5 Monate Kanada, die beste Zeit meines Lebens... Zum Ende der Sommerferien ging es los. Von Frankfurt aus flog ich mit einer Gruppe von IST nonstop nach Vancouver, in den Westen Kanadas. Zwar hatte ich zur Vorbereitung am Wochenendseminar mit den Returnees und anderen Schülern teilgenommen, stundenlang im Infoprogramm des School District West–Vancouver gesurft und tausend Tipps bekommen, doch erst im Flugzeug wurde mir so richtig bewusst: Jetzt geht`s los – mit 14 Jahren 5 Monate nach Kanada! Vancouver, mit ihren etwa 2 Millionen Einwohnern angeblich die "schönste Stadt der Welt", war ab jetzt für das nächste halbe Jahr mein neues Zuhause. Da wir in Vancouver-Downtown landeten, stand nach dem langen Flug noch eine Autofahrt bis West-Vancouver bevor, die unsere Aufregung nur noch steigerte. Als ich letztendlich dachte, angekommen zu sein, fiel mir auf, dass ich von dem Shuttleservice zu einer komplett falschen Gastfamilie gebracht worden war. Doch alle blieben völlig cool. Zwei Stunden später war ich bei meiner richtigen Familie. Erst als ich dort im Bett lag, realisierte ich, dass ich wirklich in Kanada angekommen war – meinem neuen Zuhause. Startprobleme gab es nicht Meine mexikanischen Gasteltern und mein 9jähriger Gastbruder, die schon viele Jahre in West-Vancouver lebten, hießen mich herzlich willkommen und integrierten mich direkt in ihren Familienalltag. Ansonsten hatte ich noch einen japanischen und einen italienischen Gastbruder – alles in allem also ein bunt gemischter Haufen. In der Familie ging es immer sehr lebhaft und international zu. Nur ein Tag blieb mir zum „Ankommen“, bevor das orientation program am nächsten Morgen startete. Zwei Wochen lang mit anderen Neuankömmlingen aus der ganzen Welt. Wir erhielten ein super Bild davon, wo wir gelandet waren. Alles unterschied sich natürlich sehr von meiner Heimat in Deutschland, aber ich weiß noch genau, dass ich mich dort direkt wohlgefühlt habe - im regnerischen Vancouver. Ich kann nicht sagen, dass ich besonders ausgeschlafen war, am ersten Tag. Aufregung und Jetlag taten ihr Übriges. Auch für die anderen Austauschschüler des orientation-programs war es der erste Tag, weshalb in den Gängen der Schule ein wahnsinniges Gewusel herrschte. Schon gleich am Anfang traf ich mehrere Deutsche, das erleichterte mir den Start um einiges. Allerdings habe ich mich auch sofort bewusst vielen Austauschschülern aus anderen Ländern zugewandt, was eine sehr gute Entscheidung war, da alle super nett und offen waren. Allein war ich nie. Vorfreude auf den Schulbeginn! Nach den 2 Wochen ging dann die richtige Schule los. Ich besuchte in West-Vancouver die Sentinel Secondary School, die ich wirklich jedem empfehlen kann. Ich gewöhnte mich schnell ein und lernte mehrere super nette Kanadier kennen. Die acht verschiedenen Fächer, die ich wählen konnte, fanden jeden Tag in unterschiedlicher Reihenfolge statt. Zur Einstufung in den richtigen Kurs musste ich vorher einige, kleine Test machen, die aber nicht so schwierig waren. Neben den typischen Fächern wie Mathe, Englisch, Französisch usw. wählte ich noch Photography, was neben Sport mein Lieblingsfach wurde. Von der Schule bekamen wir die Kameras gestellt und zur Bildbearbeitung hatten wir sogar MacBooks . Das Verhältnis zu meinen Lehrern hätte besser nicht sein können. Durch eine viel lockerere Unterrichtsgestaltung als in Deutschland haben Lehrer und Schüler ein sehr viel besseres und engeres Verhältnis zueinander. Obwohl die schulisch zu erbringenden Leistungen nicht so hoch sind wie in Deutschland, habe ich unheimlich viel vom kanadischen Schulleben mitnehmen können. Leben mitten in der Natur Während meiner Zeit in Kanada habe ich vor allem die Natur genossen, obwohl es in Vancouver auch öfters regnet. Unser Haus lag mitten in den british properties von West-Vancouver, direkt am Waldrand. Am Wochenende sind wir mit der ganzen Familie viel draußen in der Natur gewesen. Nach der Schule haben wir uns mit anderen Austauschschülern und Kanadiern am Strand getroffen oder sind auch mal auf Cypress- und Grouse-Mountain Ski gefahren. Die Schule und meine Gastfamilie, aber auch die verantwortliche Organisation vor Ort, haben uns eigentlich immer animiert, etwas zu unternehmen. Manchmal haben wir auch einfach von den Hochhäusern downtowns die Sicht auf die Berge und das Meer genossen. Langeweile gab es nicht. Alles viel zu schnell vorbei Nach den ersten Monaten hatte ich so meinem Alltagstrott gefunden. Ich ging an bestimmten Tagen mit Freunden Sport machen oder bummelte durch Metrotown - das größte Kaufhaus Vancouvers. Leider ging so die Zeit auch schneller um und bevor ich es so richtig realisiert hatte, rückte der Heimflug auch schon näher. In der letzten Woche habe ich mich nochmal mit allen Freunden getroffen. Als Highlight haben wir uns dann noch ein NHL-Eishockeyspiel der Vancouver Canucks angeschaut –ein unvergessliches Erlebnis! Zwei Tage vor Weihnachten musste ich dann leider allen tschüss sagen. Das war mit Abstand das schlimmste Erlebnis meiner Reise. Als ich am 23. Dezember, nach 8.000 km Rückflug, wieder heil zu Hause gelandet war, kamen mir die letzten Monate vor, wie in einem Film. Meine Freunde sorgten aber gleich mit einer kleinen Überraschungsparty dafür, dass sich mein Fernweh in Grenzen hielt. Trotzdem werde ich sobald es geht, wieder nach Vancouver fliegen. 5 Monate Kanada, kann ich nur empfehlen Die fünf Monate in Kanada gingen viel zu schnell vorbei, obwohl ich durchaus auch mal einige Dinge aus Deutschland vermisst habe. Für mich persönlich war die Entscheidung, einen Auslandsaufenthalt in Kanada zu machen, genau richtig, weil ich von den Menschen und der Mentalität dort sehr viel mitnehmen konnte. Ich habe viel über mich selbst gelernt, zum Beispiel bin ich anderen gegenüber offener und spreche Probleme viel schneller an und reagiere gelassener. Ebenso wichtig ist das gute Gefühl, mich an zwei Orten dieser Welt zu Hause fühlen zu können, wie weit sie auch voneinander entfernt sein mögen. Einen Schüleraustausch in Kanada zu machen, das kann ich wirklich jedem empfehlen!