Erfahrungsberichte aus Allende

Mar del Plata und Villa Allende: Jordis P. und Laura Z.

Nach dem unendlich langen Flug, kamen wir endlich völlig erschöpft in Córdoba an. Wir wurden am Flughafen von Marcelo empfangen und zu unserem Hostel begleitet. Am Flughafen haben wir auch gleich ein paar der anderen Deutschen kennengelernt. Im Hostel wurden wir von allen Mitarbeitern von EduQuality – der Partner-Organisation – empfangen und mit Küsschen begrüßt. Diese Herzlichkeit kannten wir von Deutschland nicht und wir waren sehr überrascht. 
Da wir sehr hungrig waren, bekamen wir auch sofort die Möglichkeit unsere ersten kulinarischen Eindrücke zu sammeln: Es gab Mate und Dulce de Leche. Mate ist das argentinische National-Getränk. Es wird in einem Becher (dem Mate) zubereitet und besteht aus Yerba (wörtlich übersetzt „Kraut“) und heißem Wasser. Getrunken wird er durch die „Bombilla“, einer Art Strohhalm aus Metall, der ein Sieb am unteren Ende hat. Im Sommer bei sehr warmen Temperaturen, trinkt man den Mate auch gerne mit kaltem Wasser oder Saft. Je nach Geschmack, kann man ihn auch mit Zucker süßen. Mate ist für die Argentinier nicht einfach nur ein Getränk. Es bedeutet Gemeinschaft, Freundschaft und Zusammenhalt. Wer mit einem Argentinier Mate trinkt, wird sehr schnell an dem unglaublich starken Gefühl der Zugehörigkeit teilhaben.
Dulce de Leche ist eine karamell-ähnliche Creme, die aus Milch und Zucker besteht. In Argentinien findet man die Dulce de Leche überall: Beim Eis essen, in jedem Dessert, Gebäck und vor allem auf jedem Frühstückstisch. 
Am ersten Abend haben wir „Chancho va“ gespielt, ein lustiges Kartenspiel aus Argentinien. Am nächsten Tag gingen dann aber die Spanischstunden los. Wir lernten, uns vorzustellen, nach dem Weg zu fragen und – das wichtigste – Essen zu bestellen. Am Nachmittag haben wir immer kleine Ausflüge ins Zentrum von Córdoba gemacht und dort unsere neu erlernten Kenntnisse auch sofort angewandt. Die Zeit im Orientation Camp verging schnell und mit einem kleinen Asado und viel argentinischer Musik haben wir uns schließlich verabschiedet. Jeder der insgesamt sieben Austauschschüler ist zu seiner Gastfamilie gegangen und alle waren sehr aufgeregt und nervös, die neue Familie endlich kennenzulernen. Hier haben sich unsere Wege also vorerst getrennt. Jordis‘ Gastfamilie lebt in Villa Allende, etwa eine halbe Stunde von Córdoba entfernt; Lauras Gastfamilie lebt in Mar del Plata in der Provinz Buenos Aires, 16 Stunden von Córdoba entfernt. Trotz der unterschiedlichen Städte, waren unsere Erlebnisse am ersten Schultag sehr ähnlich: Alle Schüler waren sehr aufgeregt und haben uns mit Fragen gelöchert. Wir fühlten uns sehr „prominent“, da alle ein Foto mit „der Deutschen“ machen wollten und jeder einem in der Schule hinterhergeschaut hat. Nach ein paar Tagen hat sich das aber gelegt und wir haben sehr schnell Freunde gefunden, auch haben die Leute gelernt, dass wir einen Namen besitzen und nicht einfach nur „die Deutsche“ heißen. Die Argentinier sind alle sehr interessiert an Deutschland und haben uns viel gefragt. Auch lustige Fragen, wie zum Beispiel: -    „Gibt es Kühe in Deutschland?“
-    „Können Deutsche Fahrrad fahren?“
-    „Existiert Glitzerstaub in Deutschland?“
-    „Könnt ihr auch Bananen/Mango/Äpfel/Blutorangen kaufen?“
