Erfahrungsberichte aus Montana

Hinsdale: Josefin E.


Ich habe an dem USA-Austauschprogramm teilgenommen. Alles ist gut gelaufen, nur meine Familie habe ich sehr spät bekommen. Doch dann fing  alles an. Im August habe ich endlich Bescheid bekommen wo ich hin gehen werde. Es war der beste Tag meines Lebens, denn ich habe wirklich nicht mehr daran geglaubt, dass ich überhaupt noch fliegen werde. Ich habe vor Freude geweint. Natürlich habe ich auch sofort meine Gastfamilie per E-Mail kontaktiert. Ich war ein Jahr lang in Montana, ganz im Norden von Amerika an der Grenze zu Kanada. Ich wohnte bei einer Familie, die eine Ranch mit über 2000 Kühen und Rindern besaß, irgendwo im nirgendwo, in einem Staat so groß wie ganz Deutschland aber nur einer Millionen Einwohner. Ich war etwas geschockt, habe es aber trotzdem locker genommen und mich sehr darauf gefreut. Und ich muss sagen, ich könnte mir keine bessere Familie vorstellen. Das Dorf indem ich gewohnt habe, heißt Hinsdale und hat ungefähr 200 Einwohner. Eines der kleinsten Dörfer dort. Natürlich sind auch auf meine Schule nicht sehr viele Schüler gegangen. Mit 80 Schülern von Kindergarten bis 12. Klasse war auch die Hinsdale High School nicht sehr groß. Dafür hatten sie dieses Jahr 4 Austauschschüler und ich war das einzige Mädchen. Die 3 Jungs kamen aus Deutschland, Spanien und Frankreich. In meine Klasse ist noch ein anderes Mädchen und 6 Jungs gegangen und dann natürlich alle Austauschschüler. Den Stundenplan habe ich mir selbst zusammen gestellt und der sah so aus:
Advanced Music (Hausaufgabenstunde wo man aber auch einfach nur schlafen oder Musik hören konnte)
US history
English
Algebra (Mathe am Computer für mich)
Mittagspause
5. Art
6. Biology
7. AgEd (Agriculture, war wie Werken und wir haben etwas über die Landwirtschaft Montanas  
    erfahren)
8. 20 Minuten Hausaufgabenstunde.
Eine Unterrichtsstunde ging immer 57 Minuten. Ein Schultag ging von früh um 8 Uhr bis nachmittags halb 4 Uhr und Mittagspause war eine halbe Stunde. An sich war der Unterricht wirklich sehr leicht, Hausaufgaben gab es nie außer manchmal Aufsätze schreiben oder Vorträge vorbereiten. Arbeiten musste ich auch alle mit schreiben aber für diese habe ich nie gelernt und trotzdem gute Noten geschrieben. Mit der englischen Sprache kam ich von Anfang an auch sehr gut zurecht. Ich habe alles verstanden.  Es viel mir nur manchmal schwer mich etwas genauer auszudrücken, aber ganz schnell viel mir das leichter. Natürlich habe ich auch angefangen in Englisch zu denken und zu träumen. So konnte ich beim Musik hören die Liedtexte viel besser verstehen. Natürlich geht es bei dem Einen oder Anderen  schneller oder langsamer, aber ich habe nach 4 Monaten angefangen in Englisch zu träumen und es  hat einen Monat länger gedauert bis ich auch in Englisch gedacht habe.
Nach Unterrichtsende, fing der Sport an. Da die Schule  sehr klein war, sind auch nur wenige Sportarten angeboten worden. Jede Sportart ging ein viertel Jahr. Für die Mädchen (ich hab auch alles mitgemacht) gab es Volleyball, Basketball und Leichtathletik. Für die Jungs gab es Football, Basketball, Leichtathletik, Baseball und Golf. Sie mussten sich dann z.B. für Leichtathletik oder Golf entscheiden.
