Erfahrungsberichte aus Dunedin

Logan Park High School: Stephen R.

There and back again or My months abroad Destination: New Zealand An einem schönen Tag meiner neunten Klasse eröffnete uns unsere Englischlehrerin, ihre Tochter werde „mal vorbeischauen“ und uns etwas über ihr Austauschjahr in Australien erzählen, denn „ein Austauschjahr bildet ungemein und stärkt den Charakter“. Wie man sich unschwer denken kann, waren wir alle höchst gespannt und konnten es kaum erwarten, denn so eine Präsentation hieß zumindest, dass wir kein Englisch machen würden... Doch die Tochter schaffte es, mit ihrer wunderschönen Präsentation in fast jedem der ganzen Klasse den Wunsch, selbst so etwas zu erleben und ins Ausland zu gehen, zu wecken. Nachher war dann aber doch klar, dass nur wenige von uns die Ausdauer und den Willen hatten, sich richtig reinzuhängen und ins Ausland zu gehen. Also blieben von der ganzen Klasse, die ins Ausland wollte, drei Leute, die dann auch wirklich gegangen sind. Wenn ihr ins Ausland wollt, müsst ihr bereit sein, vorher eine Menge Dinge zu klären und Zeit in Vorbereitungen zu stecken! Das nächste war die Wahl der Organisation, mit der man ins Ausland möchte, aber natürlich kann man auch zuerst mal das Land auswählen, wo man hin möchte. Für iSt habe ich mich deshalb entschieden, weil sie ein sehr breit gefächertes Angebot an Schulen in vielen Ländern haben, und weil der Hinflug begleitet ist. Das nächste, was überlegt werden musste, war die Schule. Bei mir kam noch hinzu, da ich nur ein halbes Jahr gehen wollte, und dann nahtlos wieder weiter mit der deutschen Schule machen wollte, dass ich von meiner deutschen Schule aus bestimmte Fächer belegen musste, zum Beispiel Latein, Mathematik und Geschichte. Wenn ihr nur ein halbes Jahr geht und dann nahtlos weitermachen wollt, könnte es sein, dass eure deutsche Schule Fächer vorgibt, die belegt werden müssen, und eure Auswahl an Schulen im Ausland, die diese Fächer anbieten (Latein ist im Ausland extrem schwer zu finden, wenn man nicht auf eine teure Privatschule geht) so eingegrenzt wird. Eigentlich wollte ich zuerst nach England, aber dort konnte ich keine Schule mit Latein finden, deshalb dachte ich mir dann; „Und wenn du eh schon gehst, kannst du auch ans Ende der Welt gehen“. Daraus wurde dann New Zealand. Also nicht, dass ihr jetzt denkt, NZ wäre das „Ende der Welt“ und dass hier keine „Pirates of the Carribbean“-Stimmung aufkommt. Und wer einmal „Herr der Ringe“ gesehen hat, weiß ja, wie schön NZ ist. Eins kann ich ja schon mal verraten, wenn man selbst da ist, sehen die Landschaften noch schöner aus. Tja und so wurde es halt New Zealand. Da mir Latein die Auswahl der Schulen in NZ eh schon ziemlich einschränkte, wurde es Logan Park High School (LPHS) in Dunedin, auf der Südinsel. Ungefähr ein viertel Jahr bevor es los ging, war dann alles fertig gebucht und größtenteils geregelt, abgesehen von einigen Kleinigkeiten. Sobald ihr euch dazu entschieden habt, eine Jahr/Halbjahr/Dreivierteljahr/Wielangauchimmer im Ausland zu verbringen, sollten ihr schnellstmöglich buchen und die wichtigen Dinge wie Organisation, Land, Schule wählen, da die Plätze überall begrenzt sind. Travelling around the world Am 9. Juli war es dann soweit und ich flog von Frankfurt aus los ins Abenteuer. Ich würde einmal um die Welt fliegen, hinzu über die Staaten, Zwischenlandung in L.A. Und zurück dann über Asien, Zwischenlandung in Hong Kong oder Singapore. Eine echte Weltreise also! Und der Hinflug über die USA hat sogar noch einen logistischen Vorteil: Wenn man hinzu über die Staaten fliegt, darf man auf beiden Flügen mehr Gepäck mitnehmen, statt 2mal 21kg dann 2al 23kg. Am besten ist es aber, mit leeren Koffern zu reisen, da man in NZ alles ziemlich billig kriegt. Nee Scherz. Was auf jeden Fall in den Koffer gehört, sind warme Sachen. Man darf nicht vergessen, NZ liegt am anderen Ende der Welt, wenn es hier Sommer ist, ist es dort Winter und umgekehrt. Aber iSt schickt euch einmal im Monat ungefähr ein Heftchen mit Informationen über eurer Land wo ihr hin wollt, da steht das auch nochmal alles detailliert drin. Auch über Gesellschaft, Manieren, Gesetze, Gewohnheiten, Besonderheiten, Kultur und Schule werdet ihr bestens informiert. Ach ja: Die Gastfamilie. Ihr werdet im Ausland bei einer Gastfamilie leben. Das sind ganz normale Menschen aus dem jeweiligen Land, die eine/n