Erfahrungsberichte aus Mississippi

Waynesboro: Miriam Ulke

Liebes iSt-Team! Mein Name ist Miriam Ulke, ich bin 17 Jahre alt und bin hier im Süden von Mississippi gelandet. Das einzige Geschäft in meiner Stadt namens Waynesboro ist Walmart. Natürlich haben wir auch McDonalds, KFC, Subway, Bumpers und Sonics. Dann hört es aber auch schon auf! Die Stadt hier ist genau das Gegenteil von Bochum, meiner Heimatstadt in Deutschland. Sie ist klein, grün und ruhig! Hier im Süden der USA leben viele Afro-Amerikaner, die man anfangs kaum verstehen kann, da sie einen starken Akzent haben. Alle Leute sprechen hier sogenanntes Southern English. Das Wetter ist total anders. Im Sommer ist es 40°C heiß und im Winter hat es bis zu -25°C. Und die Luftfeuchtigkeit ist auch viel höher, sodass 30°C in Deutschland lange nicht so schlimm sind, wie 30°C hier. Das Essen ist viel fettiger hier und im Süden essen wir hauptsächlich Bohnen, Biscuits, Hühnchen und natürlich Pizza. Aber alles begann am 1. August um 9 Uhr morgens am Flughafen in Düsseldorf. Ich war müde, aufgeregt, nervös und traurig! Nachdem ich mich von meiner Familie verabschiedet hatte, war ich auf mich alleine gestellt. Da ich nach Mississippi sollte, wo die Schule früher anfängt, hatte ich keinen Gruppenflug. Aber ich habe es bis Atlanta geschafft und mit ein paar Problemen, wie Gepäck und Flugverschiebung, bin ich auch in Meridian, Mississippi gelandet, etwas eine Stunde von Waynesboro entfernt. Hier möchte ich allen, die so eine Reise machen, sagen, dass ihr keine Scheu haben solltet zu fragen! Auch wenn ich nicht perfekt Englisch gesprochen habe, habe ich immer jemanden gefunden, der mir half! Fragen kostet nichts! Meine Gastfamilie hat sich riesig gefreut mich zu sehen und ich war froh, nach 14 Stunden endlich dort zu sein. Die erste Woche hatte ich noch Ferien. Mein Gastvater war im Irak, meine Gastmutter ist Hausfrau. Mein ältester Gastbruder ist in der Army, meine Gastschwester hat nach drei Wochen geheiratet und ich war die Brautjungfer. Mit meinem kleinen Gastbruder hatte ich immer mal Probleme… Der erste Schultag… Die Schüler sprechen mit einem Akzent, den ich zum Beginn nicht verstanden habe. Ich bin regelmäßig zu spät in die Klasse gekommen, da ich mich trotz Plan und Fragen verlaufen habe. Die Lehrer haben aber sehr verständnisvoll reagiert. Die ersten zwei Monate hatte ich totales Heimweh, weil ich keinen kannte und niemanden richtig gut verstehen konnte. Aber dann verstand ich sie besser und die ersten Freundschaften wurden geschlossen. Die ersten Monate, die ich hier war, war Football Season. Jeden Freitag mit Freunden zum Spiel zu gehen hat so viel Spaß gemacht und am Ende sind unsere Wayne County War Eagles auch State Champions geworden! Mit der Gastfamilie habe ich nicht so viel gemacht. Viel Fernsehgucken. Aber TV hier?! 300-500 Sender und total gute Serien! Bones, Wedding Bells und Psych sind zu meinen Lieblingen geworden. Dann im September fing die Soccer Season (Fußball) an. Meine Mannschaft war nicht gut, aber wir haben es überlebt! Dreimal die Woche Training und ein Spiel. Am Ende konnte ich viele Verletzungen aufweisen wie eine gebrochene Nase, beide Füße verstaucht, und zwar gleichzeitig, eine verstauchte Hand, eine Narbe am Knie und viele blaue Flecken. Aber wir hatten Spaß! Die Weihnachtsferien habe ich dann in Tennessee und North Carolina verbracht. Im Januar musste ich allerdings die Gastfamilie wechseln. Ich habe alle gefragt, die ich kannte, inklusive meine Lehrer. Ein Lehrer von mir hat dann im Office nachgefragt, ob man eine Durchsage machen könnte, worauf dann eine andere Lehrerin meinte, ich könnte bei ihr einziehen. Zwei Tage später bin ich dann also zu Carol gezogen. Am Anfang dachte ich „Ja, das kann ja heiter werden!