Erfahrungsberichte aus Arkansas

El Dorado: Florian Guttenbacher

ARKANSAS - THE NATURAL STATE Wow, Ich kann es eigentlich noch gar nicht wirklich begreifen. Vor genau einem Jahr bin ich in den USA gewesen und nun sitze ich seit 3 Monaten schon wieder in Deutschland und pflege meinen Kontakt zu meiner Gastfamilie und Freunden in El Dorado, AR nur noch über E-Mail, Facebook und Skype. Alles begann eigentlich schon sehr früh, nämlich im September des Vorjahres. Nachdem meine Eltern und meine Englischlehrerin mich darauf angesprochen haben, ob ich nicht ein Auslandsjahr machen wolle, habe ich mir eine Organisation gesucht und das war iST. Nachdem ich das Bewerbungsgespräch und das Vorbereitungswochenende mitgemacht hatte, musste ich sehr lange warten. Als ich aber dann am 18. August immer noch keine Nachricht über eine Gastfamilie hatte, dachte ich schon dieses Jahr wohl zu Hause bleiben zu müssen. Genau einen Tag später kam jedoch die große Überraschung: Der 19. August war der Tag an dem ich meine Gastfamilie, die Holders aus Arkansas, zugewiesen bekam. Ich war natürlich überglücklich und nachdem ich dann in Windeseile mein Visum vom Konsulat in Frankfurt geholt hatte ging es am 3. September dann auch schon in meinen "American Dream". Nach einem guten 10-Stunden Flug nach Dallas und der dortigen 6-stündigen Aufenthaltszeit kam ich nachts um 10 richtig müde in Texarkana an, auf einem kleinen Flughafen, der ungefähr halb so groß ist wie der Baden-Airport. Das einzige was mich wach hielt war der Gedanke meine Gasteltern kennenzulernen. Ich kam aus dem Flugzeug und da stand ein Ehepaar, Ende 50 mit einem suchenden Blick und einem Zettel in der Hand auf dem "Florien" stand. Ich dachte mir sofort: "Die beiden will ich als Gasteltern" und so war es auch. Auf dem Heimweg war es schon dunkel und meine Gastmama Brenda bemutterte mich sofort auf eine freundliche, liebenswürdige und amerikanische Weise. Natürlich musste ich auch etwas essen. Also wollten wir zu SONIC gehen, einem Drive-In Burgerladen, welcher aber in der Sekunde in der wir bestellen wollten schloss, deshalb musste das gute alte McDonalds herhalten. Nach eineinhalb Stunden kamen wir an und ich sah zum ersten Mal "unser" Haus und schon wieder überkam mich ein Wow-Effekt. Drinnen begrüßte mich schon mein jüngster Gastbruder Devon, der wie typisch für Amerikaner ein KFC-Meal aß. Daraufhin bekam ich eine schnelle Hausführung und konnte in Deutschland meine Eltern anrufen um zu sagen dass alles gut gelaufen war. Insgesamt habe ich vier Gastgeschwister. Drei Brüder, Drey im Alter von 30, Daniel 28 und Devon 25 und eine Schwester Breanna die 19 Jahre alt ist. An meinem ersten Wochenende war dort Labor Day (so eine Art Maifeiertag im September), und so sollte ich gleich zu Anfang meine ganze Familie kennen lernen. Diese Idee fand ich super, denn wer möchte schon die Frau seines Gastbruders erst nach fünf Monaten kennenlernen? Mein erster Morgen war ein Freitag, ich schlief aus und danach ging ich mit Devon und meiner Gastmutter zur El Dorado High School (EHS) um mich einzuchecken und einen Stundenplan für mein tolles Sophomore Jahr (10. Klasse) mit meinem Counselor auszuarbeiten. Meine Fächer waren über das ganze Schuljahr Band, Psychologie (1.Halbjahr), Chor (für zwei Wochen im 2. Halbjahr), Pre AP Biologie, Guidance Office Worker (2.Halbjahr), Pre AP Algebra II, US History, Arts und Crafts, Pre AP English II. Der Freitag