Erfahrungsberichte aus Nelson

Nayland College: Isabel P.

Als ich mich dafür entschieden hatte, nach Neuseeland zu gehen, war ich schon aufgeregt. Ich wusste nicht genau was mich erwarten würde, aber ich war froh, dass ich mir meine eigene Schule aussuchen durfte. So konnte ich mir schon ein bisschen vorstellen, wie alles aussehen würde und was für Fächer ich wählen konnte. Ich hatte mich für das Nayland College in Nelson entschieden. Hauptsächlich eigentlich, weil ich dort keine Schuluniform tragen musste und wegen der großen Fächer- und Sportauswahl. Außerdem war sie nah am Meer und in einer einigermaßen großen Stadt. Ich wollte nämlich nicht irgendwo auf dem Land im nirgendwo sein. Und als ich dann endlich im Flieger saß und wir auf den Flughafen in Nelson zuflogen, war ich schon richtig aufgeregt. Ich habe die ersten Tage noch in einer Übergangsfamilie gewohnt, weil meine richtig Gastfamilie noch im Urlaub war. Dort habe ich mit drei anderen Austauschschülern gewohnt. Wir haben sogar gleich einen Ausflug nach Rabbit Island und Mapua gemacht. Und and diesem Tag habe ich mich in Neuseeland verliebt. Es war einfach so traumhaft schön. Meine richtige Gastfamilie hat mich dann zwei Tage, bevor die Schule angefangen hat abgeholt. Sie waren so super nett und ich habe mich richtig gut mit ihnen verstanden. Natürlich braucht man Zeit, um sich kennen zu lernen, aber nach einem Monat kennt man schon so ziemlich alle Gewohnheiten, Regeln und alles läuft von alleine. Ich glaube, mit meiner Familie habe ich ganz viel Glück gehabt, denn sie haben mich für ein Wochenende mit an den Golden Bay campen genommen, sie sind mit mir für ein Wochenende nach Christchurch gefahren und für ein Wochenende sind wir sogar nach Wellington geflogen. Nach Wellington und Christchurch durfte ich sogar immer eine Freundin mitnehmen. Es war einfach so toll mit ihnen Zeit zu verbringen. Mit meinem Gastvater war ich, als es noch warm war, ein paar Mal golfen und mit meinem Gastbruder Tennis spielen. Außerdem habe ich manchmal mit Paul, meinem Gastvater, gebacken und mit meiner ganzen Familie Karten gespielt. Auf zwei Rugby Spiele bin ich mit ihnen auch gegangen, was sehr toll war, da Rugby eigentlich jeder dort schaut. Abends haben wir immer zusammen gegessen und ich habe ein paar Mal mitgeholfen zu kochen. Danach haben wir meistens fern geschaut. Neuseeländer schauen sehr viel fern, aber ich habe die Zeit mit meiner Familie immer sehr genossen und ich hatte auch immer spezielle Programme, die ich entweder mit Paul oder Debbie, meiner Gastmutter, angeschaut habe. Mit Paul habe ich z.B. immer „Two and a half men“ und „How I met your mother“ angeschaut, mit Debbie „Americas und NZ next topmodel“.
