Erfahrungsberichte aus Nelson

Waimea College: Hannah L.

Nach einem ganz schön schweren Abschied von zu Hause und nach den ewigen Flügen habe ich in Wellington, wo die erste Woche des „Abenteuers Neuseeland“ stattgefunden hat, das erste Mal meinen Fuß auf neuseeländischen Boden gesetzt. Nach diesem einwöchigen Vorbereitungsseminar, in dem man viel über die Kiwi Kultur und das neuseeländische Leben lernt, durfte ich dann endlich nach Nelson, meinem eigentlichen neuen Zuhause für ein halbes Jahr fliegen. Ich habe mich unheimlich gefreut, war aber auch etwas besorgt was passieren würde, wenn ich mich gar nicht mit meiner Gastfamilie verstehen würde. Es wurde jedoch schnell klar, dass ich mir diese Sorge auch hätte sparen können, denn ich wurde sehr warmherzig von meinen Gasteltern Jackie und Mike, sowie meinen Gastgeschwistern Shannon(14) und Tom(18) empfangen. Schon am Montag ging dann der Alltag los und ich hatte zusammen mit zwölf anderen Deutschen meinen ersten Schultag. Wir haben unsere Fächer zusammengestellt, bei denen ich auch eine Menge Fächer wie Hauswirtschaftslehre, Drama, Maori und International Outdoor Education (unsere Schule hat eine extra Outdoor Ed Klasse für Internationals angeboten) ausprobiert habe, die es in Deutschland nicht gibt. Außerdem haben wir unsere Schuluniform bekommen, die am Anfang von allen als hässlich befunden und gehasst wurde, am Ende fiel es dann aber doch allen schwer, sich von den Kleidern zu trennen, die wir ein Jahr lang fast täglich anhatten. Im Großen und Ganzen unterscheidet sich der Schulalltag in Neuseeland wenig von Deutschland, allerdings wird an die Sache ganz anders herangegangen. Während wir hier in der Schule oft nur in der Theorie lernen, geht man in Neuseeland viel mehr raus aus den Zimmern und probiert, was ich sehr genossen habe. Außerdem fängt die Schule erst um 8.40h an und man hat erstmal bis 9h „Klassenlehrerstunde“, in der man alles Wissenswerte über den Tag und die Freizeitangebote der Schule erfährt. Mein absolutes Lieblingsfach war Outdoor Education, weil wir superviel gesehen und erlebt haben. Wir sind mit den Vans im Schnee stecken geblieben, wir sind gekajakt, gewandert, in Höhlen herumgeklettert und haben dabei immer total viel Spaß gehabt. Ich kann nur jedem, der nach Neuseeland geht ans Herz legen, Outdoor Education zu wählen! Außerdem habe ich in der Schule Fußball gespielt und auch im Orchester mitgemacht, was ich jedem empfehlen kann, weil man sehr schnell viele nette Leute kennen lernt. Egal, ob man besonders sportlich ist oder nicht, sollte man sich auf jeden Fall bemühen, irgendeinen Teamsport zu machen!! In den 2 Monaten (!!) langen Sommerferien habe ich zusammen mit einer Freundin mit Flying Kiwi eine Tour durch ganz Neuseeland gemacht, was ich auf jeden Fall auch empfehlen kann, weil man so schnell nicht wieder nach NZ kommt und man einfach unglaublich viel sieht vom Land!!! Ich habe mich in NZ sehr wohl gefühlt und schon nach zwei Monaten war klar, dass ich super gerne länger bleiben würde und meine Eltern haben mir dann auch tatsächlich erlaubt, auf ein ganzes Jahr zu verlängern. Allerdings konnte ich dann nicht mehr bei meiner Gastfamilie bleiben, weil die sich nur auf ein halbes Jahr eingestellt hatte und so musste ich im November meine Familie wechseln. Auch in der zweiten Gastfamilie wurde ich wie ein eigenes Kind aufgenommen. Mein Alltag in der ersten und zweiten Gastfamilie unterschied sich ganz schön! Mit meiner ersten Gastfamilie habe ich ziemlich außerhalb in einem kleinen Dorf mit einem Supermarkt, einer Tankstelle und sonst nichts gewohnt. Es gab einen Bus zur Schule und einen Bus wieder nach Hause, am Wochenende und am Nachmittag fuhr gar kein Bus, was mich sehr abhängig von meiner Gastmama gemacht hat, die mich gerne auch zu Freunden gefahren hat, aber ich habe doch viel Zeit lesend oder mit meiner Gastschwester Fernsehschauend verbracht, was in NZ übrigens sehr üblich ist. Mit meiner zweiten Gastfamilie habe ich ca. 5 Minuten zu Fuß von der Schule gewohnt und war dadurch sehr viel weniger abhängig und konnte mich leichter mit Freunden, auch mal nur für eine Stunde treffen. Außerdem gibt es mit einer 4-jährigen und einem 1-jährigen Kind zu Hause eigentlich immer was zu tun oder zu spielen und meine Bücher haben ihre meiste Zeit im Schrank verbracht, aber ich habe meine Rolle als große Schwester trotzdem fast immer geliebt. Ich habe mit beiden Gastfamilien viel erlebt und habe mich bei beiden gut aufgehoben gefühlt, was natürlich super wichtig ist, denn egal, wie viel man erlebt und wie toll das alles aussehen mag, ich war trotzdem mit meinen 14 Jahren (später dann 15) alleine am anderen Ende der Welt. Es gab oft Zeiten, in denen ich am liebsten für immer im „easy-going NZ“ geblieben wäre, aber es gab eben auch die Zeiten, in denen ich doch lieber zu Hause gewesen wäre und in den Zeiten war es sehr hilfreich, mit meiner Gastmama zu reden und sich in den Arm nehmen zu lassen, was nur ging, weil ich wusste, dass ich meiner Gastfamilie vertrauen kann. „Step up with pride, passion, performance“, „Open to Opportunities“, das waren die Schulmottos meiner neuseeländischen Schule und passen unglaublich gut zu meiner Zeit am anderen Ende der Welt. Neuseeland hat mich verändert. Ich musste oft über meinen eigenen Schatten springen und besonders am Anfang ist es mir schwer gefallen, mich auf alles einzulassen, was da auf mich zugekommen ist, vor allem, wenn ich keine Ahnung hatte, was kommen würde. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, das Beste aus allem zu machen, was kam und immer noch an jeder Situation was Gutes zu finden.

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