endete damit, dass ich mit meinen zwei jüngeren Gastgeschwistern zum ersten Footballspiel meines Lebens und das erste der EHS Wildcats in der Saison 2009 ging. Ich lernte dort auf einen Schlag so viele Leute kennen, dass ich anfänglich keinen Namen behalten konnte. Natürlich gewann meine High School dieses Spiel, denn sie sollten in diesem Jahr auch noch die State Champs (High School Kategorie 6 A) werden, aber erst im November. Samstags lernte ich meine zwei anderen Gastbrüder und die Omas kennen. Drey, der älteste, hat eine Frau und eine Tochter, die mir auch später den Namen "Uncle Florian" gab. An diesem Wochenende bin ich auch das erste Mal in einen Wal-Mart gegangen. Diese Läden sind der Hammer, weil man dort ganze Samstage darin verbringen kann und immer wieder Neues entdeckt. Ich bin auch mit den Männern meiner Gastfamilie in den Wald gegangen um typisches, wie für den Herbst Schießstände, aufzustellen. Ja, Arkansas ist bekannt fürs Fischen, Jagen und Spaß haben. Dienstags hatte ich meinen ersten Schultag der verlief relativ gut, der Kulturschock und die Sprachbarriere blieben nicht aus. Alle sprachen mehr oder minder "southern accent", wodurch die Verständigung anfangs nicht so einfach war. Meine Lehrer waren gleich sehr nett und hilfsbereit, was die ganze Sache dann schließlich doch vereinfachte. Über das Jahr hinweg gab es vieles was mich sehr verwunderte, schockte und zum Lachen brachte. Ich war im Cross Country Team, dem Track Team, wurde zum "Sweetheart Court Member for Sophomores" gewählt und zum NHS (National Honor Society) Mitglied. Nach dem Training fuhren ein paar Freunde und ich mit dem Auto zu SONICS und aßen Eis oder Burger, wir bildeten Lerngruppen die aber immer in Taco Bell (einer Tex-Mex Fastfood Kette) endeten. Wir schauten den Cheerleaders beim Proben zu, …um nur wenige Aspekte des Schullebens aufzuzählen. An meiner Schule war ich aber nicht der einzige Austauschschüler, wir hatten eine Südkoreanerin, eine Thailänderin und noch einen Ungarn, wobei ich mit den beiden erstgenannten auch heute noch wirklich gut befreundet bin. Neben der Schule spielt die Kirche in den Südstaaten auch eine sehr große Rolle. Man muss nicht superreligiös sein, aber es stärkt die Sozialisation in dieser Gesellschaft, weil einfach jeder hingeht. Dazu sollte man auch wissen, Kirche ist nicht gleich Kirche. Man kann da drei Arten unterscheiden: Erstens: Die normalen deutschen Kirchen, in die die meisten hingehen weil sie müssen oder es für richtig halten. Zweitens: Die Sekten und drittens: Normale amerikanische Kirchen, in die die Leute gehen, weil sie an Gott glauben, aber auch um andere Menschen zu treffen und Freundschaften zu schließen. Bei den Jugendlichen hat die Kirche dort natürlich einen anderen Status wie bei uns. Im Endeffekt hat man mir die Entscheidung selbst überlassen ob ich hingehen will oder nicht, aber ich kann nur jedem raten mindestens zweimal hinzugehen, denn man lernt dort wirklich gute Leute kennen und es ist dort nicht so langweilig wie man vielleicht denkt. Dadurch, dass meine Gastfamilie sehr engagiert in einer Gemeinde ist, ging ich auch immer mit und kann sagen, dass es eine positive Erfahrung war. Ich spielte im Kirchenorchester mit meiner Klarinette und machte die Aktivitäten der Jugendgemeinde mit. Mittwochs wurde von der Kirche aus ein Abendessen für Schüler veranstaltet und danach Spiele gespielt, wie Football, Basketball, Billard, Filme