Im Haushalt musste ich eigentlich nicht viel machen. Ich habe mein Zimmer immer selber gesaugt und beim Essen den Tisch entweder gedeckt oder abgeräumt. Für das Geschirr gab es einen Wochenplan, wobei ich auch nur zwei Mal die Woche dran war. Es war schon cool, wie man gemerkt hat, wie das Verhältnis zwischen mir und meiner Familie immer besser geworden ist und der Abschied war sehr sehr sehr sehr schwer. Aber ich weiß, dass ich sie immer besuchen kann, und, dass ich eine zweite Familie down under in nz habe. Wir schreiben immer noch emails und skypen und ich hoffe, dass sich der Kontakt noch lange halten wird. Ich habe in der Nähe der Schule gewohnt. Mit dem Fahrrad habe ich nur 2 Minuten gebraucht, zu Fuß ungefähr 7. Das Schulgelände war total schön angelegt. Überall Pflanzen und alles schön grün. Auch die Fächerauswahl war sehr groß. Wir durften nur 6 Fächer wählen und es ist mir richtig schwer gefallen, mich zu entscheiden. Meine Lieblingsfächer waren fashion & design und outdoor education. In F&D habe ich mir eine eigene hoodie Jacke gemacht und einen make-up bag. Das Fach war einfach toll, weil es sich nicht wirklich wie Unterricht angefühlt hat, weil wir hauptsächlich genäht und designt haben. Outdoor education war ein Fach, das kaum im Klassenzimmer stattgefunden hat. Wir hatten in den 6 Monaten zwei Camps in zwei verschiedenen National Parks. Ein Sommercamp im Abel Tasman National Park, wo wir Kajaken und wandern waren. Das tolle war, dass man im Rahmen der Schule wunderschöne Natur gesehen hat und tolle Erlebnisse mit Freunden hatte. Wir mussten immer unser eigenes Essen mitnehmen und kochen. Wer Interesse gezeigt hat, konnte auch noch auf andere Camps mit. Eine Freundin und ich waren noch ein zweites Mal im Abel Tasman und unser Essen war einfach nur genial. Das zweite Mal haben wir es auch hinbekommen, am Strand zu schlafen, unter freiem Sternenhimmel. Der Himmel ist dort unten unglaublich. Wir konnten sogar um 4 Uhr morgens nicht mehr einschlafen, weil der Mond so hell war! Es hat so Spaß gemacht, und da unsere Noten in der Schule im Prinzip egal waren, hat es auch nichts ausgemacht, wenn wir da mal für drei Tage gefehlt haben. Das andere Camp war im Kahurangi National Park. Das war auch sehr beeindruckend. So viel Land und so wenig Leute. Abends ist es dann schon kalt geworden, aber wir haben nicht so wie im Abel Tasman in Zelten geschlafen, sondern in einer Hütte. Die Stimmung abends in der Hütte war total toll und der Sonnenaufgang am nächsten morgen einfach nur atemberaubend. Wenn wir nicht auf Camps waren, haben wir im Unterricht entweder Gruppenaktivitäten gemacht oder irgendwelche outdoor Filme angeschaut. Einmal die Woche hatten wir auch eine Doppelstunde, in der wir unterschiedlichstes gemacht haben. Wir waren in Flüssen kajaken (auch im Pool der Schule), mountain biken, klettern, etc. Allgemein war der Unterricht in allen Fächern sehr relaxed und laid-back. Das Schüler-Lehrer-Verhältnis ist dort ganz anders als hier, viel entspannter und mehr freundschaftlich. Leider gab es an der Schule sehr viele Internationals. Insgesamt ca. 80 und davon ca. 45 Deutsche. Das war natürlich ein bisschen blöd, denn ich habe eigentlich jeden Tag auch deutsch geredet. Und dadurch, dass es so viele Internationals gab, waren auch einige Fächer getrennt. Es gab z.B. international outdoor education, international marine science und international english. Wobei nicht alle internationals im international english waren, aber ich fand es trotzdem schade, da man den Kontakt zu Kiwis (den Neuseeländern) nur schwer herstellen konnte. Jeder hat gesagt, dass man durch Sport leichter freunde findet. Das Problem war aber, dass man oft beim Sport nicht mitmachen konnte, da viele von uns nur ein halbes Jahr da waren und somit mitten in der Saison