Erfahrungsberichte aus British Columbia

Salt Spring Island: Laura D.

Am Abend des 31. Januar habe ich meinen Koffer schließlich geschlossen und alles für den Flug nach Canada vorbereitet. Ich hatte ein komisches Gefühl und ich konnte gar nicht glauben, dass es jetzt tatsächlich schon los geht, drei Monate weg von zu Hause, der Familie und den Freunden. Spät abends bin ich dann schließlich eingeschlafen. Am Morgen des nächsten Tages musste ich früh aufstehen, schnell frühstücken und dann hat mich meine Familie zum Flughafen gefahren. Meine Freunde hatte ich am Tag davor noch mal alle zu mir eingeladen, um ein letztes mal zusammen Spaß zu haben bevor ich weg fliege, aber meine Eltern und meine 12- jährige Schwester habe ich am Flughafen verabschiedet. Der Abschied war traurig, aber schon im Flugzeug habe ich einige andere Austauschschüler kennen gelernt, mit denen ich viel Spaß hatte und den langen Flug überstanden habe. Als ich nach ungefähr 24 Stunden Reisezeit endlich in Victoria angekommen bin, hat mich meine Gastfamilie -Eduard und Alex mit zwei Mädchen, 14 und 16 und einem Sohn, 13- dort schon erwartet. Wir haben die Fähre nach Saltspring Island genommen und dort habe ich noch meine Haustiere, einen kleinen Hund und einen Kanarienvogel, kennengelernt und bin ich dann erst mal todmüde ins Bett gefallen. Die ersten Tage waren echt schwierig, alles war neu und ich kannte noch niemanden. Das ging allen neuen Austauschschülern so, deswegen haben wir unsere Freizeit meistens alle zusammen verbracht und hatten nicht so viel Kontakt zu Kanadiern. Mit meiner Gastfamile habe ich mich von Anfang an super verstanden, sie waren immer nett und zuvorkommend und vor allem mit den Mädels hatte ich viel Spaß. Nach einigen Tagen hatte ich mich dann auch an die Sprache gewöhnt, es war überhaupt kein Problem mehr auf Englisch mit den Leuten zu reden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich einfach trauen muss, die Leute anzusprechen, man muss überhaupt keine Angst haben, denn alle Leute, mit denen ich gesprochen habe, waren immer nett und haben mich nicht anders behandelt, nur weil meine Muttersprache nicht englisch ist. Also einfach Augen zu und durch! Sprecht mit den Leuten! Wenn du Interesse an ihnen zeigst, dann sprechen dich auch häufiger Leute an! Die Schule auf Saltspring ist eine ganz neue Erfahrung gewesen. Die Lehrer dort sind herzlich, offen und nehmen Rücksicht auf die Schüler, respektieren deren Wünsche und versuchen immer Kompromisse zu finden. Ich finde das echt toll, denn dieses Verhalten der Lehrer gegenüber der Schüler ist in Deutschland nur in Ausnahmefällen zu finden. Ich vermisse die kanadische Schule sehr, es ist dort viel relaxter und ich habe mich auch jeden Tag wieder auf die Schule gefreut. Jeden Schultag hat man einmal eineinhalb Stunden während der Schule Zeit, die man nutzen kann, sich auf die folgenden Unterrichtsstunden vorzubereiten. So muss man nicht die Pause dafür nutzen und kann sich dann entspannen und Spaß haben! Die Schüler haben die Möglichkeit Kurse zu wählen, ganz nach Geschmack. Ich habe mich für Englisch entschieden - ich glaube es ist ganz sinnvoll den Englischunterricht der „native speaker“ auszuprobieren, wenn man schon die Chance dazu hat. Außerdem habe ich noch PE, also Sport und Media Arts gewählt. In Sport haben wir jeden Tag etwas anderes gemacht. So habe ich viele neue Sportarten wie Rugby, Baseball und Football (nicht soccer!) kennengelernt. Unsere Schule hatte zusätzlich zur Turnhalle und einem riesigen Sportplatz auch noch einen Fitnessraum, den wir auch oft benutzt haben. Media Arts war etwas ganz neues für mich. Es hat mir echt Spaß gemacht und ich bin froh, dass ich das ausgesucht hatte. Wir haben oft einfach nur Fotos gemacht, aber auch am Computer gearbeitet, die Fotos bearbeitet und Powerpoint Präsentationen vorbereitet. Mein Viertes und letztes Fach war Spanisch. Ich war zuerst Grade 11 zugeteilt, aber das war nach meinen zweieinhalb Jahren Spanischunterricht in Deutschland viel zu leicht, sodass ich in Stufe 12 gewechselt habe. Auch das war noch ein wenig unter dem deutschem