Erfahrungsberichte aus Beijing

Beijing: Undine Strößenreuther

Liebes High School Team! Ich finde jetzt endlich einmal die Zeit euch zu schreiben. Mir geht es hier in China sehr gut. Ich hätte nie gedacht, mich hier je so zuhause zu fühlen. Ich dachte es bleibt immer ein großes Abenteuer, aber nein, das ist jetzt alles einfach nur mein Leben, die Normalität. Vor den großen Ferien im Februar war ich davon überzeugt, schon richtige gute Freunde gefunden zu haben, aber es hat sich herausgestellt, dass die richtig dicken Freundschaften sich erst in den Wochen danach entwickelt haben. Das mag in anderen Ländern schneller gehen, aber hier läuft alles viel langsamer ab, als in anderen Ländern, was wohl vor allem an der Sprachbarriere liegt. Es war anfangs sehr schwer und ich war nur mit anderen Austauschschülern unterwegs, aber mittlerweile freue ich mich jeden Tag darauf in die Schule zu gehen um dort meine Freunde zu sehen. Zu außerschulischen Zeiten ist das nämlich kaum möglich. Hier wird mit den Kindern sehr streng umgegangen, für sie gibt es momentan nur einen Lebensgrund: das Lernen. Die Eltern erlauben ihren Kindern nicht, sich mit Freunden zu treffen oder längere Zeit (mehr als eine Stunde) sich einfach nur mit etwas Freudigem zu beschäftigen. Kaum von der Schule zurück (nach einem Schultag von 12 Stunden), sollen sie lernen, lernen, lernen und wenn sie dann gar nicht mehr wissen, was sie tun sollen, eben schlafen. Das ist in meiner Gastfamilie nicht anders. So kommt es, dass ich, selbst wenn ich jetzt chinesische Freunde habe, an den Wochenenden wieder sehr viel mit Ausländern unternehme. Der Schulalltag bietet sich sehr gut dazu an, etwas mit seinen chinesischen Freunden zu unternehmen, denn, obwohl der Unterricht relativ streng und zentral geführt wird, zeigen die Schüler an diesem oft weniger Interesse. Da auch den Lehrern oft relativ egal ist, was ihre Schüler so machen, kann man problemlos die letzten Neuigkeiten austauschen oder etwas Schlaf nachholen. Beim chinesischen Zensursystem ist das auch nicht so schlimm, denn das einzige was zählt, sind die monatlichen Prüfungen, in denen alle über den Zeitraum von 2-3 Tagen geprüft werden. Die Tests zur Überprüfung des Wissens von der letzten Stunde und die korrigierten Hausaufgaben dienen nur zur Beschäftigung der Lehrer. Das führt mal wieder zu einem der Vergleiche mit Deutschland, wo meines Erachtens Deutschland mal wieder besser abschneidet. Das ist einer der wunderbaren Vorteile eines Auslandsjahres: man lernt sein Heimatland besser kennen und auch schätzen. Viele Dinge, über die ich in Deutschland geklagt habe, sehe ich jetzt in einem anderen Licht. Irgendwie ist das oben Geschriebene jetzt vielleicht nicht sonderlich hilfreich für andere, aber es ist das einzige was mir momentan einfällt. Es ist mir anfangs leichter gefallen, über das Besondere an China zu schreiben, aber mittlerweile verblassen die Erinnerungen an das, was mir als Besonders aufgefallen ist, und auch die Erinnerungen an Deutschland nehmen ab. Zuletzt noch einmal ein riesengroßes Danke an euch, die ihr das so toll organisiert habt! Ich bin so glücklich! Undine Strößenreuther Beijing