Canada is awesome, ey!?! Mein Name ist Sebastian und ich war zehn Monate im Okanagan Valley in Kanada. Schon als ich die Lage des Wein- und Obstanbaugebiets mit einem riesen See gesehen habe, wusste ich, dass ich mich dort wohlfühlen würde. Kelowna hat eines der schönsten Klimas von ganz Kanada und hat dazu noch einen See der fast so groß wie der Bodensee in Deutschland ist. Als ich von Vancouver nach Kelowna geflogen bin, durch die schneebedeckten Berge, war ich mir sicher, dass Kelowna der richtige Ort für meinen Aufenthalt ist. Wie es sich herausgestellt hat, war es ein unvergessliches Jahr mit sehr viel neuen Erfahrung, neuen Kenntnissen und Freunden fürs Leben. Am Anfang war ich noch etwas skeptisch meine Freunde und Familie in Deutschland zu verlassen und für zehn Monate allein in ein fremdes Land zu gehen, aber diese Skepsis wurde sehr schnell ausradiert. Der Flug und die Einreise haben ohne Probleme geklappt. Fliegen war noch nie ein Problem für mich und da ich schon öfters in den USA und Kanada im Urlaub war, wusste ich auch was auf mich zukommt und konnte mich dann im Flieger noch etwas ausruhen bevor es, an meinem ersten Abend in Kanada, schon auf eine Familienversammlung ging. Dort habe ich dann alle kennen gelernt und wurde überall herzlich willkommen geheißen. Während meines Aufenthalts habe ich in einer Gastfamilie gelebt. Es war eine sechsköpfige Familie und da ich ein Einzelkind bin war es zu Beginn schon eine starke Umstellung, aber ich kann heute sagen, dass ich mir ein oder mehrere Geschwister wünschen würde. Ich hatte drei Gastbrüder (20, 17, 17)und eine Gastschwester (15) und schon nach kurzer Zeit war auch ich Teil der Familie. Es war neu für mich, dass alles in gerechte Portionen verteilt wurde, jedoch habe ich mich sehr schnell daran gewöhnt. Die ganze Familie war sportlich sehr aktiv und daher wurde auch ich häufig mit in die sportlichen Aktivitäten eingebunden. Gleich vom ersten Tag an lief es absolut prima mit der Gastfamilie. Wie in einer richtigen Familie hat man natürlich auch mal Unstimmigkeiten aber diese sind spätestens nach einem Tag vergessen und verziehen. Es lief alles sehr selbstständig und jeder hat sein eigenes Frühstück und Mittagessen gekocht, nur jeden Abend gab es zusammen Essen, ohne Ausnahmen. Nach kurzer Zeit wurde ich wie deren eigener Sohn behandelt und musste dadurch natürlich auch meine Aufgaben; wie eigenes Bad putzen, Rasenmähen, Schneeschippen, etc. erledigen. Mein erstes Thanksgiving war sehr interessant. Für eine sieben köpfige Familie braucht man natürlich auch einen großen Truthahn. Das Thanksgiving Dinner war wirklich ein Erlebnis, denn der Tisch war VOLL mit Essen und am Ende des Abends war das Essen weg. Meine Gastfamilie hat das sehr ernst genommen und es war ein großer Tag in Kanada. Familie und Freunde waren alle da zum Abendessen und es war ein sehr feierlicher Festtag. Es hat gut zwei Monate gebraucht bis ich einen soliden kanadischen Freundeskreis hatte, was natürlich in den ersten beiden Monaten manchmal zu Wochenenden alleine zu etwas Langeweile geführt hat aber da ich die ganze Zeit über immer offen war und auf die Leute zugegangen bin, hat das sehr schnell geklappt. Ganz plötzlich war ich dann jedes Wochenende mit meinen Freunden weg und teilweise auch noch unter der Woche. Von Anfang an habe ich mich an dem Absondern der anderen deutschen Austauschschüler nicht beteiligt. Sie sind größtenteils unter sich geblieben und haben deutsch geredet und wollten wenig mit den Kanadiern zu tun haben, was sich im Endeffekt negativ auf die Spracherweiterung ausgewirkt hat. Ich habe mich durchweg nur mit Kanadiern umgeben und darf heute stolz sagen akzentfreies Englisch sprechen zu können, nette Menschen kennengelernt und tolle Freunde gewonnen zu haben. Während meines Aufenthalts habe ich die Okanagan Mission Secondary School besucht. Eine Schule mit rund 1 000 Schülern von Klasse 8 bis 12. Ich war sehr überrascht über die Zusammengehörigkeit in der Schule. Bei Sportevents wie Football oder Basketballspielen war stets ein großer Teil der Schülerschaft anwesend und meistens sogar in den Schulfarben blau und gold angezogen. Das Schulmaskottchen, der Husky, war natürlich auch immer dort und hat die Menge kräftig zum anfeuern animiert. Das Fächerangebot an dieser Schule hat