Niveau, aber es hat trotzdem Spaß gemacht, vor allem weil wir häufig Aufgaben in der Gruppe bearbeiten durften und auch spanische Musik gehört haben. Das Highlight war, dass wir zu viert einen Kurzfilm auf Spanisch drehen sollten. Wie haben uns immer alle zusammen getroffen und dann gedreht. Der Film ist echt super toll und total lustig geworden. Auf Saltspring hatte ich nur vier Tage in der Woche Schule, Freitag war frei! An so einem langen Wochenende kann man viel unternehmen. Auf der Insel gibt es nur einen kleinen Ort, Ganges. Dort gibt es zwar einige Geschäfte, aber zum shoppen muss man in eine größere Stadt fahren. Deswegen bin ich oft mit Freunden nach Victoria gefahren. Man muss die Fähre zum Hafen von Victoria nehmen und dann mit dem Bus nochmal eineinhalb Stunden zur Downtown fahren. Eine lange Fahrt,doch es lohnt sich, Victoria ist eine tolle Stadt, besonders weil sie direkt am Meer gelegen ist und man deswegen einen tollen Ausblick hat. Es gibt auch tolle Geschäfte und Einkaufszentren, in denen jeder was für sich und auch Mitbringsel für Freunde findet. Man kann das Wochenende aber auch anders nutzen. Ich bin einmal mit meiner Gastfamilie zum Skifahren gefahren. Die Anfahrt zum Mount Washington war zwar ziemlich lang, doch in Kanada Ski zu fahren ist etwas ganz anderes als in Deutschland oder Österreich. Es hat auch einfach echt Spaß gemacht mit meinen Gastgeschwistern und -eltern Zeit zu verbringen. Nach sechs Wochen Schule waren auch schon Ferien. Die ersten vier Tage habe ich mit den „internationals“ in Seattle verbracht. Die Schule hat diesen Ausflug organisiert und wir hatten auch viel Spaß! Wir haben uns Sehenswürdigkeiten wie die Space Needle angeschaut, waren natürlich shoppen und Abends sind wir immer Essen gegangen. In der zweiten Ferienwoche habe ich etwas mit meiner Gasfamilie unternommen. Wie sind nach Tofino gefahren. Dort gibt es wunderschöne west-coast Strände, die wir uns angeschaut haben. An einem Tag waren wir sogar surfen. Ich bin noch nie davor surfen gewesen und auch obwohl das Wasser trotz Neoprenanzug sehr kalt war, hat es mir total viel Spaß gemacht. Das war eine der schönsten Wochen meines Aufenthaltes. Über Ostern war das Wetter toll, es hatte 25 Grad und die Sonne hat ständig geschienen. Doch das Meer war trotzdem noch zu kalt um richtig zu baden. Leider waren das aber auch die einzigen Tage, an denen es so schön war. Meistens war es eher regnerisch und dunkel. Vielleicht lag es daran, dass es noch so früh im Jahr war. Am Ende des Spring Breaks habe ich noch mit manchen meiner Freunde einen Ausflug nach Vancouver unternommen. Die Fähre dorthin hat drei Stunden gedauert, deshalb sind wir schon in aller Frühe aufgebrochen. Wir hatten dann aber den ganzen Tag Zeit, die Stadt zu erkunden. Wir haben uns Räder ausgeliehen und sind durch den Stanley Park geradelt, danach haben wir den Granville Market besichtigt und sind danach einfach noch durch die Stadt gelaufen und haben schließlich noch Abend gegessen. Das war ein toller Tag, aber dann ging es auch schon wieder mit der 9-Uhr Fähre zurück. Die Schule ging wieder los. Und das Eco Adventure Programm auch. Das hat immer freitags für alle Austauschschüler stattgefunden und jedes mal haben wir unter der Leitung von Jack etwas anderes unternommen. Kajak fahren, Wandern, Baden im See, Kanu fahren. Es war immer lustig und dabei haben wir noch viel über unsere Umwelt gelernt. Die letzten vier Schulwochen vergingen wie im Flug und dann war der Tag des Abflugs auch schon gekommen. Nach einem Abschieds- Bonfire mit meinen engsten Freunden, haben mich meine Gasteltern zum Flughafen gefahren. Schon wieder hatte ich so ein komisch Gefühl, als ich sie, nachdem ich drei Monate mit ihnen zusammen gewohnt habe, verlassen musste. Ich vermisse Saltspring und hoffe ich sehe meine Gastfamilie und meine neu gewonnenen Freunde bald wieder. Drei Monate im Ausland, drei Monate von zu Hause weg, das hört sich lang an, doch wenn es dann so weit ist und man diese tolle, erfahrungsreiche Zeit durchlebt, vergeht die Zeit wie im Flug.

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