Erfahrungsberichte aus British Columbia

Kelowna: Katrin Q.

Canada Day

Blick auf den Okanagan Lake vom Waterfront Park

Finlayson Lake (Ziel unseres ersten Camping-Trips)

Ice-skating

Kürbisse schnitzen mit den Internationals

Prom (Familienfoto)

Segeln in den Gulf Islands

Semi-Formal im Great-Gatsby-Style

Unser Iglu


Hi, ich bin Katrin und habe 10 Monate im wunderschönen Kelowna in British Columbia verbracht.
Kelowna liegt ca. 400 km östlich von Vancouver am Okanagan Lake. Das ganze Gebiet ist eine Halbwüste und deshalb ist natürlich auch das Klima etwas anders als man es vielleicht zu erst von Kanada erwarten würde: im Winter wird es zwar sehr kalt, im Sommer ist es aber einige Monate über 30 Grad warm und es scheint eigentlich fast immer die Sonne.
Kelowna hat knapp 150.000 Einwohner, ist damit die drittgrößte Stadt in BC und ich finde es richtig schön dort. Im Sommer kann man gut an einem der vielen Strände baden gehen, wandern oder Zeit downtown und in einem der Parks  verbringen. Im Winter kann man in der Mall shoppen gehen, in einem der Kinos Filme schauen oder die Wochenenden im nahegelegenen Skigebiet Big White verbringen.Was auch richtig cool ist, ist die Outdoor Eislauffläche downtown, auf der man mit Blick auf den See Schlittschuh laufen kann. Langweilig muss einem also eigentlich nie werden. Bei mir hat es während der Schulzeit nicht mit einem Auslands-Aufenthalt geklappt, also habe ich mich entschlossen, einfach die 12. Klasse in Kanada noch einmal zu „wiederholen“, und zwar an der Kelowna Secondary School (KSS). KSS hat ca. 2000 Schüler und ist damit doppelt so groß wie meine Schule in Deutschland. Am Anfang war das natürlich etwas überwältigend und ich habe mich mehr als einmal im Schulgebäude verlaufen Aber nach einer Weile hatte ich mich daran gewöhnt, und dann ist so eine große Schule natürlich richtig toll, weil sie viel mehr verschiedene Fächer anbieten kann als eine kleinere. So hatte ich im ersten Semester First Nations, Kunst, Metallkunst und Schmuckherstellung und Earth Science und im zweiten Semester dann Kochen, Schauspielern und Sport. Außerdem hatte ich das ganze Jahr noch Englisch, Chor und Outdoor Education, mein absolutes Lieblingsfach. Der eigentlich einzige Sinn von Outdoor Education  besteht nämlich darin, Ausflüge zu machen. Wir waren wandern, campen, haben 24 Stunden allein im Wald verbracht (während eines Gewitters mit Hagel!), im Winter "Iglus gebaut und darin geschlafen und noch viele andere tolle Trips unternommen. Das absolute Highlight war eine fünftägige Segeltour in den Gulf Islands, bei der wir die "Crew" eines großen Segelschiffes wurden. Dazu gehörte das Steuern des Schiffes genauso wie das frühmorgendliche Deckschrubben und nächtliche Wachehalten. Ich kann jedem echt nur empfehlen, viele „Spaß-Fächer“ zu wählen, weil man da viel leichter Leute kennen lernt und auch einfach neue Sachen ausprobieren kann. Insgesamt nimmt die Schule in Kanada einen ganz anderen Stellenwert ein als in Deutschland. Man hat eine bessere Beziehung zu seinen Lehrern, man kann z.B. bei Problemen wirklich mit den Lehren reden und sie interessieren sich auch viel mehr für ihre Schüler. Als ich meine Gastfamilie gewechselt habe und es mir deswegen nicht so gut ging, habe ich fast jede Mittagspause im Büro meiner Outdoor Ed Lehrer verbracht, mit Geschichten erzählen und mich aufmuntern lassen. Es gibt auch viele außerschulische Angebote. Wenn eine Sportmannschaft der Schule ein wichtiges Spiel hat, kommt (zumindest gefühlt) die ganze Schule (natürlich in Schulfarben gekleidet, um das Team zu unterstützen und auch sonst wird von der Schule viel organisiert: vom Pancake-Frühstück für die ganze Schule, Tänzen bis hin zu Sleepovers bei denen der ganze Abschlussjahrgang die Nacht in der Schule verbringt. Etwas ganz Besonders ist natürlich auch Prom, zu der ich zum Glück gehen durfte. Es ist schon ziemlich beeindruckend, den ganzen Abschlussjahrgang (knapp 600 Schüler) in schicker Abendgarderobe zu sehen. Natürlich habe ich mir auch die Commencement Ceremony nicht entgehen