mich fast umgehauen. Von den normalen Fächern wie Englisch, Mathe und den Naturwissenschaften abgesehen, gab es außerdem noch Schreinerei, Schweißen, Autowerkstatt, Unternehmenswissenschaften und viele andere, in Deutschland, undenkbare Fächer. Auch das Sportprogramm der Schule war sehr ausgeprägt. Die Schule hatte neben mehreren verschiedenen Sportteams auch sogenannte „sport academies“ in denen man sich auf die jeweilige Sportart konzentriert hat, was aber als Schulsport gewertet wurde. Mein Lieblingsfach war Automotive Technology. Ein Fach in dem man lernte Autos zu reparieren und die Funktionalität aller Teile in einem Auto kennen lernte. Neben der Restauration eines Motors habe ich einen Motorblock auseinander genommen und Problemlösung betrieben. Es war die ganze Zeit über ein qualifizierter Lehrer anwesend der einem bei Problemen gerne geholfen hat, einen aber sonst sehr selbstständig hat arbeiten lassen. Am Ende des Jahres habe ich Auszeichnungen als bester Schüler in drei Fächern erhalten und war im gesamten einer der Topschüler an der Schule. Da ich die 12. Klasse besucht hatte, durfte die Graduation natürlich nicht fehlen. Das größte Event der vier jährigen High School war natürlich Prom. Mit Stretch Limousinen, Ballkleidern und Smokings war der Abend einer der bedeutendsten die ich je erlebt habe. Nicht nur wurden Unmengen an Geld in diesen einen Abend gesteckt, es wurde auch zu einer der schönsten Erinnerungen. Mit großem Dinner Buffet und Reden von allen wichtigen Personen der Schullaufbahn wurde der Abend gestaltet, bis die Abschlussklasse dann zum Einlauf in den Ballsaal gerufen wurde und sich alle Augen nur auf uns richteten. Danach kam natürlich die Zeremonie, in der ich ein kanadisches Diplom ausgehändigt bekommen habe. Alleine das Gefühl in dieser Robe mit Hut über die Bühne zu laufen und geehrt zu werden war unbeschreiblich. Natürlich durfte am Ende der berühmte Wurf des Hutes nicht fehlen. Es war sehr eindrucksvoll zu erleben wie zeremoniell und bedeutend dieser Moment doch war und wie befreit alle gewirkt haben nachdem die Zeremonie vorbei war und man sein Diplom in der Hand hielt. Schule in den letzten paar Wochen danach war nur noch eine Formalität und alle haben sich gefreut auf das College oder die Universität gehen zu können. Meine Zeit in Kanada war durchweg wunderschön und sie wird mich mein Leben lang begleiten und ich muss heute noch häufig daran denken. Die Freunde die ich gewonnen und die Erfahrungen die ich gesammelt habe kann mir niemand nehmen und es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung dieses Auslandsjahr durchzuführen. Ich habe mich stark entwickelt und bin ein ganz anderer Mensch geworden. Ich bin froh eine komplett andere Kultur kennen gelernt und lieben gelernt zu haben. Es war ein unvergessliches Jahr und ich kann es nur jedem empfehlen, der auch nur das geringste Interesse hat. Eine solche Chance bekommt man nicht oft im Leben. Es verbessern sich nicht nur die Sprachkenntnisse, man wir ein sehr viel erwachsenerer Mensch und lernt sehr viel dazu. Ich hatte viele Gründe warum ich nach Kanada gegangen bin und natürlich hat man die Spracherweiterung immer im Hinterkopf aber man sollte auch an sich als Person denken und daher war Kanada die richtige Wahl für mich. Es hat mich sehr weit gebracht und ich habe sehr viele Dinge gelernt. Mit meiner Gastfamilie habe ich weiterhin laufend Kontakt und diese Freundschaft wird sich auf jeden Fall in die Zukunft halten. Am Ende haben mich dann meine Eltern abgeholt und ich war etwas besorgt, dass sich meine Gastfamilie und meine deutsche Familie nicht verstehen würden aber das war überhaupt kein Problem, denn sie hatten immerhin eines gemeinsam – mich. Die Abschiedsparty die für mich geplant wurde war gigantisch und im kanadischen Stil gab es natürlich ein großes BBQ im Garten mit allen Freunden. Der Abschied fiel sehr schwer aber man sieht sich auf jeden Fall wieder. Wie meine Gastschwester so nett gesagt hat: „I’ll always have four brothers!“ Im Endeffekt kann ich nur jedem raten diese große Reise anzutreten und einfach etwas zu wagen. Es mag am Anfang etwas seltsam sein aber nach kürzester Zeit fühlt man sich mehr als wohl und genießt jeden einzelnen Tag. Es ist eine lebenslange Erfahrung und man wird es bestimmt nicht bereuen.