Erfahrungsberichte aus Paraparaumu

Kapiti College: Phillip L.

Neuseeland - Das Land der langen weißen Wolke Als ich vor einem Jahr im Juli auf Neuseeland als internationaler Student landete, hätte wohl kaum jemand gedacht, dass ich einmal persönlich über die lange weiße Wolke abheben würde. Mein einjähriger Aufenthalt in Aotearoa zählt nämlich nicht nur zu den schönsten und erfahrungsreichsten Erlebnissen meines bisherigen Lebens, sondern brachte mir auch ganz “nebenbei” noch eine Fluglizenz ein, mit welcher ich mir die Möglichkeit schuf, die Insel mit der langen weißen Wolke einmal von oben zu betrachten - und dabei verliebte ich mich unsterblich in sie… Am 07.07 landete ich in Wellington auf Neuseeland und war vom ersten Augenblick an, vor allen Dingen von dem Verhalten der Neuseeländer, begeistert - allein schon weil sich das Einreisen in ihr Land äußerst unkompliziert und locker arrangierte - woran in Deutschland nicht zu denken wäre. Diese war nur eine der überaus positiven Erfahrungen, welche ich auf der Insel machen durfte. Aber beginnen wir mit der ersten Woche… … denn diese gestaltete sich gleich als absolut traumhaftes Ereignis. Von meiner ersten Familie wurde ich mit offenen Armen in Empfang genommen. Bei ihr sollte ich allerdings nur eine Woche unterkommen, für die Woche des Vorbereitungsseminars, einer Veranstaltung meiner Organisation IST. In dieser Woche erhielt ich bereits einen großen Einblick in das Leben von Neuseeland: Sprache, Land, Kultur und nicht zu vergessen in das erste private Leben einer neuseeländischen Familie mit einem überaus sympathischen Gastbruder, welcher einen Raum mit mindestens 18 Computerbildschirmen behauste. Ein modernes Neuseeland nahm mich also in Empfang. Nach dieser erlebnisreichen Woche, zwei weiteren Gastfamilien und zwei Monaten ging es in meine endgültige Gastfamilie Harris - ein Traum von einem Zuhause. Mein Bruder war wie ein Bruder: Er hörte überaus laut Musik bis in die Morgenstunden, fuhr schwarz Auto und versuchte mir die neuseeländischen Mädchen näher zu bringen. Meine Mutter war eine Maîtresse de Cuisine, eine Meisterin der Küche und ich vermisse ihr gutes Essen jetzt noch. Wir verstanden uns super, aber wenn es um das Aufräumen meines Zimmers ging, so teilten sich unsere Meinungen. Mein Vater war so, wie man sich eben einen Vater vorstellt. Wir konnten über Gott und die Welt reden, hatten viel Spaß zusammen: Vom Brotbacken bis zum gegenseitigen auf den Arm nehmen ließ sich alles mit ihm unternehmen. Und dann gibt es noch eine Sache, die ich ihm sehr hoch anrechne und ihm nie vergessen werde: Als ich meine Pilotenlizenz erhielt, bot ich ihm an Paraparaumu, meinem Aufenthaltsort in der Nähe von Wellington, einmal von oben zu betrachten. Es kostete viel Überredungskunst, aber letztendlich sagte er trotz seiner Flugangst zu. Es ging alles gut: Er überstand das Starten, er überstand das Fliegen und das Landen überstand er fast - denn kurz vor dem Aufsetzen des Flugzeuges musste ich ihm doch noch die Tüte reichen… Auch dieses Erlebnis mit meinem Vater lässt mich noch einmal die unglaubliche Flexibilität, Höflichkeit und Offenheit der Neuseeländer unterstreichen. Ich möchte hier nur noch ein Beispiel nennen, welches für die Aufgeschlossenheit und Gastfreundschaft der Insulaner spricht: Mein bester Freund Tyll, ebenfalls internationaler Student, und ich unternahmen viele Tagesausflüge mit dem Flugzeug, denn auch Tyll war dabei seine Pilotenlizenz zu erwerben. Einer unserer Tagesausflüge führte uns nach Nelson, eine Stadt auf dem nördlichen Teil der Südinsel. Auf dem Flughafen nahm uns ein netter, älterer, sympathischer Herr in Empfang, für welchen wir ein Bild per Luftweg von der Nordinsel nach Nelson transportiert hatten. Er bot uns sogleich ein üppiges Mittagessen in seinem Hause an, welches seine Frau extra bereitet hatte. So leid es meinem Freund und mir tat, so lehnten wir doch ab, da wir unbedingt die Stadt Nelson besichtigen wollten. Der ältere Herr fühlte sich durch das höflich abgelehnte Mittagessen etwa keineswegs beleidigt, sondern setzte uns zwei Jungs in sein Auto, fuhr uns in die Stadt, warf uns dort ab und wünschte uns einen schönen Aufenthalt - ich frage mich bis heute, ob mir so etwas in Deutschland wiederfahren würde. Kapiti College, meine Schule für ein ganzes Jahr und ein wahrgewordener