Erfahrungsberichte aus Warkworth

Mahurangi College: Julia B.

The time of my life - three and a half months in New Zealand! Der römische Theologe St. Augustine hat einmal gesagt: "The world is a book and those who do not travel read only one page" (Die Welt ist ein Buch und diejenigen, die nicht reisen, lesen nur eine Seite). Genau diese Worte beschreiben meine Beweggründe, fast 4 Monate eine Highschool in Neuseeland zu besuchen, wahrscheinlich am besten. Die Zeit vor meinem Aufenthalt kann man eigentlich nur mit wenigen Worten beschreiben: Nervosität, Aufregung, aber auch riesengroße Vorfreude!! Der Augenblick, als endlich der Brief mit der Beschreibung meiner Gastfamilie ankam, lässt sich einfach nicht beschreiben, jetzt konnte ich es erst recht nicht erwarten, endlich loszufliegen!! Meine Gasteltern waren beide 50 und hatten zwei ältere Söhne, die allerdings nicht mehr zuhause lebten. Deshalb war ich sehr froh, als ich erfuhr, dass ich noch eine 16jährige japanische Gastschwester, hatte, die dort sogar ein ganzes Jahr bleiben würde!
Am 18. Januar um 22 Uhr deutscher Zeit startete dann mein Flieger nach Neuseeland. Erst während dem 25 Stunden langen Flug über Singapur nach Neuseeland wurde mir klar, worauf ich mich da eingelassen hatte und dass ich jetzt wirklich fast 4 Monate lang meine Familie und Freunde nicht mehr sehen würde... Dennoch konnte ich es kaum erwarten, endlich anzukommen! Meine erste Woche in Neuseeland war eine Art "Vorbereitungswoche" mit den anderen Deutschen in Auckland, der größten Stadt Neuseelandes, auf der Nordinsel. Für diese Woche wohnten die meisten von uns nicht bei unseren "richtigen" Gastfamilie, sondern bei einer Art Übergangsfamilie, da unsere richtigen Gasteltern zu weit von Auckland weg lebten. Mit mir in einer Familie waren drei andere deutsche Mädchen und zwei japanische Gastbrüder, die allerdings noch fast kein Englisch konnten. Außerdem hatten meine Gasteltern, Karl und Juliana, noch zwei Kinder. Wir hatten also "Full House", wie meine Gastmutter es genannt hat, was aber nicht weiter schlimm war, weil das Haus richtig groß war und sie sogar einen Swimmingpool hatten. Gott sei Dank machte sich die Zeitumstellung bei mir nicht wirklich bemerkbar, so dass ich schon meine ersten Tage richtig genießen konnte. Morgens hatten wir jeden Tag mit allen anderen Deutschen Unterricht in der Baptist Tabernacle Church. Themen waren zum Beispiel Neuseeländisches Essen, Neuseeländische Sitten und der Kiwi (Spitzname der Neuseeländer) Slang. Nachmittags waren wir entweder shoppen in der Queens Street oder Sightseeing in Auckland und Umgebung: Wir waren auf dem berühmten Skytower - das höchste Gebäude in ganz Neuseeland -, haben eine Fährentour nach Devonport, einer Insel, gemacht, waren an verschiedenen Stränden, die echt wunderschön waren, und im Museum. Außerdem hatte ich das Glück, dass meine Gastfamilie mit uns viele Ausflüge gemacht haben, wie z.B. zum Grillen im West Lynn Park oder zu verschiedenen Stränden. Schon in meiner ersten Woche fiel mir auf, wie freundlich die Neuseeländer sind. In der zweiten Woche kam ich dann endlich in meine richtige Gastfamilie, mit der ich mich sofort super verstand. Ich habe mich sofort wie ein Familienmitglied in meiner Gastfamilie gefühlt und wir verstanden uns super. Wir hatten viel Spaß zusammen und besonders gut fand ich, dass sie mit mir viele Ausflüge gemacht haben und ich deshalb viel von der Gegend sehen konnte. Ich hätte mir keine bessere Gastfamilie wünschen können!! Die Stadt, in der ich gewohnt habe, Warkworth, ist etwa eine halbe Stunde von Auckland entfernt und hat circa 3000 Einwohner. Das mag zwar klein klingen, war aber perfekt für mich, da ich aus einem 300 Einwohner-Dorf komme und nicht sofort in die Großstadt wollte. Deshalb war es gut, dass Auckland trotzdem in der Nähe liegt. In der Gegend um Warkworth gab es außerdem sehr viele wunderschöne Strände. Da war es natürlich von Vorteil, dass ich meinen Aufenthalt im Januar - der neuseeländischen Sommerzeit - gemacht habe ;) Meine Schule in Warkworth war das Mahurangi College und ich bin wirklich froh, auf dieses College gegangen zu sein, weil man dort echt freundlich