Gastschüler/in bei sich aufnehmen und dieser/m ein Zuhause geben solange er/sie im Lande ist. Die Gastfamilien variieren ziemlich, mein Gastvater war verwitwet und lebte mit seiner Tochter, einer meiner besten Freunde war in einer religiösen, kinderreichen Familie, ein anderer bei einer älteren, allein lebenden Frau. Man kann sich seine Gastfamilie vorher nicht aussuchen, also hat man kaum Einfluss auf die Art der Gastfamilie. Es versteht sich wohl von selbst, dass man höflich ist, im Haushalt hilft und sich zu integrieren versucht. Was gar nicht geht, ist der Versuch, die Gastfamilie nach seinen Wünschen zu gestalten. Ein kleines Willkommenspräsent an die Gastfamilie ist keine schlechte Idee, Haribo-Gummibärchen sind sehr gefragt und Milka-Schokolade ist das höchste der Gefühle. Auch ein englisches Buch über die Region, aus der man kommt, wird interessiert angenommen. Gut ist es auch, sobald man eine Gastfamilie bekommen hat, mit dieser Kontakt aufzunehmen, via E-mail oder Telefon zum Beispiel. Die Kontaktdaten erhält man von iSt. Wenn's Probleme mit der Gastfamilie gibt: Eltern und Organisation einschalten, und dann gemeinsam mit der Gastfamilie nach einer Lösung suchen. Wenn gar nichts mehr geht, kann man natürlich auch die Gastfamilie wechseln. Der Flug war dann lang (etwa 30 Stunden mit Aufenthalt auf einigen Airports, London Heathrow und L. A.) aber gut organisiert, und begleitet. Das fand ich gut, denn wer schon mal auf dem Heathrow unterwegs war, wird wissen, wie unübersichtlich Europas größter Flughafen ist..... In Auckland wurde die Gruppe dann getrennt, in Südinselleute und Nordinselleute, und wir Südinselleute flogen weiter nach Wellington. Preparation course In Wellington angekommen, lernte ich meine erste Gastfamilie kennen, bei der ich eine Woche leben würde, während ich in Wellington einen Preparation course besuchte. Dazu wurden wir in kleine Gruppen eingeteilt, die dann von jeweils zwei Kiwis (NZeinwohner nennen sich selbst stolz Kiwis) fünf Tage lang nochmal über NZ erzählt bekommen, man macht Stadtrundgänge in Wellington, besucht zum Beispiel das Te Papa, das Nationalmuseum New Zealands, oder besichtigt ein Marai, eine Maori-“Kirche“. Während der Preparation week ist man oft mit einem oder mehreren anderen Deutschen in einer Gastfamilie untergebracht. Das ist gut so, da man am Anfang noch nicht so gut Englisch spricht und man sich so gegenseitig helfen kann. Auch muss man sich gerade am Anfang überwinden, einfach mal drauflos englisch zu reden. Ist aber nicht weiter schwer. Um eine Preparation week kommt ihr nicht drum rum. Danach fliegt ihr dann, wenn ihr in Wellington wart und auf die Südinsel geht, allein oder in kleineren Gruppen weiter zu euren Städten wo ihr den Rest eurer Zeit verbringt. In dieser Preparation week lernt ihr auch Ansprechpartner der Partnerorganisation NtoZ kennen, die eure erste Anlaufstelle für Hilfe und Probleme sein werden, solange ihr in NZ seid. Eine fremde Stadt Tja und dann war es soweit, ich landete in Dunedin, wurde am Flughafen fröhlich von meinem Gastvater erwartet und herzlich empfangen. Überhaupt sind die Menschen dort viel freundlicher, entspannter, gelassener und more easy-going. Mit meiner Gastfamilie habe ich mich super verstanden, es gab nie Probleme, und wenn ich welche hatte, oder auch Fragen, konnte ich mich immer auf die Hilfe meines Gastvaters verlassen. Ich kam am vorletzten Tag vor Schulanfang an, hatte also nicht viel Zeit für Heimweh, überhaupt war ich zu aufgeregt und neugierig um groß an Deutschland zu denken. Angst vor Kiwischule braucht man nicht zu haben, ich wurde herzlich empfangen, wie auch die anderen Internationals, und wir bekamen „Buddies“ zugeteilt, die uns die Schule gezeigt haben und unsere Fragen beantwortet haben. Logan Park ist aber eine relativ übersichtliche Schule, also war's nicht weiter schwer. Schule an sich läuft im Kurssystem ab, und der Stoff ist ziemlich leicht. In Mathe haben wir dasselbe wie hier in Klasse 8 gemacht. Auch gab es an meiner Schule ein „International Office“, wer fragen irgendwelcher Art hatte, konnte dort Hilfe bekommen. Heimwegpläne, Fächerwechsel... Ach ja: In NZ gibt es Schuluniformen. Die Kiwis müssen sie kaufen, finden sie abartig und verändern sie soweit es möglich ist um sie individueller zu machen. Internationals dürfen entweder normal kommen, also „Mufti“ tragen, oder bekommen eine