Hallo alle zusammen,
mein Name ist Leonie und ich war für 10 Monate in Michigans Hauptstadt Lansing. Schon seitdem meine Schwestern als Austauschschüler in den Vereinigten Staaten waren, war es mein Traum auch eines Tages über den großen Teich zu fliegen und eine, für mich, neue Welt kennen zu lernen.
Nachdem ich mich schon Jahre gefreut hatte, schließlich Interview, Vorbereitungstreffen und die Abschiedsparty hinter mir hatte, ging es am 15. August für mich nach Amerika. Ich konnte es gar nicht mehr abwarten und malte mir schon abends im Bett immer aus, wie meine High School, meine Gastfamilie und einfach das amerikanische Leben sein würde.
Meine Gastfamilie kannte ich schon ca. ein halbes Jahr bevor ich geflogen bin und das war klasse. Wir lernten uns ein wenig durch Emailkontakt kennen und meine Vorfreude wurde immer größer. Sie bestand übrigens aus meiner kleinen Gastschwester Hannah, die fünf war, meinem Gastvater Mark, 34, und meiner Gastmutter Tammy, 35.
Da meine Schule, die Waverly High School, erst am 4. September anfing, fuhr ich für ein Wochenende mit meiner Gastfamilie campen. Wir lernten uns, bevor es mit der Schule richtig los ging, noch einmal besser kennen und das gab mir ein gutes Gefühl. Wir fuhren zum Lake Michigan und blieben dort für 4 Tage.
Sofort fiel mir die andere Lebensart der Amerikaner auf, welche manchmal komisch ist, aber auf jeden Fall spannend zu erkunden. Man muss sich einfach daran gewöhnen, dass nachts um 23 Uhr eingekauft wird oder man einfach alles, von der Milch über lebende Fische bis hin zum Rasenmäher, dass man braucht, in einem Supermarkt kaufen kann. Die ersten Wochen sind die spannendsten Wochen überhaupt, da man alles erkundet und einfach nur fasziniert ist. Natürlich vergleicht man viel mit Deutschland, aber lasst euch einfach mitreißen und genießt die neue Kultur.
Als mein erster Schultag bevorstand war ich so aufgeregt wie noch nie. Ich bekam meinen eigenen Locker (bis ich raus hatte wie man ihn öffnet sind übrigens zwei Wochen vergangen), wurde in jeder Klasse vorgestellt und musste mich an das amerikanische Schulleben erst einmal gewöhnen. Schule fing für mich um zwanzig vor acht an und endete um zwanzig vor drei. Im zwölf hatte ich 35 Minuten lunch. Auch das Schulstunden eine Stunde dauerten war neu für mich, man gewöhnt sich aber schnell dran. Außerdem hatte ich jeden Tag die gleichen Stunden, nur am Halbjahresende bekam ich einen neuen Stundenplan und zum Teil neue Fächer. Ich belegte Fächer wie Media Class, d.h. du arbeitest mit Computern und schneidest deine eigenen Videos, die du vorher in einer Gruppe gedreht hast, Business Class, Mathe, Französisch, Englisch, Geschichte, Speech Class, in der ich vor der ganzen Klasse Reden halten musste.
Nach der Schule ist es üblich, dass man in Amerika Sport macht oder Mitglied in einem Club ist wie z.B einem Chess Club, Animal Rights Club oder ähnlichem. Da ich in Deutschland schon seit Jahren Leichtathletik gemacht habe, bin ich in der Herbstsaison Cross Country gelaufen. Bei dieser Sportart läuft man 3 Meilen (5 km) durch den Wald und übers Feld. Ich kann euch nur raten nach der Schule eine Sportart zu betreiben. Es gibt eigentlich keinen Sport, den es an amerikanischen Schulen nicht gibt. Der School Spirit ist riesig an High Schools und jeder unterstützt jeden. Es macht sehr viel Spaß und es ist der beste Weg neue Freunde kennenzulernen, da man jeden Tag zusammen trainiert. 2-3 mal die Woche hat man durchschnittlich Wettkämpfe, Spiele oder Auftritte.
Im Winter habe ich dann keine Sportart betrieben, bin aber mit meiner Gastfamilie oder Freunden ins nahe gelegene Fitnessstudio gefahren. Im Frühling bin ich dann Track & Field gelaufen, was so viel wie Leichtathletik ist. Es war die beste Entscheidung Sport zu machen und ich habe viele Freunde gefunden. Man trifft sich z. B. zu sogenannten Pasta Parties vor Wettkämpfen und isst und unterhält sich.
