Erfahrungsberichte aus Idaho

Emmett: Domenik Schuster

Adiós, Deutschland! Hallo, Amerika! Januar. Eine Woche, dann ist der Februar auch schon ran. Sogar nach den fünf Monaten, die ich jetzt hier bin, gelingt es mir immer noch nicht jeden Tag zu realisieren, dass ich gerade rund 8000 Kilometer von zu Hause weg bin. Wo soll ich anfangen? Viele Austauschschüler reden meist von den Vorbereitungen, die sie getroffen haben, den Gedanken, die sie sich schon Monate vor der Abreise durch den Kopf gehen ließen. Für mich war es allerdings eine relativ spontane Entscheidung. Das viele Denken hätte ja doch primär nur Zweifel an meiner Entscheidung gebracht. Gehen wir doch einfach 29 Wochen zurück. 13. August – Chemnitz. Die Aufregung, die ich empfand, als mein Wecker gegen 6 Uhr morgens klingelte, kann wohl nur jemand nachvollziehen, der in einer ähnlichen Situation war. Und doch wusste ich gar nicht, warum ich so aufgeregt war, weil das, was mich erwartete zu groß war, als dass ich es mir hätte vorstellen können. Taschen hatte ich am Abend zuvor gepackt, war also am 13. startklar. Zwei Freunde und meine Mom haben mich zum Leipziger Flughafen gefahren, wo 11.40 Uhr mein Zubringerflug nach Frankfurt abhob. Von dort ging es dann nach Denver, Colorado. Letzter Flug, gegen 18 Uhr Ortszeit: Denver – Boise, Idaho. Mit abnehmender Entfernung zu meiner Gastfamilie nahm die Aufregung proportional zu. „Ist mein Englisch gut genug?“, „Worüber redet man auf der Heimfahrt?“ und „Ist mein Englisch wirklich gut genug?“ waren wahrscheinlich die Fragen, die mir 2 Stunden ununterbrochen durch den Kopf gingen. Circa 17 Stunden nach Leipzig stehen sie dann also vor mir: meine erste Gastfamilie, die Scotts. Die Eltern umarmen mich und mein Gastbruder bringt ein ruhiges „What’s up?“ raus. Der erste Kontakt ist gar nicht so schrecklich angespannt, wie man es sich vorstellt. Auf dem Weg nach Hause haben wir bei Applebee’s angehalten. Wenn ihr McDonalds gewohnt seid – wie ich es war – werdet ihr euren Augen nicht trauen, wenn ihr einen originalen amerikanischen Burger seht. Ein halbes Schwein zwischen zwei Bürgerbrötchenhälften. Eine halbe Stunde – welche ich schlafend im Auto verbrachte – später, war ich also hier. Emmett, Idaho. Eine kleine 6000-Einwohner Stadt im Gem County. Auch wenn ich mittlerweile bei einer neuen Gastfamilie lebe – den Taylors – bin ich nach wie vor dankbar für das, was mir meine erste Gastfamilie ermöglichte. Wie zum Beispiel die 2 Wochen Hausboot auf dem Lake Powell, Arizona. Die Landschaft des Grand Canyon ist traumhaft, wie ihr auf den Bildern ja sicherlich selbst sehen könnt. Nachdem wir am Lake Powell waren, ging es im Anschluss für ein langes Wochenende nach Kalifornien – nach Orange County (sicherlich bekannt aus der gleichnamigen TV-Sendung). Ich persönlich würde das Fahrradfahren bei Nacht entlang des Strandes von Newport als eines der Highlights meiner letzten Lebensjahre bezeichnen. Und was ist Kalifornien ohne das Disneyland oder Hollywood? So berühmt, wie diese Orte sind, so spannend ist es, dort zu sein. Die zwei Ausflüge waren Dinge, die ich nie im Leben vergessen werde. Aber trotzdem habe ich mich nach 4 Monaten dazu entschieden, die Gastfamilien zu wechseln, da mein Gastbruder nicht wirklich damit klar kam, einen Austauschschüler zu haben. High School. Das wahrscheinlich wichtigste Kapitel eines Austauschjahres. Das Wichtigste zuerst: Das amerikanische Schulsystem hat mir die Augen geöffnet und gezeigt, wie dankbar man sein muss, ansprechendes Lehren und Lernen erfahren zu dürfen. Mein erstes Halbjahreszeugnis war 1,0. In 3 von 7 Fächern hatte ich 110% der Punkte. Mein Stundenplan sieht folgendermaßen aus: Englisch 11, Chemistry, Physical Education, Algebra 2, Yearbook, U.S. History 2 und Speech. Ein großes Plus im amerikanischen Schulsystem ist jedoch die Individualität, die man sich gönnen kann. Würde man sich nicht Klassen wie „Rhetorik“, „Fotographie“, „Anatomie“, „Modedesign“ oder sogar „Psychologie“ in Deutschland wünschen? Ich denke da kann können wir doch noch etwas lernen. Ein weiterer Unterschied wäre auch, dass 90% der Schüler ihr eigenes Auto haben – was zu einem riesigen Parkplatzchaos nach Schulschluss führt. Ich weiß nicht, wie viele von euch schon einmal vom „Pledge of Allegiance“ gehört haben. Alle Schüler und Lehrer sagen ihn – mit Hand aufs Herz und Gesicht zur Flagge – zu Beginn der dritten und sechsten an. Klingt ungefähr so: “I pledge allegiance to the flag of the United States of America, and to the republic for which it stands, one nation under God, indivisible, with liberty and justice for all.” Ist es nicht ein großartiges Land? Patriotismus, wie er im Buche steht. Auch die Freizeitaktivitäten unterscheiden sich von denen in Deutschland erheblich. Die gängigsten Dinge sind wohl die Folgenden: Football-Spiele, Basketball-Spiele (eigentlich alle Sportveranstaltungen in der High School), Fourwheeler fahren, Motocross, Autorennen, Tänze in der Schule und Reiten - wie man sieht, habe ich auch das mal probiert. Als Schlusswort möchte ich allen, die in der Lage sind ein Austauschjahr machen zu können, empfehlen – raten, oder sie sogar dazu drängen: Macht es! Ich habe die Entscheidung keine einzige Sekunde bereut. Auch wenn es schwer ist Freunde und Familie ein Jahr lang nicht zu sehen – es lohnt sich. Und Zeit oder Platz im Kopf für Heimweh hat man nicht. Ich hätte nie erwartet, dass die 5 Monate hier meinen Charakter so prägen würden, wie sie es getan haben. Es ist eine einmalige Chance. Es gibt keine andere Möglichkeit in eurem Leben, Amerika – oder jedes andere Land der Welt – so kennenzulernen, wie ihr es während eines Austauschjahres macht. Wie Aurelius Augustinus es so schön sagte: „Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.“ In diesem Sinne, auf dass ihr alle das Beste aus eurem Leben macht. Euer Domenik – aus dem großartigsten Land der Welt: den Vereinigten Staaten von Amerika. Howdy! Domenik Schuster Emmett, Idaho

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