geschaut, etc. Im Januar gab es auch ein Wochenende welches "Reality Check" genannt wurde. Dort wurden Schüler in Gastfamilien eingeteilt und lebten dort für zwei Tage. Es war einfach nur Spaß, denn wir haben so Dinge wie Schnitzeljagd gemacht, bei 10°C Football gespielt, gekocht, etc.. In diesem Jahr habe ich so viele Dinge unternommen, dass ich hier noch 20 Seiten darüber schreiben könnte. Hier nur einige Highlights wie z.B.: Mein Geburtstag. Der war bereits im Oktober und ich bekam für meine "Sweet 16" drei Überraschungsparties, von denen ich wirklich sehr überrascht war. Ich war auch im Sixflags-Park in Dallas (eine Art amerikanischer "Europapark"). Dann kam natürlich der 31. Oktober: Halloween. Für dieses "Gruselfest" ging ich zu einem guten Freund, wir schauten Filme, aßen Pizza, erschreckten Kinder und gaben Süßes und Saures. An Weihnachten ist es so üblich, dass man sehr viel Gutes tut, also half ich von 4 bis 8 AM Geschenke bei Wal-Mart zu sammeln. Am nächsten Morgen veranstaltete meine Gastmutter ein Frühstück für die Nachbarschaft welches um 8 Uhr stattfinden sollte, aber alle im Haus schliefen noch bis 7:55, ihr könnt euch vorstellen wie lustig das dann war. Am 24. Dezember gingen wir abends in die Kirche, doch Geschenke wurden erst am Morgen des 25. Dezembers geöffnet. Um diese Zeit zu überbrücken übernachteten meine Gastgeschwister und ich in Devons Zimmer und schauten "Braveheart". Naja, ich muss sagen nach 45 Minuten bin ich eingeschlafen. Über Neujahr gewann ich Tickets zum Superbowl, das Footballspiel zwischen Florida und Cincinnati. Dafür reisten meine Gastfamilie und ich nach New Orleans, LA um die Stadt und das Spiel anzusehen. Im Januar war Formal, das ist ein Ball so wie Prom nur für die Klassen 10 bis 12. Ich ging dort hin mit Anna, einem Senior, es war einer der besten von vielen sehr guten Tagen. Dazwischen kamen sämtliche Band-Events mit der Schulband, gewöhnliche Tage an denen ich einfach in der Schule war und während Lunch mit meiner Clique da saß und über das Leben, Freizeit und Lehrer sprach. Während Springbreak ging ich nach Süd-Louisiana zu Drey, ich besichtigte Lake Charles und aß so gutes Meeresessen wie noch nie zuvor. Den Rest der Woche ging ich mit ein paar Freunden nach Mittel-Arkansas zum Zelten. Ich durfte auch oft mit meinem Gastvater Larry Quad fahren, fischen und jagen gehen. Es gab auch viele Geburtstagsfeiern die immer ein Spaß waren, denn man feiert unter anderem auch ganz anders wie in Deutschland. Dann zum Schluss gab es noch eine Rundreise durch Arkansas bis nach "Little Switzerland" in der Stadt Eureka Springs. Am Buffalo River sind wir Kanu gefahren und Zelten gewesen, danach haben wir auch noch Tropfsteinhöhlen besichtigt. Der letzte große Event war die Graduation Night der Seniors von EHS, wo ich natürlich anwesend sein musste. Also mein Jahr endete im wahrsten Sinne des Wortes mit "Pomp and Circumstances". Wenn ich so zurück Blicke kann ich nur sagen, dass es hat sich gelohnt hat, nicht nur für den Spaß Faktor, sondern auch für meine Sprachkenntnisse und mein Selbstbewusstsein. Ich hatte mit meiner tollen und großzügigen Gastfamilie riesiges Glück, die für mich inzwischen meine zweite Familie geworden ist. Zum Schluss sag ich nur noch drei Sachen aus dem Staat von Clinton: "WOO PIG SOOIE", "GOOOO WILDCATS" und "Howdy Bro´". Florian Guttenbacher El Dorado, Arkansas

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