Erfahrungsberichte aus Kalifornien

Corona: Sebastian K.

Hallo iSt-Team, mittlerweile sind mehr als vier Monate seit meiner Ankunft in den USA vergangen und für meine bisherigen Erlebnisse gibt es nur zwei Wörter: einfach super! All die Anspannungen, Sorgen und Ängste haben sich in dem Moment aufgelöst, in dem du am Flughafen deiner Gastfamilie begegnest. Man ist einfach nur froh angekommen zu sein. Trotz der vielen Fragen, die man an die Gastfamilie hat, weiß man nicht so recht, was man sagen soll, besonders wenn man an seinem Englisch noch ein bisschen zweifelt. In den ersten zwei Wochen ist es mir schwer gefallen, mit meinen Gasteltern ein richtiges Gespräch zu führen. Dann herrscht auch schon mal Stille beim Abendessen. Gut, dass ich das Glück habe einen 14-jährigen Gastbruder zu haben, der das Ganze dann ein bisschen auflockert. Ich kann mich gut erinnern wie am Anfang die einzigen Wörter, die aus meinem Mund kamen, Yes und OK waren. Das hat sich glücklicherweise dann schnell gebessert und ich verstehe mich mittlerweile sehr gut mit allen. Am Anfang sind mir einige Regeln schwer gefallen, insbesondere Wäsche waschen und Rasenmähen, Das war Neuland für mich als Deutschen und hat auch schon mal ein, zwei ärgerliche Stunden herbeigerufen. Ich habe mich aber auch daran schnell gewöhnt. Ich hatte nur eine Woche um mich in den USA einzuleben, dann ging der Schulalltag los. Am ersten Tag galt für mich die Regel: bloß nicht auffallen! Es ging los mit dem 4-stündigen Warten auf meinen Stundenplan. Echt super Schultag! Am zweiten Tag dann auf ein Neues. Ich habe mich in die Klasse gesetzt und kein Mensch hat gemerkt, dass ich neu war, was bestimmt an der Größe meiner Schule mit über 3500 Schülern lag. Im Laufe der Woche mussten wir uns aber so langsam vorstellen. Als dann jeder in meinen Klassen gemerkt hat, dass ich aus Deutschland bin, ging es los mit den Fragen. Fragen über Fragen und immer die gleichen. Am Anfang ist es ganz lustig aber dann wird’s mit der Zeit etwas nervig. Trotzdem gewinnt man viel Sympathie, und wird dann zum Lunch Table eingeladen. Aber Vorsicht: Nicht jeder der nett scheint, ist auch nett. Die Schule hier ist insgesamt ist sehr anders als in Deutschland. Vom Schulstoff her scheint es leichter zu sein, aber man muss viel mehr Aufwand investieren, da auch alle Hausaufgaben und Hefteinträge benotet werden. Vom Schulstress abgesehen, ist eins sehr auffällig: der Team Spirit! Viele tragen die High School Pullis zur Schule und zu einem Footballspiel kommt einfach jeder! Einfach unglaublich, so etwas ist in Deutschland nicht vorstellbar. Ich habe mich gleich in der ersten Woche für Soccer eingeschrieben, den erfolgreichsten Sport an unserer High School. Ich musste hier aber auch schnell feststellen, Das Vorurteil, Amis könnten kein Fußball spielen, stimmt nicht wirklich. Ich dachte ich hätte hier mindestens mal ein riesen Vorteil, da Fußball eben unser Sport #1 ist und ich seit fast sieben Jahren spiele. Am Anfang war ich sehr nervös, da es mitten in den Try Outs war und die Mitspieler mir das Leben nicht leicht gemacht haben. Nichts desto trotz habe ich es als Stammspieler ins Varsity Team geschafft. Die größte Schwierigkeit war für mich die Trainingsintensität. Fünfmal in der Woche drei Stunden Training nach der Schule war zunächst schrecklich und ich bin schnell an meine Grenzen gekommen. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnen können und gehe jetzt nach dem Training zusätzlich noch ein bis zwei Stunden ins Fitnessstudio um kräftiger zu werden. Amerikanische Verteidiger sind Schränke! Soccer hat mir im Schulalltag sehr geholfen und ich empfehle jedem, irgend einen Sport zu machen oder in Kunst- oder Musikclubs aktiv zu werden. Man findet so viele Freunde und wird respektiert. Hier bewahrheitet sich das Klischee aus den High School Filmen. Trotz der großen Zahl von Schülern kennt dich nach kurzer Zeit die halbe Schule, und sehr viele Schüler erkundigen sich nach dir, auch wenn man das nicht immer mitbekommt, weil man halt immer mit seinen Freunden rumhängt. Die erste Lektion die mir hier gelehrt wurde: Ich bin ein Deutscher. Mir ist das nie aufgefallen in Deutschland, aber hier wirst du jeden Tag daran erinnert wo du herkommst, und kannst auch stolz darauf sein. Meine Mitschüler sind auch sehr einfallsreich mit meinem Spitznamen, es geht von The German und Schweinsteiger bis zu Hans. Das stört mich aber keineswegs. Die zweite Sache die ich hier gelernt habe, ist Selbstständigkeit. Man trifft jede Entscheidung für sich selbst und muss die Konsequenzen auch selber ausbaden, was nicht immer leicht ist. Ich bin hier so beschäftigt, dass ich in vier Monaten noch kein einziges Mal richtiges Heimweh gehabt habe. Die Umstellung von meinem deutschen Alltag, mit einem halben Tag Schule und dem Rest des Tages vor der PS3, auf einen Alltag in dem die Schule bis 16:30 Uhr geht und danach dann der Sport beginnt, ist eine riesen Veränderung im Positiven für mich. Jetzt geht es in die Weihnachtszeit und ich bin sehr gespannt wie hier Weihnachten gefeiert wird. Für mich ist es keineswegs schwer von daheim weg zu sein, da dies eine einmalige Chance für mich ist. Meine Eltern werden uns Lebkuchen schicken und so geht das Deutschland-Feeling nicht ganz verloren. In diesem Sinne frohe Weihnachten aus dem nicht mehr so sonnigen aber dennoch wunderschönen Kalifornien. Sebastian K. Corona, California

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