-    „In welcher Sprache denkst du?“
-    „Übersetzt du alles zuerst, wenn du mit deiner Familie aus Deutschland sprichst?“
-    „Wohnst du in der DDR oder in der BRD?“ In der Schule hat sich eine Routine eingestellt, allerdings ist die Schule schon sehr unterschiedlich – vor allem die Schüler-Lehrer-Beziehung. Die Lehrer werden geduzt, mit Vornamen angesprochen und mit Küsschen begrüßt – es sind vielmehr Freunde als Autoritätspersonen. Auch die Gestaltung des Unterrichts ist ganz anders. Die Schüler müssen viel selbstständiger lernen und sich den Stoff zum größten Teil selbst erarbeiten. Es gibt viel freies Arbeiten, diese Zeit wird aber nicht nur zum Lernen genutzt. Im April hatten wir dann die Möglichkeit, nach Misiones zu fahren, um die Iguazú Cataratas zu besuchen. Die Anreise war sehr lang, doch es hat sich auf jeden Fall gelohnt.  Am ersten Tag haben wir einen Aussichtpunkt besucht, an dem man nach Paraguay und Brasilien schauen kann – das sogenannte Drei-Länder-Eck. Argentinien, Paraguay und Brasilien werden getrennt von den Flüssen Río Iguazú und Río Paraná. Am nächsten Tag, ging es dann aber so richtig zu den Wasserfällen. Wir sind über Stege gewandert, haben im Dschungel exotische Tiere gesehen und – zur Krönung des Tages – eine Boots-Fahrt unternommen. Diese kam einer Dusche gleich, da man sehr nah an die Wasserfälle fuhr. Danach mussten wir erst Mal die Kleider wechseln. Hier ein Tipp: Denkt auch an Wechsel-Unterwäsche!! Auch beeindruckend, war der Garganta del Diablo, der größte der insgesamt über 200 Wasserfälle. Durch das herabrauschende Wasser ist es dort sehr laut und man versteht sein eigenes Wort kaum.  An unserem letzten Tag haben wir dann die Grenze überquert und sind auf die brasilianische Seite gewechselt. Dort hat man einen unglaublichen Panorama-Blick auf die Wasserfälle, die aber zur 80% auf der argentinischen Seite liegen. Auch dort kam man auf Metall-Stegen sehr nah an die Wasserfälle ran und wurde sehr nass. Am Abend haben wir dann eine kleine Abschieds-Party gemacht und sind in eine Ice Bar gegangen. Dort war alles – von Wänden bis hin zu den Gläsern und Lampen – aus Eis und es gab hübsche Eis-Skulpturen. 
An unserem letzten Tag sind wir schon früh nach dem Frühstück aufgebrochen und über Nacht zurück nach Córdoba gefahren. Es war sehr schade, dass sich unsere Reise-Gruppe so schnell wieder trennen musste, da wir uns sehr lieb gewonnen haben. Die Zeit danach verging unglaublich schnell und wir bemerkten, dass uns nur noch wenige Wochen  in Argentinien blieben. Schon packte uns das Heimweh, denn Argentinien ist für uns eine zweite Heimat geworden, die wir immer im Herzen tragen werden. Wir haben hier starke Freundschaften geknüpft und auch sehr viel gelernt, nicht nur Spanisch. Wir haben gelernt, dass man sich manchmal auch ohne Worte verstehen kann, dass man Menschen schon in kurzer Zeit ins Herz schließen kann und dass man nicht nur eine Mutter und einen Vater hat, sondern auch eine Mamá und einen Papá.  
Wir nehmen aus dieser Zeit in Argentinien unglaublich viel nach Deutschland mit und können es kaum abwarten, wieder zurück zu kehren. 
Mit Argentinien hat man auf jeden Fall die perfekte Wahl getroffen, denn nirgends wird man Menschen finden, die so offen, warmherzig,  liebenswürdig und lebensfroh sind wie die Argentinier.