Den Unterricht in Amerika kann man eigentlich nicht mit dem hier in Deutschland vergleichen. Die Lehrer sind eher deine Freunde als deine Lehrer und auch die Gestaltung des Unterrichtes ist ganz anders. Mir persönlich hat es viel mehr Spaß gemacht und ich bin gerne in die Schule gegangen. Ich war ein Senior, was heißt, dass ich die 12te Klasse besucht habe, welche in Amerika die Höchste ist. Anfang Juni 2008 habe ich dann meinen Abschluss gemacht und bin in einem Gewand in meinen Schulfarben über die Bühne gelaufen und habe später, wie man es in amerikanischen Filmen immer sieht, meinen Abschlusshut in die Luft geworfen. Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen.
Nachdem ich im Oktober das erste Mal so richtig Halloween gefeiert habe, stand Weihnachten und somit auch die letzten fünf Monate meines Aufenthaltes vor mir. Die Zeit lief quasi nur so an mir vorbei.
Ich dachte Weihnachten so weit weg von zu Hause würde sehr schwierig und auch mit Heimweh verbunden sein, aber es kam ganz anders. Ich war so überwältigt vom „American Christmas“, dass ich mir gar keine Gedanken machte, mich sondern nur vom Weihnachtsfieber anstecken ließ. Das erste Mal saß ich am 25. Dezember morgens in meinem Schlafanzug im Wohnzimmer und packte einen riesen Haufen Geschenke aus. Nachdem wir unsere Geschenke von Santa ausgepackt hatten ging der Weihnachtsmarathon bei den Verwandten weiter. Es macht sehr viel Spaß und ihr solltet offen sein für neue Traditionen.
Im Februar nahm ich dann einem Field Trip von ASSE teil und hatte die beste Zeit meines Lebens. Ich flog von Detroit aus nach Washington D.C und traf mich dort mit dem Rest der Gruppe. Nach drei Tagen fuhren wir weiter nach Philadelphia und nach einer 6-stündigen Stadtführung fuhren wir weiter in die Stadt meiner Träume: New York City. Ein Mädchen weinte sogar, als der Busfahrer uns genau vor dem Empire State Building rausgelassen hat und es hieß: „We’ll meet in about 2 hours. Have fun in New York and be careful!” Wir konnten es nicht glauben. Wir waren Austauschschüler von allen Teilen der Erde und wir verstanden uns super. Neue Freundschaften wurden geknüpft und wir hatten die beste Zeit überhaupt. Ich kann es nur jedem empfehlen. Ich hatte die siebe besten Tage meines Lebens.
Mir selbst ist in diesen 10 Monaten aufgefallen, wie selbstständig ich geworden bin und auch erwachsen. Ihr seid oft auf euch selbst gestellt, aber ihr findet euch schnell mit dieser Situation ab und es macht Spaß zu sehen, wie schnell man zum richtigen Amerikaner wird. Man kleidet sich anders, das gelernte British English aus dem Unterricht in Deutschland wird zum American English und man lebt einfach völlig anders. Man fängt an auf Englisch zu denken und zu träumen und Deutschland scheint auf einmal ganz weit weg zu sein. Ich gebe euch den Tipp, immer für alles offen zu sein und Einladungen anzunehmen. Es ist der beste Weg Freunde zu finden und Kontakte zu knüpfen.
Nicht zu vergessen sind natürlich die Schulbälle, genannt Homecoming, Winterfest (an meiner High School) und natürlich Prom. Die Mädchen kaufen oder leihen sich tolle Kleider, die Jungs einen Anzug und man geht entweder mit einem Date oder auch Freunden. Man geht zusammen Essen und dann zum Dance. Vor allem Prom ist das Event des Schuljahres. Alle sprechen schon Monate vorher darüber und die Mädchen diskutieren über ihre Kleider. Es wird ein Prom King und eine Prom Queen gewählt, ganz genauso wie man es von MTV im Fernsehen kennt.
Kurz bevor ich im Juni dann wieder nach Hause geflogen bin, bin ich noch für ein langes Wochenende mit meiner Gastfamilie nach Chicago gefahren. Es war eine tolle Erfahrung, die ich, genau wie alles andere, das ich in den 10 Monaten erlebt habe, nie vergessen werde.
Lasst euch außerdem nicht beirren, wo ihr platziert werdet. Es kommt auf die Leute an, die ihr in eurer Stadt oder Dorf kennenlernt und nicht ob ihr in New Jersey oder z.B. Florida wohnt.
Geht offen an die neue Herausforderung und genießt das wahrscheinlich beste Jahr eures Lebens. Ihr werdet so viel Neues erfahren und kennen lernen. Ich werde nie eine Sekunde meines Auslandsjahres vergessen und ich hoffe, dass auch die neuen Freundschaften lange halten werden. Ich denke immer gerne zurück and meine Zeit in Lansing und bin schon jetzt neidisch auf euch!
Leonie
Lansing, Michigan