Was Anfang Juli mit dicken Krokodilstränen und viel Aufregung begonnen hatte, entpuppte sich zur erlebnisreichsten Zeit meines Lebens: ein halbes Jahr voller Erfahrungen und Erlebnissen. Am Düsseldorfer Flughafen von iSt in Empfang genommen, machten wir uns nach einem schnellen Abschied auf unsere lange Reise. Über Frankfurt und Singapur erreichten wir nach vielen Check-ins, Videospielen und Sicherheitskontrollen endlich unseren Zielflughafen Auckland. Hier sollte ich also für das nächste halbe Jahr in Glenfield zur Schule gehen und mit meiner Gastfamilie in Greenhithe leben. Meine Gastfamilie, das waren Kevin, Linda, Monique (12) und Nick (10) sowie zwei Kater, Olly und Mackey. Ich wurde herzlich in Empfang genommen und mein Auslandsaufenthalt konnte beginnen. Die Vorbereitungswoche gewährte uns einen ersten Einblick in die Vielfalt Neuseelands. Ein Besuch im Nationalmuseum mit einem spektakulären Maori Auftritt zeigte uns die kulturelle Vielfalt des Tanzen und Singens und brachte uns die Geschichte der Ureinwohner etwas näher. Ein weiteres Highlight, neben Sprachunterricht und Stadterkundung, war für mich ein Ausflug zu einer Schaffarm, wo wir einen Trip in die Höhlenwelt machten und eine weitere Seite Neuseelands kennen lernten. Ausgestattet mit Helm, Lampen und Sicherheitsgurten seilten wir uns zunächst eine 100 Fuß tiefe Schlucht hinab um von dort aus Neuseelands Unterwelt zu erkunden. Durch Wasserfälle hindurch und über Steine kletternd sahen wir hier auch eine der berühmten Glowworm-Caves, in denen Glühwürmchen zu hunderten die Decke schmückten und Stalagmiten und Stalaktiten das Bild abrundeten. Soviel also zum Abenteuer Vorbereitungswoche, die uns das richtige „Ankommen“ etwas erleichterte und durch Gespräche mit anderen das erste Heimweh linderte. Von Anfang an war der erste Schultag mein Horror gewesen. Die Gedanken, die man sich im Vorfeld macht, man würde am ersten Tag zu spät kommen und sich nicht zurechtfinden, haben sich natürlich nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil, denn nachdem ich im Schulbus von einem ganz netten Busfahrer begrüßt und mit Formularen ausgestattet worden war, konnte es losgehen. Zusammen mit allen anderen verließ ich den Bus und wartete im Eingang, wo ich auch lieb in Empfang genommen wurde. So herzlich wie sich der Empfang durch die Vertrauenslehrer gestaltete, setzte sich meine gesamte Zeit im Glenfield College fort. Obwohl man sich am Anfang etwas fremd und komisch fühlt, wurde ich sehr herzlich aufgenommen und habe tolle Freunde gefunden. Events wie die „International Week“ mit atemberaubenden Auftritten in der Assembly Hall und den Schulball werde ich nie vergessen. Aber auch die Kleinigkeiten, die meinen Aufenthalt perfekt gemacht haben, werden mir immer dieses gewisse Lächeln bereiten, dass wahrscheinlich jeder kennt, der in einem anderen Land erfahren hat, was neue Erfahrungen wirklich bedeuten. Zusammen mit Freunden ganz spontan zum Kino zu fahren oder während einer Rundreise einfach mit Leuten aus aller Welt aus dem Flugzeug zu springen, ist ein Gefühl, was sich in einer Seite nur schwer beschreiben lässt. Mein Auslandsaufenthalt war die beste Zeit meines Lebens, denn nicht umsonst erscheint noch jetzt auf meinem Handy jeden Tag der Satz: NZ – the best time of my life. Und nicht umsonst telefoniere und schreibe ich häufig mit meinen neuen Freunden, die aus aller Welt kommen und mit mir zusammen das Glenfield College besucht haben oder auf den Rundreisen Delfine mit mir im Abel Tasman National Park gesehen, den Franz Josef Glacier in einem Tagestrip erklommen oder die spektakulären Seiten Neuseelands mit mir genossen haben. In Neuseeland habe ich viel über mich, meine Möglichkeiten und Grenzen erfahren und bin durch eigens organisierte Reisen und andere Herausforderungen daran gewachsen. Jeder, der die Möglichkeit bekommt, genau wie ich Aotearoa zu erforschen, sollte sie wahrnehmen. Denn neben der unwahrscheinlich schönen Landschaft sind die neuen Freundschaften eine Bereicherung, die das ganze Leben lang hält, so lange man sie pflegt. Wie schon ein Sprichwort der Maori besagt: „He aha te mea nui i tenei Ao? He tangata, he tangata, he tangata.“ - Was ist das wichtigste auf der Welt? Menschen, Menschen, Menschen. Johanna Klesse Glenfield College, Auckland