Traum. Ich, eigentlich resistent gegen jeden Schulbesuch, habe in Neuseeland jeden Morgen um 8.00 Uhr mit Freuden meine Beine aus dem Bett geschwungen, bin in meine legere, weinrote Schuluniform geschlüpft und habe mich auf meinen modernen Schultag gefreut. Mein Schulweg, welcher zu Hause knapp eine Stunde beträgt, betrug in Neuseeland 10 Minuten zu Fuß- keine Abhängigkeit von Bus oder Bahn. Als ich am ersten Tag das Kapiti College betrat war ich sehr aufgewühlt und aufgeregt. In meinem Kopf waren zu viele Fragen, Neugier, Aufregung und wahrscheinlich auch ein paar Ängste. Was habe ich zu tun, an wen soll ich mich wenden? Dank den Vorbereitungsseminaren meiner Organisation IST erkannte ich noch ein paar andere internationale Studenten, unter anderem meinen späteren besten Freund Tyll aus Hamburg. Gemeinsam wurden wir dann von einem überaus netten und aufgeschlossenen einheimischen Schüler in einen Konferenzraum geleitet, in welchem wir eine Einleitung in das neuseeländische Schulleben, speziell in das Leben des Kapiti College erhielten. Am zweiten Schultag wurde mir erst bewusst, dass ich das College, ein riesiger moderner Gebäudekomplex, gar nicht in voller Dimension wahrgenommen hatte. Zwei Rugbyfelder, ein Basketballfeld, ein Fußballfeld und elf flache Gebäude verfehlten ihre kolossale Wirkung auf mich am zweiten Tag nicht. In meinem Kopf vollzog sich wieder einer meiner typischen Gedankengänge: Vergleich Deutschland - Neuseeland. Wo gibt es zu Hause in meiner Umgebung solch eine schülerfreundliche öffentliche Einrichtung? So aktuell, alles auf eine Lokalität fixiert und vor allem so großzügig? Eine Bibliothek war vorhanden, in welcher es nichts gab, was man nicht gefunden hätte. Es gab keine Sportart, welche man am Kapiti College nicht hätte betreiben können, es gab kein Instrument, welches man nicht hätte spielen oder erlernen können. Aber was wäre eine Schule ohne Lehrer - in Neuseeland geliebt, geehrt, in Deutschland gehasst. Uns internationalen Studenten standen motovierte, hilfsbereite und offene Lehrer zur Seite, die sich ohne Probleme in uns Schüler hineinversetzen konnten und sich nicht als etwas Besseres fühlten. Uns Studenten wurde für fast alles Verständnis entgegen gebracht. Selbst von unserem Direktor wurden wir fast wie Könige behandelt. Mein Freund Tyll und ich bekamen besondere Unterstützung von ihm. Da er wusste, dass wir an unserer Fluglizenz mit Ehrgeiz arbeiteten, bekamen wir für unsere Flugstunden regelmäßig Unterrichtsfreistellungen von ihm. Er fühlte und fieberte förmlich mit uns mit, vor allen Dingen da wir die jüngsten, ausländischen und ersten Piloten an seiner Schule darstellten. Als ich meine Pilotenlizenz in Empfang nehmen durfte, überlegte ich mir, wie ich mich bei meinem Direktor Burt für seinen Beistand revanchieren könne. Warum ihm also zum Beispiel nicht das zeigen, was er unterstütz hatte, was ich dank ihm gelernt hatte? Ich lud ihn also zu einem Rundflug ein und trotz seiner Skepsis gegenüber meinen Flugkünsten sagte er zu. Auch das Verhalten meines Direktors war also ein Zeichen dafür, dass die Lehrer an dem Leben ihrer Schüler interessiert waren und Talent und Ehrgeiz beistanden. Unsere Lehrer führten ihren Unterricht zielgerichtet und modern. Die Arbeit mit Laptops war normal, wir sollten auf das wahre Arbeitsleben vorbereitet werden, welches sich immer mehr auf die Arbeit mit Computern spezialisiert. Jeder Klassenraum war mit Internetanschlüssen ausgestattet und so war das Erarbeiten von Schulstoff durch spezielle Internetseiten vollkommen normal. Natürlich wurde auch mit Buch, Papier und Stift gearbeitet, aber gerade die Moderne des Unterrichts faszinierte mich. Ich kenne nur wenige Schulen in Deutschland, welche auf dem gleichen neuen Stand sind wie alle neuseeländischen Schulen. Wenn mir immer jemand erzählte, dass er an die Liebe auf den ersten Blick glaube oder sie und sogar selber erlebt habe, lächelte ich immer von oben herab über denjenigen. Liebe auf den ersten Blick war für mich eine Erfindung der Filmwelt und Liebesromane. Als ich aber Neuseeland entdeckte habe ich mein Herz verloren: An Land, Leute und Kultur. Dank der guten Arbeit meiner Organisation IST durfte ich das wohl beste Jahr meines Lebens erleben. Phillip Lüdtke, 18 Jahre Kapiti College, Paraparaumu

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