gegangen wären. Auch dadurch, dass es einfach sooo viele Internationals waren, kamen keine richtigen Freundschaften mit Kiwis zustande. Bekanntschaften ja. Ich war mit einer größeren Gruppe von Kiwis mal Paintball spielen, wir waren zusammen auf dem Schulball, der übrigens super toll war, wir waren zusammen auf einem Rugby Spiel und noch vieles mehr. Am Anfang fand ich das richtig blöd, dass das mit den Kiwis nicht so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber irgendwann habe ich es akzeptiert. Ich finde, dass so etwas auch dazu gehört. Man muss lernen die Dinge so zu akzeptieren wie sie sind, wenn sie nicht zu ändern sind. Wäre ich ein Jahr geblieben, hätte sich das vielleicht noch geändert und ich hätte festere Freundschaften aufbauen können. Trotzdem hat mir Neuseeland so unglaublich viel gebracht und es war eine der besten, wenn nicht die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen habe. Du wirst selbstständiger und dir wird vielleicht auch klar, was du mit deinem Leben anfangen willst, oder du kommst dieser Vorstellung auf jeden Fall einen Schritt näher. Und obwohl ich keine wirklichen Kiwi Freunde gefunden habe, kenne ich jetzt Leute aus Island, Japan, Brasilien, der ganzen Welt eben. Und ich weiß auch, dass ich eine Freundin in Island mal besuchen werde, wenn sie wieder aus Neuseeland zurück kommt. Genau so wie ich jetzt in den Sommerferien eine Freundin in Österreich besuchen gehen werde. Darauf freue ich mich schon sehr, da ich glaube, dass sie mir ein Stück Neuseeland wieder zurück geben werden. Zwei Freundinnen und ich wollten Rugby ausprobieren, da das ja im Prinzip der Neuseeland-Sport schlechthin ist. Wir hatten das Glück, dass die Saison nur so lang ging, bis wir wieder gegangen sind, und konnten somit mitmachen. Es hat echt spaß gemacht, obwohl wir ja noch totale Anfänger waren und das halbe Team aus Internationals bestand. Wir haben trotzdem ein paar Spiele gewonnen und auf die Spiele an den Mittwochnachmittagen habe ich mich oft schon eine Woche vorher gefreut. Vor allem dann auch die Fahrt nach Hause in den Minivans der Schule war immer so lustig. Leider habe ich mir beim Rugby spielen auch den Fuß verletzt und durfte dann erst mal zwei Wochen auf Krücken laufen, aber das war auch eine Erfahrung wert. Ich habe viel mit meinen Freunden unternommen und wir waren, als es warm war oft am Strand oder einfach nur draußen. Ein highlight meines Aufenthaltes war auch die Südinseltour, die ich mit zwei Freundinnen gemacht habe. Wir sind für 10 Tage mit einem Reisebus um die Südinsel gefahren und wir haben so viel gesehen. Von den pancake rocks über den fox glacier bis hin zur Schokoladenfabrik in Dunedin. Die Unterkünfte waren auch immer voll okay und hatten, wenn wir Glück hatten auch einen Spa, Pool oder eine Sauna. Als meine Zeit dann auch zu Ende ging und ich noch drei oder vier Tage im Paradies übrig hatte, war mir die Zeit schon so kostbar, dass ich schlafen als Zeitverschwendung angesehen hatte und immer bis 4 Uhr wach war. In meiner letzten Nacht habe ich dann nur eine halbe Stunde gedöst. Als dann der Abschied kam, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu weinen und mein größter Wunsch war, die Zeit zurück drehen zu können und alles nochmal zu erleben. Jetzt bin ich seit ein paar Wochen wieder zurück. Nun ja. Es ist schon schön, wieder seine besten Freunde um sich rum zu haben, aber man vermisst Neuseeland natürlich schon. Wenn mich etwas an Neuseeland erinnert, dann muss ich anfangen zu weinen und wenn ich vom Abschied erzähle auch. Aber das wird irgendwann auch wieder vergehen. Eigentlich fühlt es sich schon so an, als ob Neuseeland nur ein Traum war. Aber es war auch ein Traum. Ein Traum, von dem ich am liebsten nie mehr aufgewacht wäre.

Weitere Erfahrungsberichte aus Nelson