“, aber mittlerweile fühle ich mich hier wie zu Hause und möchte hier nicht weg. Meine Gasteltern sind jetzt beide über 50 und meine Tante (die Schwester meiner Gastmutter) lebt auch noch bei uns für ein paar Monate. Wir gehen hier dreimal die Woche in die Gemeinde (sonntags, morgens und abends, und mittwochs). Wir unternehmen hier viel, wie zum Beispiel nach Louisiana in den Sumpf zu fahren, um Alligatoren zu sehen oder nach Alabama an den Strand… Man ist hier immer unterwegs! Auch ist der Süden berühmt für seine Hurricanes und Tornados. Ihr habt vielleicht etwas von den Tornados in Alabama in den Nachrichten gesehen. Waynesboro ist an der Grenze zu Alabama, sodass wir hier auch einen Tornado hatten. Er hat aber nur ein großes Waldstück und ein Feld zerstört. Und da das in der Schulzeit war, mussten wir für eine Stunde in die Band Hall, die aus Stein gebaut ist. Auch habe ich schon einen Hurricane überlebt. Es war nur ein kleiner, sodass wir an dem Tag erst ab 11 Uhr Schule hatten. Es hat geregnet wie sonst was und ein paar Schilder sind von Häuserwänden gefallen. Im Januar bekam ich dann einen Anruf aus Deutschland, dass mein Großvater gestorben sei. Ich hätte zwar die Möglichkeit gehabt, zur Beerdigung nach Hause zu fliegen und danach wieder zurückzukommen, aber da wir nicht das Geld hatten für das Ticket und da ich hier viele Freunde und meine Familie hatte, bin ich her geblieben! Wenn ich nach Hause komme, werde ich ihn vermissen! Denn hier realisiert man es nicht so wirklich, weil ja eh keiner hier ist. Auf jeden Fall habe ich noch ein paar Tipps für euch, wenn ihr ins Ausland geht: Ich habe verschiedene Sachen gekocht: Rote Grütze, Kartoffelsalat, Schnitzel, Schwarzwälderkirschtorte, Bienenstich und Königsberger Klopse. Eure Gastfamilie würde sich vielleicht dafür interessieren, deutsche Gerichte zu probieren. Oder Sport! Auch wenn ihr in Deutschland keinen Sport treibt, macht irgendeine sportliche Aktivität! In einem Team bekommt man mehr Kontakte und ganz nebenbei kann man ein paar Kilos wieder runter bekommen. Wenn ihr ein Instrument spielt: Geht in die Schulband! Ich dachte, ich kann nicht gut genug Klavier spielen und habe deshalb im ersten Semester nicht Band gewählt. Nachdem ich die Band während der Football Season dann gesehen habe, hätte ich mich ohrfeigen können, dass ich nicht dabei war. Als ich meinen Stundenplan dann noch ändern wollte, war es allerdings schon zu spät. Also habe ich jetzt im zweiten Semester Band gewählt. Weil wir keinen Klavierpart haben, spiele ich das Xylophon. Lustig, aber besser als nichts! Und es ist schwieriger als man denkt! Wir gehen zum State Contest und auch auf Tour nach Virginia. Also, wenn ihr wenigstens ein bisschen Rhythmusgefühl habt, Band ist Spitze, insbesondere während der Football Season. Geht also gleich am Anfang rein! So, das wär’s von mir! Viele Grüße aus dem Magnolia State! Miriam Ulke Waynesboro, Mississippi