empfangen wurde. Schule ist komplett anders als in Deutschland. Ich war in Year 12 (es gibt dort 13 Schuljahre) und ich musste von circa 40 Fächern sechs auswählen, die ich dann jeden Tag hatte. Ich nahm English, Maths, Music, Geography, Maori - in diesem Fach lernt man viel über die Sprache und Kultur der Ureinwohner Neuseelands, mein Lieblingsfach - und Hospitality (Kochen). Zudem musste ich natürlich auch jeden Tag eine Schuluniform tragen, was am Anfang wirklich ungewohnt war. Das Mahurangi College hatte außerdem sechs Häuser, wie in Harry Potter, die nach den Farben benannt waren. Es gab Green House, Orange House, Purple House, Blue House, Yellow House und Red House. Ich war in Yellow House. Wir hatten viele Wettbewerbe zwischen den einzelnen Häusern, zum Beispiel in Leichtathletik, Schwimmen oder dem Haka, dem Maori-Kriegstanz. Der Zusammenhalt in den Häusern ist unbeschreiblich und jeder Wettbewerb hat großen Spaß gemacht, weil sich alle in ihren Hausfarben anzogen und einige Schüler sogar ganze Kostüme trugen. Auch die Lehrer machten mit, so kam es dann vor, dass unsere "Hausleaderin" mit einem gelben Teletubbies Kostüm herumlief oder sich der Hauslehrer von Purple House als Frau mit lila Kleid und lila Perücke ausgab. In unseren Häusern gab es dann noch einzelne Gruppen, die "whanaus" (Maori für Familie), die nach den Zahlen benannt waren (z.B. Yellow1). In diesen Gruppen trafen wir uns dann jeden Morgen bevor die Schule anfing, um die Neuigkeiten des Tages zu besprechen (als Ersatz für das Schwarze Brett) und nach der Mittagspause für 20 Minuten SSR (= Silent Sustained Reading without Interruption), was einfach 20 Minuten Lesen war. Ich fand das Whanausystem insbesondere deshalb gut, weil ich dadurch schnell die Schüler, und auch meine zwei besten Freundinnen kennengelernt habe. Weil es schon einige deutsche Schüler am Mahurangi College gab, machte ich mir Sorgen, dass es schwer sein könnte, Freunde zu finden - völlig zu unrecht: Die Kiwischüler sind sehr freundlich und viele Leute sind auf mich zugegangen, sodass es mir nicht schwer fiel, Freunde zu finden. Schule ist ganz allgemein viel lockerer als in Deutschland. Anders als in deutschen Schulen war auch das Assembly, das wir zweimal in der Woche hatten: Eine Art Versammlung, in der der Schulleiter gesprochen hat und die auch oft mit eine Art Wochenrückblick verbunden war. Schule ging von 8.40 bis 15.20 Uhr. Weil ich in der Jazzband mitspielte, hatte ich das Glück, gleich in meiner 3. Woche an dieser Schule für drei Tage an eine wunderschöne Bucht zu fahren, wo wir geprobt haben. Außerdem machte mein Geographiekurs einen Trip in eines der berühmtesten Gebirge Neuseelands: Den Tongariro National Park. Während dieser vier Tage habe ich viele neue Freunde gefunden. Der Abschluss dieses Trips war ein "fancy dinner" in einem Restaurant - wir Mädchen mussten Kleider anziehen und die Jungs Anzüge! Ein weiteres meiner schönsten Ereignisse war die Überraschungsparty, die meine neuseeländischen Freunde und Familie zu meinem Geburtstag für mich gemacht haben. In meinen letzten zwei Wochen in Aotearoa habe ich noch eine Reise auf die Südinsel gemacht, die sich sehr von der Nordinsel unterscheidet: Während auf der Nordinsel viele Strände sind und das Wetter wärmer ist, findet man auf der Südinsel weites flaches Land und Gebirge. Ich habe so viele Dinge gesehen: Wellington, Rotorua, Lake Taupo, Picton, Dunedin, den Doubtful Sound, Queenstown, Christchurch und so vieles mehr, wie z.B. Robben und Delfine! Der Abschied von allem fiel mir richtig schwer. Jetzt kommt es mir fast wie ein Traum vor und ich kann nicht glauben dass ich diesen Schritt wirklich gewagt habe... Ich stehe noch mit all meinen Freunden und meiner Familie in Verbindung und meine Gastfamilie hat vor, mich bald zu besuchen. Während eines Auslandsaufenthalts lernt man sich selbst auf jeden Fall neu kennen, macht viele tolle Erfahrungen und findet Freunde fürs Leben! Ich kann nur jedem empfehlen, so etwas einmal zu machen - geht nach Neuseeland, Leute :-)! Doch selbst wenn es nicht Neuseeland ist, ihr werdet es auf keinen Fall bereuen!!

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