Erfahrungsberichte aus Honiton

Honiton: Mona W.

Sieben Monate habe ich in England verbracht. Genauer gesagt in Payhembury, einem kleinen Dorf östlich von Exeter in dem schönen County Devon. 
Meine supernette Gastfamilie besteht aus meinen beiden Gasteltern, meinen 12-,  15- und 17-jährigen Gastgeschwistern (die gleichzeitig zu meinen besten Freundinnen dort wurden) und dem schottischen Schäferhund „Kiwi“. In der Familie und dem großen, für diese Gegend  typisch reetgedeckten Haus habe ich mich vom ersten Tag an sehr wohlgefühlt. Bald hat sich nämlich herausgestellt, dass wir viele gemeinsame Interessen in punkto Hobbies, Bücher und Filme haben. An den Wochenenden hat meine Gastfamilie immer viel unternommen, zum Beispiel sind wir häufig an den Strand gefahren, der, wie ich gestehen muss, dort viel schöner ist als unser deutscher Nordseestrand. Außerdem haben wir mehrere Tagesausflüge in die Landeshauptstadt London gemacht, waren mehrmals in Exeter und in den Half-Term-Holidays im Herbst ein paar Tage in Cambridge, wo ich auch die Eltern meiner Gastmutter kennenlernte.  Da meine älteste Gastschwester nächstes Jahr vor hat  zu studieren, hatte ich das große Glück mit ihr einige weitere große Städte und die Unis dort zu besichtigen, von Plymouth über Bristol bis Brighton. Bei so vielen Ausflügen, Unternehmungen und den damit verbundenen neuen Eindrücken blieb mir auch gar keine Zeit für Heimweh! Leider ging ich nicht zusammen mit meinen Gastgeschwistern auf eine Schule, da deren Schule schon voll war und keinen einzigen Platz mehr frei hatte. Deshalb habe ich während der ersten fünf Wochen die 10. Klasse des „Honiton Community College“, zusammen mit drei weiteren Austauschschülern aus Deutschland, besucht. Um halb neun muss man in der Schule sein, der eigentliche Unterricht beginnt allerdings erst zwanzig Minuten später. Vorher ist nämlich erst einmal „registration“ in den Tutorgruppen, da werden verschiedene Ankündigungen gemacht („Macht mit beim Frankreichaustausch!“, „Denkt dran, Ohrringe müssen klein und dezent sein!“) und geguckt, ob alle da sind oder jemand fehlt – meiner Meinung nach ziemliche Zeitverschwendung, da keiner weder beim Frankreichaustausch mitmacht, noch sich an die Ohrringvorschriften hält. Das Problem war, dass der Unterricht ziemlich leicht für uns Deutsche war, und außerdem sind die Schüler in den 10. Klassen hier ein Jahr jünger als in den 10. Klassen in Deutschland, da man in England schon mit fünf eingeschult wird. Deshalb sind wir nach einem Monat in die 12. Klasse gewechselt und damit in die Sixth form. Da braucht man keine Schuluniform mehr tragen und spezialisiert sich auf nur drei oder vier Fächer. Pro Woche hat man auch etwa 10 Freistunden, die für das Schreiben der vielen Hausaufgaben und Esseys genutzt werden. Die Lehrer gestalten den Unterricht meistens mit Powerpoint Präsentationen, denn in jedem Klassenraum gibt es einen Beamer oder ein Whiteboard. Sportunterricht haben Mädchen und Jungen getrennt und unser Mittagessen in der Kantine bezahlten wir per Fingerscan. Während meines Aufenthaltes musste ich zudem feststellen, dass sich einige Vorurteile den Engländern gegenüber als richtig erweisen. Tee wird zu jeder Tages- und Nachtzeit zu sich genommen und das Wetter ist tatsächlich eines der Hauptgesprächsthemen.  Ob es aber wirklich viiiel häufiger regnet als in Deutschland kann ich nicht mit Sicherheit bestätigen, allerdings führten nichtvorhandende Gullys  und starke Regengüsse doch manchmal zu heftigen Überschwemmungen und Straßensperrungen. Auch eine 5-mm-dicke Schneeschicht kann das Leben in einen Stillstand versetzen. Meine Zeit in England hat mir sehr viel Spaß und Erfahrung gebracht, daher bereue ich es kein bisschen, Deutschland spontan für ein halbes Jahr verlassen zu haben. Die Zeit ist viel zu schnell vergangen! Allerdings konnte ich so problemlos wieder in meinen alten Jahrgang in Deutschland einsteigen, ohne ein Klasse wiederhohlen zu müssen.