Schuluniform geliehen. Diese kann man danach kaufen – muss man aber nicht. Am Anfang fand ich die Uniform ziemlich gut weil es mal was anderes war aber gegen Ende hin hat das Teil nur genervt.... Andererseits gucken die Lehrer bei Internationals nicht zu genau hin. Schule in NZ bedeutet Nachmittagsunterricht. Bis halb vier. Dafür startet man später, erst um 9 und lange Pausen gibt es auch. Dies variiert von Schule zu Schule. Meeting the Kiwis Dort unten Leute kennenzulernen und richtig gute Freunde zu finden, ist wirklich nicht schwer. Da man 6 Fächer hat und es 6 verschiedene Klassen sind (Kurssystem), hat man in jeder Klasse neue Leute um sich herum und ist gleichzeitig mit mindestens einem anderen International zusammen. Die Kiwis interessieren sich auch sehr für Internationals und sind neugierig auf deren Heimatländer. Da dort unten Deutsch als Fremdsprache fast wichtiger als Französisch ist, kann man auch an deutsch sprechende Kiwis geraten. Mit Kiwis ins Gespräch zu kommen ist wirklich kinderleicht, und wenn man mal einen Fehler im englischen macht, ist das dem Kiwi total egal. Nach der Schule und in den Pausen kann man wunderbar mit den Kiwis abhängen, zum Beispiel in die Stadt gehen oder beim Training für irgendeinen Sport. Als International bist du in der Bringpflicht: Du willst dazu gehören, also geh auf die Leute zu, rede mit ihnen, und nicht nur in der Schule: Trete einem Sportclub bei, geh trainieren oder vielleicht regelmäßig bowlen oder schwimmen. Mach soviel wie möglich. So findest du bestimmt ein paar Leute mit denen du dich prima verstehst! Bei mir war es kein Problem, ich hatte 6 nette Kurse und lernte gleich in der ersten Woche eine Menge Leute kennen. Keine Sorge, wenn´s am Anfang nicht ganz so gut läuft. Hey, Kopf hoch! Du hast den Mut aufgebracht, ins Ausland zu gehen, da bringst du sicherlich auch den Mut auf, einfach mal die Kiwis anzusprechen! Und wenn du nett bist, sind sie es auch. Nach einiger Zeit hast du dich eingelebt und vieles wird einfacher. Und nach einem halben Jahr mit den Kiwis wirst du das Gefühl haben, schon immer dort gelebt zu haben. Oft ist es schwerer, von dort zu gehen und loszulassen, als aus Deutschland zu gehen, da weiß man ja, man kommt zurück...... New Zealand bereisen Wer soweit weg geht, sollte was vom Land sehen. Also machte ich eine Reise über die Südinsel. Von Picton aus die westliche Küstenlinie hinab an den beiden großen Gletschern vorbei nach Queenstown, mit Abstecher zum Milford Sound, dann zum südlichsten Punkt NZs und die Ostküste wieder hinauf, durch Dunedin (Yay!) über den Mount Cook und Christchurch zurück nach Picton. Wunderschöne Landschaften, die das Auge sofort fesseln, und wo man wirklich unvergessliche Fotos machen kann! Auch die Vielfalt an Natur und die teils skurrilen Felsformationen begeistern. Naturspektakel wie Whalewatching und Delfin schwimmen fehlen auch nicht, und für die Adrenalinjunkies ist Queenstown die beste Stadt überhaupt! Wenn ihr die Chance habt, eine Inselrundreise zu machen, nutzt sie! New Zealand ist wunderwunderschön und es ist jeden Cent wert! Am besten sind Rundreisen, die über beide Inseln führen.... Homecoming Mein halbes Jahr verging wie im Flug, und ich habe so viel erlebt, so viele gute Freunde gefunden und mich einfach total wohl gefühlt und gegen Ende kam es mir vor, als ob ich schon immer dort gelebt hätte und ewig dort leben würde. Es fiel mir echt schwer zu gehen, und der letzte Tag war richtig hart. Für mich und für all meine Kiwifreunde, die ich zurücklassen musste. Es fühlte sich falsch an in das Flugzeug zu steigen, es fühlte sich komisch an, wieder in Deutschland zu sein, wo alle deutsch reden und schreiben, all meine Freunde deutsch reden und es irgendwie so ganz anders ist als in New Zealand. Und all diejenigen, die mir in einem halben Jahr ans Herz gewachsen sind, sind auf der anderen Seite der Welt. Homecoming kann verdammt hart sein. Unterschätzt es nicht. Kontakt halten ist ja zum Glück heute ziemlich einfach, Facebook, Skype, E-mails, Telephone... So kann man wenigstens mit den Kiwis chatten. Und wer weiß? Dunedin hat eine weltberühmte Uni. So I´ll be back there – as soon as I finished German school. 2,5 years to go. Not much! Yaaaaaay! New Zealand mag weit weg sein, doch es ist nicht aus der Welt. So it´s not goodbye. It´s a see you later.

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