Reise mit meiner Gastfamilie zum Fjordland National Park, habe ich in den Ferien zwischen dem 3. und 4. Term noch eine Woche in Wellington, wieder bei meiner Welcome Family, verbracht und war im November für ein paar Tage mit der Reiseorganisation Active Planet im Norden der Nordinsel unterwegs. Außerdem nahm ich an einer kleinen Fahrradtour mit meiner P.E. Klasse teil und als dann die Neuseeländer alle ihre NCEA (neuseeländische Abschluss) Prüfungen schreiben mussten, bin ich mit einigen anderen internationalen Schülern noch für eine Woche an den Lake Tekapo gefahren. Alles in allem konnte ich unglaublich viel vom ganzen Land sehen und erleben. Aber nicht nur das viele Reisen, sondern auch die kleinen Dinge im Alltag, wie z. B. sich mit Freunden am Strand treffen oder zusammen in die Stadt gehen haben meine Zeit in Neuseeland zu der Besten meines bisherigen Lebens gemacht und dafür bin ich unendlich dankbar! Es ist einfach großartig, wie viel ich mit meinen 16 Jahren schon erleben durfte, wie selbständig ich geworden bin, wie viele neue Leute, aus den verschiedensten Ländern, ich kennenlernen konnte und wie viel ich während meines Schüleraustauschs, nicht nur sprachlich, dazu gelernt habe. An der Aufgabe in einem fremden Land ohne meine Eltern klarzukommen bin ich gewachsen, das weiß ich. Es ist ein gutes Gefühl sich bei Problemen sagen zu können: „ Du hast 5 Monate in einem völlig fremden Land überleben können, also wirst du das jetzt auch irgendwie schaffen!“. Damit will ich nur sagen, es lohnt sich aus seinem Loch herauszukriechen und Abenteuerluft zu schnuppern. Ein High School Aufenthalt ist für uns Schüler eine tolle Möglichkeit uns sprachlich enorm zu verbessern, das Leben, die Leute und die Kultur in einem fremden Land kennenzulernen und einfach mal rauszukommen aus dem normalen Alltag, also nutzt sie. Natürlich muss man auch Probleme bewältigen, sich möglicherweise mit ungemütlichen Themen wie Gastfamilienwechsel oder Heimweh auseinander setzen. Aber, wer nicht wagt der nicht gewinnt und ihr werdet gewinnen, das verspreche ich!

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