Erfahrungsberichte aus British Columbia

Rossland: Liene G.

Ich heiße Liene und wollte schon immer ein Auslandsjahr machen. Da mich meine Familie und Freunde auch unterstützt haben, fiel diese Entscheidung überhaupt nicht schwer. Los ging es am 1. November morgens ganz in der Früh. Mein Ziel: Kanada. Sehr früh habe ich angefangen, mich zu informieren und habe mich dann für Kanada entschieden, weil es für mich ein Land war, unter dem ich mir nicht sehr viel vorstellen konnte, das mich aber irgendwie faszinierte. Noch dazu kam, dass ich sehr Ski-begeistert bin und ich das in Kanada auch machen konnte. Letztendlich bin ich dann in Rossland, British Columbia gelandet. Das ist eines kleines Dorf am Fuße des Red Mountain ganz im Süden von BC, fünf Minuten entfernt von der amerikanischen Grenze. Es war mein erster Langstreckenflug, den ich auch ganz alleine geflogen bin. Ich hatte es mir ehrlich gesagt nicht so leicht vorgestellt, aber letzten Endes bin ich abends gut in Cranbrook gelandet. Ich bin leider nicht von meiner Gastfamilie abgeholt worden, sondern von meinem Ski-Trainer. Nach einer Nacht im Hotel lernte ich meine Gastfamilie kennen. Mein erster Eindruck war sehr gut. Ich lebte in einem großen Haus mit noch 2 anderen Austauschschülern (einem Russen und einer Rumänin) und meinen Gasteltern und deren Sohn zusammen. Ich ging in die Red Mountain Academy, einer Skiakademie, die dort eigentlich mein ganzes Leben bestimmt hat. Ich hatte 5 Tage die Woche Skitraining und 2 normale Schultage.
Die Red Mountain Academy arbeitet mit der normalen Highschool , der "Rossland Secondary School" zusammen, die ich montags und dienstags regulär besucht habe. Mittwoch und Donnerstag hatte ich vormittags Skitraining und nachmittags bis 5 Uhr Schule. Freitag, Samstag und Sonntag gehörten ausschließlich dem Skifahren. Die Rossland Secondary School ist eine kleine Schule mit ungefähr 300 Schülern. Für mich war der ganze Unterricht online. Das heißt, ich hatte einen Laptop in der Schule, an dem ich jeden Tag gearbeitet habe, kamen Fragen auf, konnte ich Lehrer fragen. Mir hat dieses Schulsystem sehr gut gefallen, allerdings muss man selber sehr motiviert sein und auch selber wirklich arbeiten. Die Kanadier in der Schule waren auch alle sehr nett und offen und ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt.
Den ganzen November über konnte ich mich gut einleben und auf die kommende Skisaison durch sehr viel Fitnesstraining oder Outdoortraining wie z.B. Treppen laufen, Joggen oder Yoga vorbereiten.
Ich habe dann auch schon viele Freunde gefunden, mit denen ich auf den Snowball in unserer Schule gegangen bin. Das war ein großer Tanz Ball in unserer Schule, auf den sich immer alle freuen.
Anfang Dezember hat die Skisaison angefangen und damit habe ich fast meine ganze Zeit auf unserem Hausberg "Red Mountain", der fünf Minuten mit dem Auto von meinem Haus entfernt lag, verbracht. Ich war in einem sehr netten Ski Team mit vielen internationalen Schülern und sehr guten Skifahrern. Jeder Tag auf der Piste war eine Freude und hat mich in meinem Können ein Stück weiter gebracht. Ich hatte sehr nette professionelle Trainer, die mich sehr individuell behandelt haben. In meinem Ski Team habe ich dann auch meine beste kanadische Freundin gefunden, die mich jetzt auch diesen Sommer hier in Deutschland besuchen kommt. In meiner Gastfamilie habe ich mich zu dieser Zeit nicht mehr so wohl gefühlt, weil wir einfach grundverschieden waren. Deswegen habe ich auch beschlossen, nach Weihnachten die Gastfamilie zu wechseln. Das war für mich eine gute Entscheidung. Ich kann jedem raten, der sich in seiner Familie nicht wohlfühlt, auf jeden Fall zu handeln. Es ist zwar nicht leicht, so etwas zu entscheiden, aber wenn man es geschafft hat, ist man einfach nur froh. Ich bin dann zu meiner besten Freundin gezogen und hatte damit die beste Gastfamilie, in der ich hätte wohnen können. Ihr Vater war mein Trainer und auch meine Gastmutter und mein Gastbruder sind begeisterte Skifahrer. Ich habe mich in der Familie wirklich wie zuhause gefühlt. Außer Skifahren habe ich dann im Januar und Februar auch nicht wirklich viel anderes gemacht, ich war viel auf Skireisen wie zum Beispiel in Whistler in der Nähe von Vancouver oder Apex, einem anderen Skiort in British Columbia. Dadurch habe ich sehr viel in dieser Region Kanadas gesehen und auch viele andere Skiracer getroffen. Highlights für mich waren außerdem ein Trip in die USA nach Spokane mit meiner Gastmutter und Gastschwester zum shoppen und Sightseeing und andere Unternehmungen wie Osterbrunch bei Freunden oder Essen gehen mit der ganzen Großfamilie. Ich habe dort immer nach typischen kanadischen Traditionen gesucht, jedoch festgestellt, dass die Kanadier ein sehr gemischtes Volk sind und sich -da das Land auch noch nicht sehr alt ist- noch nicht wirklich viele Traditionen gebildet haben. Was das Essen anbelangt, ist eigentlich nur Poutine typisch kanadisch. Das sind Pommes mit geschmolzenem Käse und Soße. Geschmacksache! Ich hatte die Saison über viele tolle Skirennen und beim letzten Rennen Anfang April, kam mein Vater aus Deutschland. Es war ein Internationales Skirennen in Whistler, das echt sehr viel Spaß gemacht hat. Ich fand es auch sehr schön, meinem Dad alles zeigen zu können. Am 10. April ist er dann mit mir zurück nach Hause geflogen, was für mich eine gute Unterstützung war, da ich sehr viele Ski und anderes Gepäck nach Hause bringen musste. Ich konnte es dann nicht mehr erwarten, alle wieder zusehen. Es war schwer, sich von meiner Gastfamilie zu verabschieden und auch von meinem Ski-Team, weil man nach einem halben Jahr einfach schon überall richtig dazugehört und es sich nicht vorstellen kann, das alles wieder zu verlassen. Also ich für mich hoffe, dass ich so schnell wie möglich wieder nach Kanada kann, wenn auch nur in den Ferien, um alle wiederzusehen! Ich bereue die Entscheidung, einen Auslandsaufenthalt gemacht zu haben, nicht ein kleines bisschen. Man verpasst in Deutschland nicht viel und wenn man zurück kommt, ist alles annähernd beim Alten. Ich habe in Kanada nicht nur wunderschöne Sachen erlebt, aber trotzdem kann ich sagen, es hat sich mehr als gelohnt und war die beste Zeit meines Lebens. Für mich war es eine sehr tolle Erfahrung, eine Sportart so intensiv zu machen und Skifahren als erste Priorität in meinem Leben zu haben, da es mir persönlich sehr viel bedeutet und ich in Kanada sehr viel dazu gelernt hab und auch die Chance hatte so viel zu trainieren wie ich es in Deutschland nie schaffen werde. Ich hoffe ich konnte Euch ein wenig helfen, Eure Entscheidung zu treffen und freue mich, wenn Ihr meinen Bericht gelesen habt. Liebe Grüße Eure Liene

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