Da die Schule so wenig Mädchen besuchten, war es manchmal relativ schwer eine Mannschaft auf zu stellen. Wir hatten aber eine und unser Basketballteam der Mädchen hat sogar den 2. Platz bei State gemacht. State ist sozusagen die Landesmeisterschaft. Damit haben wir Geschichte geschrieben, denn vor uns ist noch kein anderes Mädchenteam an der Schule so weit gekommen. Es war sehr aufregend für mich, denn wir mussten 8 Stunden bis dort hin fahren und das ganze Dorf ist mitgekommen um uns anzufeuern! Aber es gab dort nicht nur die Sportnachmittage, es gab auch Gruppen, denen man beitreten konnte. Ich war in 4h, FFA und youth Group. 4h hängt mit FFA ein bisschen zusammen, es hat beides mit der Landwirtschaft und den Tieren in Montana zu tun. Ab 4 Uhr konnte man Kurse belegen wo man auch mal auf andere Bauernhöfe geht oder sich mal um Tiere kümmert oder angeln geht oder so etwas in der Art. FFA steht für future farmers of America. Man hat alles über die Landwirtschaft erfahren, musste manchmal auch zu Wettkämpfen gehen wofür man lernen  und Fragen beantworten musste. Und einmal im Jahr gibt es dann ein großes Treffen. Bei diesem war ich auch. Es war in Louisville und wir sind mit dem Bus dort hingefahren. Eine Woche waren wir unterwegs. Haben viele Stopps gemacht und uns verschiedene Dinge über die Landwirtschaft anderer Staaten angeschaut. Es war sehr interessant. Als wir dann bei dem Treffen waren, waren dort Leute aus FFA von ganz Amerika. Dort haben wir uns verschiedene Vorträge angehört. Wir konnten auch durch eine große Halle gehen wo eine Messe war und von bestimmt fast jedem Staat jemand da war und etwas über seine Landwirtschaft vorgestellt hat. Als wir zurück gefahren sind, haben wir nochmal einen kurzen alt in Chicago gemacht, sehr cool! Und dann ging es zurück für bestimmt gute 12 Stunden oder mehr. Was ich auch sehr schön fand war, dass wir meistens nur 4 Tage Schule in der Woche hatten. Freitag war frei, wegen Sportwettkämpfe oder Spiele, oder man hat auf der Ranch oder Farm mit geholfen.  Am Wochenende wurde natürlich auch immer etwas mitgeholfen. Das war sehr interessant für mich und mir hat es wirklich Spaß gemacht meiner Familie bei ihrer Arbeit etwas zu unterstützen. Die Sport Wettkämpfe sind hier allerdings nicht immer nur am Wochenende oder freitags. Manche sind auch irgendwann mitten in der Woche.  Dann hat man eben mal keine Schule. Das Problem ist nur, dass nicht sehr viele Schüler in der Schule sind, wenn Spiele stattfinden, denn fast alle machen hier jeden Sport mit. Montana heißt nicht um sonst "the big sky country". Der Himmel dort ist einfach nur überragend. So einen großen Himmel und so viele Sterne bei Nacht habe ich noch nie vorher in meinem Leben gesehen. Und auch die Felder dort, alles so weit und man sieht alles um sich rund rum, nämlich nix außer Feld, Wiese und blauen Himmel. Wunderschön die Landschaft dort.
Natürlich liegt dort auch alles weit von einander entfernt. Zum Beispiel sind die Kühe im Sommer bis zu 80km vom Haus entfernt. Die nächste Stadt zum Lebensmittel einkaufen ist 20 Minuten entfernt. Bis zum nächsten Dorf fährt man 15 Minuten, vorher kommt nichts außer Felder. Die nächste große Stadt wo man dann richtig einkaufen gehen kann, ist mindestens 4 Stunden entfernt. Es sind einfach unglaubliche Weiten, was ich mir selber als erstes überhaupt nicht vorstellen konnte! Im Januar habe ich einen Trip von Asse nach Kalifornien mitgemacht. Ich kann es nur empfehlen. Es war spitze. Natürlich war es nicht gerade sehr günstig, aber wesentlich günstiger als wenn man so einen Trip allein macht. Ich hab so viel gesehen, von LA nach San Diego nach San Francisco. Alles in einer Woche und ohne Stress. In LA haben wir uns Hollywood angeschaut, waren im Disney Park und haben einfach ganz LA gesehen. Dann waren wir im Zoo in San Diego. Der größte in ganz USA. Es war sehr schön, ich fand aber, dass die Pflanzen dort beeindruckender waren als die Tiere. Trotzdem sehr schön. Am Strand waren wir überall und in San Francisco waren wir auch überall. Am besten hat mir die Tour durch Alcatraz gefallen. Das war sehr interessant.
Aber auch meine Familie hat viel mit mir unternommen. Mir war nie langweilig. Gleich am ersten Wochenende war ich im Yellowstone National Park, bin mit ihnen durch fast ganz Montana gefahren und habe mir alles angeschaut, im Glacier Park waren wir, in fast allen größeren Städten und viel mehr. Für mich war es die perfekte Gastfamilie und ich möchte das Wort Gastfamilie gar nicht mehr sagen, denn für mich ist es meine Familie. Von Anfang an wurde ich super aufgenommen und alle waren freundlich. Schon nach der ersten Woche habe ich mich wie zu Hause gefühlt.
Es war das beste Jahr, das ich jemals hatte und meine Familie dort hat es so perfekt für mich gemacht.  Ich weiß nicht wie ich ihnen jemals genug dafür danken kann. Auf jeden Fall stehe ich mit ihnen in Kontakt und werde sie weiterhin besuchen und sie mich auch.