Erfahrungsberichte aus Warkworth

Mahurangi College: Rebecca B.

Schon lange wusste ich, dass ich unbedingt für mehrere Monate alleine ins Ausland wollte, um Erfahrungen zu sammeln und natürlich große Abenteuer zu erleben. Nach kurzen Überlegungen war dann auch klar, dass ich mir dafür nur Neuseeland vorstellen konnte und je näher ich dem Ziel meiner Träume kam, desto weniger konnte ich es erwarten. Nach viel zu vielen abgezählten Wochen ging es dann endlich los in das Land, das ich mir in den schönsten Farben ausmalte. Schon im Zug von Stuttgart nach Frankfurt habe ich andere iSt-Schüler nach NZ gefunden, auch so manches bekannte Gesicht vom Vorbereitungswochenende. Die Fahrt war recht emotional nachdem alle sich von ihren Lieben hatten verabschieden müssen. In Frankfurt angekommen waren wir alle schon total aufgeregt und voller Vorfreude. Den ganzen Flug über hat sich die Spannung gehalten und ich war sehr müde nach geschlagenen 30 Stunden unterwegs. Die Ankunft war dementsprechend weniger spektakulär, als ich gedacht hätte und alle sehnten sich einfach nur nach einem Bett. Als meine Gastmum für die Vorbereitungswoche uns 3 Mädels dann schließlich abholte und ich meine ersten Schritte aus dem Flughafen machte, war ich erst einmal völlig erschlagen vom tropisch, feuchten Klima und der Lockerheit mit der alle Menschen herumliefen. Meine erste Gastfamilie teilte ich mit zwei anderen deutschen Mädchen und sie war so nett, dass ich sogar ein wenig Angst hatte von meiner eigentlichen Familie später enttäuscht zu sein (was jedoch keinesfalls so war!). Wir wohnten bei einer deutschen Frau, die uns den Einstieg in dieses völlig neue Umfeld natürlich sehr erleichterte und auch ihre beiden Söhne waren von Anfang an ziemlich nett. Unsere erste Woche in der quirligen, jugendlich frischen Stadt Auckland war umwerfend! Trotz anfänglichem Jetlag ging es gleich richtig los mit Ausflügen zu allen wichtigen Attraktionen, die die Stadt zu bieten hat. Diese Woche hat zwar nicht unbedingt mein Englisch verbessert, weil man ja immer in der deutschen Gruppe unterwegs war, aber auf jeden Fall geholfen Neuseeland schon einmal kennen zu lernen. Vor allem war die Woche aber super um Freunde zu finden mit denen ich auch im Laufe meiner weiteren Zeit noch öfter Unternehmungen gemacht habe. Nach 7 Tagen, die bereits voll mit Spaß und Erlebnissen war, fiel der erste Abschied von der Familie und vor allem allen neu gewonnenen Freunden bereits schwer. In einem kleinen Bus wurde unsere kleine Mahurangi-Gruppe dann schließlich nach Warkworth gefahren. Ich empfand diese zweite Ankunft als ein wenig merkwürdig, weil ich ja eigentlich bereits seit einer Woche angekommen war. Anfangs hatte ich so meine Befürchtungen mich zu langweilen bei meiner „Rentner-Familie“, was sich aber als völlig unbegründet erwies. Schon gleich bei meiner Ankunft wurde ich erstmal allen Familienmitgliedern vorgestellt und meine kleinen Gastcousinen ließen mich kaum verschnaufen. Auch in den folgenden 4 Monaten kam es in meiner Familie nie zu Langeweile, weil immer jemand zu besuch war oder man in Warkworth herumgefahren ist, um alle Familienmitglieder zu treffen. Alle 2-3 Wochen gab es außerdem ein großes Familienlunch zu bestimmten Ereignissen wie Geburtstagen, oder eben meiner Ankunft. Ich wurde von allen sehr herzlich empfangen und fand sofort tolle Freunde in meinen zahlreichen Cousinen/Cousins. Nachmittags hatte ich eigentlich immer etwas zu tun weil das Angebot an Sport-Aktivitäten wirklich sehr groß war und eine tolle Möglichkeit Freunde zu finden. Vor allem die etwas „anderen“ Dinge zogen mich an wie z.B. Underwaterhockey. Ein sehr spaßiger aber auch wirklich anstrengender Sport bei dem es auf Ausdauer und Kraft ankommt. Schade war nur, dass ich zum 2. Term nicht mehr da war, der definitiv der mit den meisten Aktivitäten ist! Auch Anschluss zu finden wurde sehr erleichtert durch das Schulsystem mit „whanaus“ (maori: Familie). In dieser Schulfamilie hat man sich täglich zwei Mal getroffen, um die Neuigkeiten mitzuteilen und zum obligatorischen Lesen. In meinem whanau waren nur super Leute (in allen Altersgruppen), die mich gleich aufgenommen haben und wiederum ihren Freunden vorgestellt haben. Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt und nur selten kam Langeweile auf. Ein verstärktes Zugehörigkeitsgefühl schafft auch die Einteilung in Häuser, die im Laufe des Schuljahres bei zahlreichen Competitions gegeneinander antreten und bei denen Engagement von jedem hoch geschätzt wird.
Mein Schulalltag war zugegebenermaßen angenehmer als in Deutschland, weil ich meine Fächer viel lockerer gewählt hatte und unser deutsches Niveau im Allgemeinen über dem der Kiwis ist (vor allem in Mathe!). Am allermeisten vermisse ich wohl die künstlerischen Möglichkeiten die man hatte, wie photography, design, etc. An Wochenenden hat meine Familie meistens etwas mit mir unternommen ich hatte aber immer auch die Möglichkeit meine eigenen Pläne zu machen. So haben wir zusammen mit dem Auto eine Tour durch die Nordinsel gemacht, bei der ich auch eine deutsche Freundin aus Auckland mitnehmen durfte. Es gab viel zu sehen und zu lachen und war eine wunderbare Zeit. Auch alle meine Gastonkel und meine Gasttante haben viel mit mir unternommen wie Shopping in Auckland, eine Schiffstour mit meinen Cousinen oder querfeldein reiten. Als meine Zeit sich dem Ende zuneigte wollte ich auf keinen Fall schon gehen und fühlte mich mindestens so wohl und zuhause wie in Deutschland. Bis heute denke ich noch jeden Tag an meine super Zeit in Neuseeland und all die tollen Menschen und Freunde zurück. Es war eine unglaubliche Gelegenheit Freunde fürs Leben zu finden, neue Erfahrungen zu machen und nebenbei auch noch sein Englisch zu verbessern. Ich kann mein nächstes Treffen mit ihnen kaum erwarten und jedem der nach Neuseeland geht nur raten offen für alles zu sein und wirklich zu allem was sich anbietet ja zu sagen! Ich denke je mehr man aus seiner Zeit macht desto besser lebt man sich auch ein. Mein Englisch hat sich in der Zeit die ich in Warkworth verbracht habe sehr gebessert. Es fiel mir mit der Zeit überhaupt nicht mehr schwer egal was zu sagen und als ich wieder nach Deutschland kam war es sogar ein Problem wieder Deutsch zu reden.

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