lassen und meinen kanadischen Freunden dabei zugesehen, wie sie ihre Zeugnisse erhielten und ihre Hüte in die Luft geworfen haben. Für einige Schulteams gab es zwar ziemlich harte Probetrainings, aber das Rugby-Team freute sich über jeden neuen Mitspieler und so habe ich zusammen mit einer anderen deutschen Freundin eine Weile Rugby gespielt. Rugby ist für Mädchen zwar nicht so populär und so hatten wir nicht genug Mädchen für ein komplettes Team, aber es hat trotzdem total Spaß gemacht. Nach unserer Ankunft in Kanada hatten wir anstatt Schule aber zuerst ein Camp mit allen Internationals aus Kelowna, bei dem wir uns kennen lernen konnten und Informationen bekommen haben. Darüber war ich echt froh, denn so war man am ersten Tag in der neuen Schule nicht allein, sondern hatte gleich Freunde mit denen man sich vor dem Unterricht treffen und die Mittagspause verbringen konnte. Durch das Programm des Schuldistrikts hat man auch immer wieder Sachen mit den anderen Austauschschülern unternommen und so Leute aus aller Welt kennen gelernt. Natürlich auch viele andere Deutsche, was aber auch echt gut ist, da man so fast immer jemanden findet, mit dem man etwas unternehmen kann. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kanadier am Anfang etwas verschlossen sind und so hat es eine Weile gedauert bis ich kanadische Freunde gefunden habe. Aber wenn man offen ist und auf sie zugeht, kann man unglaublich viel Spaß mit ihnen haben und richtig gute Freunde finden. Und so Kanada natürlich noch mal auf eine ganz andere Art kennen lernen, weil die Kanadier einen zu Sachen mitnehmen, auf die man selbst wahrscheinlich nie gekommen wäre. Nur der Abschied ist dann natürlich sehr traurig, weil man ja weiß, dass man sich erst mal eine ganze Weile nicht mehr sehen wird. Meine erste Gastfamilie war zwar nett, aber weil sie außerhalb von Kelowna gewohnt haben und die Chemie zwischen uns nicht so wirklich gestimmt hat, haben ich und meine Gastschwester aus Belgien beide beschlossen, die Gastfamilie zu wechseln. Und das war eine richtig gute Entscheidung!!! Mit meinen neuen Gasteltern (beide 25) habe ich mich super verstanden. Wir haben fast immer den Abend  zusammen im Wohnzimmer verbracht, fern gesehen und Spiele gespielt und am Wochenende etwas unternommen: wir waren Schneeschuhlaufen, haben einen Ausflug nach Vancouver gemacht und viele „Familien-Sonntage“ mit gutem Essen, shoppen und Spiele spielen verbracht. Ich hatte zwar keine Gastgeschwister, aber dafür haben die Familien meiner Gasteltern beide in Kelowna gewohnt und wir haben fast jedes Wochenende etwas mit ihnen unternommen. Ich hatte also Gastgroßeltern, -onkel und -tanten, die alle immer supernett zu mir waren und mir das Gefühl gegeben haben, ein Teil der Familie zu sein. Und dass die Eltern meiner Gastmutter selber schon seit langem Gastschüler bei sich aufnehmen war natürlich auch sehr praktisch für mich, weil es so einerseits immer andere Gastschüler gab und ich nicht die einzige "Fremde" war, wenn wir zusammen etwas unternommen haben, und sie außerdem viel Erfahrung mit Gastschülern hatten und mir so immer viel erklären und helfen konnten. Durch den Gastfamilienwechsel  habe ich dann im Zentrum von Kelowna gewohnt, was es viel einfacher gemacht hat Freunde zu treffen und Sachen zu unternehmen. Ich kann also jedem, der über ein Auslandsjahr nachdenkt, wirklich nur empfehlen es auch zu tun!!! Auch wenn man am Anfang vielleicht Bedenken hat, ist vieles eigentlich gar kein Problem und man gewöhnt sich auch schnell an seine neue Umgebung.
Meine Zeit in Kanada war einfach unglaublich: ich habe viel über mich selbst gelernt, konnte neue Sachen ausprobieren, habe richtig enge Freunden gefunden (kanadische und aber auch andere Deutsche) und eine zweite Familie.  Insgesamt also eine zweite Heimat. Da ich trotz zahlreicher Campingausflüge noch keinen Bären gesehen habe (worüber sich irgendwann alle lustig gemacht haben), muss ich wohl bald wieder nach Kanada, um dieses Versäumnis nachzuholen.  

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