Erfahrungsberichte aus Auckland

Rutherford College: Anneke H.

Kia Ora or Hi Everyone ! Meine Entscheidung, ein halbes Jahr in Neuseeland zu verbringen war die BESTE meines Lebens, bis jetzt. Aber ich fang mal lieber von vorne an. Nach einem 24 stündigen Flug mit Zwischenstops in London und Los Angeles kamen wir mit der Gruppe deutscher aufgeregter Schüler endlich um halb sechs morgens am Flughafen in Auckland an. Nach der Immigration haben uns Mitarbeiter der Partnerorganisation empfangen und uns nach unseren Namen gefragt, um zu gucken, ob auch alle da sind. Ich traute meinen Augen kaum, denn eine dieser Mitarbeiter war doch tatsächlich meine ältere Gastschwester Rebecca oder Bex genannt, die ich schon von Fotos kannte. Ich sagte ihr meinen Namen und sie umarmte mich direkt. Später fand ich heraus, dass die zweite Mitarbeiterin meine Gasttante war. Nach einem herzlichen Willkommen der deutschen Ansprechpartnerin kamen alle Gastfamilien um ihre neuen Familienmitglieder abzuholen. Meine Gastmutter (mum) kam auch und begrüßte mich auch mit einer herzlichen Umarmung. Ich fühlte mich sofort wohl. Nach Hause fuhren wir dann in einem kleinen blauen Auto. Der Bau dieses Autos irritierte mich erst, denn dort ist das ja alles anders herum, das Steuer also auf der rechten Seite. Man gewöhnt sich aber dran. Bex übernahm erst einmal die Stereoanlage im Auto. Kurz bevor wir dann endlich ankamen, konnte ich noch einen kurzen Blick auf die umwerfende Skyline Aucklands werfen. Angekommen wurden mir meine deutschen Gastbrüder, die während der Vorbereitungswoche auch bei meiner Gastfamilie untergebracht waren, vorgestellt und mein Zimmer gezeigt, which was beautiful by the way! Später gingen wir 3 deutschen erst einmal in die Stadt um uns allen eine neuseeländische sim Karte anzuschaffen und weitere Adapter. Bevor es los gehen konnte lernte ich erst noch den neuen Lebensgefährten/festen Freund Hugh meiner mum kennen. Er war wie ein dad für mich, da er praktisch bei uns gewohnt hat. Nach all unseren Besorgungen schlief ich schon fast mit offenen Augen ein. Als wir dann endlich zu Abend gegessen hatten (extra früher, damit ich schnell ins Bett konnte) habe ich um ca. 7 Uhr schon geschlafen. In der darauffolgenden Woche hatten wir einen Vorbereitungsworkshop. Wir machten viele Ausflüge zum Beispiel zum Skytower, Museum, eine Fahrt mit dem Boot zu einer Insel und so weiter. Zusätzlich lernten wir viele neue Dinge kennen. Neue Wörter, die wir in der Schule gebrauchen konnten und ein bisschen Kiwi-Slang. Während dieser Woche lernte ich dann auch endlich meine kleinere Gastschwester Sarah kennen, die ein paar Tage bei ihrem Vater verbracht hatte. Dann kam das erste Wochenende. Die zwei deutschen Jungen waren am Vormittag abgereist, zu ihren eigentlichen Gastfamilien und am Nachmittag nahm meine Familie mich mit ins Krankenhaus um eine Freundin zu besuchen, die nach einer schweren Krankheit gerade wieder laufen konnte. Es war am Anfang schon ein bisschen komisch direkt wie ein volles Familienmitglied behandelt zu werden, obwohl man sich erst eine Woche kannte. Es hat mir aber sehr viel gebracht, weil ich mich nach weniger als einem Monat schon wie zuhause gefühlt habe.
Von meiner Gasttante Brenda, die ich am Flughafen auch schon kennenlernte, ihrem Mann Martin und deren Gastschülerin Nina wurde ich am Sonntag mit zu einem wunderschönen Strand im Norden Aucklands genommen. Der Strand hieß Piha und war ein schwarzer Sandstrand. Ich besuchte die 11. Klasse am Rutherford College in Auckland.
Monday, first day of school :
Am morgen meines ersten Schultages zog ich meine Schuluniform an, die ich während der Vorbereitungswoche schon gekauft hatte. Das war schon ein sehr komisches Gefühl. An der Schule angekommen, brachten meine Schwestern mich erstmal in die ‚International Village’, die aus zwei Gebäuden bestand. Aufgrund der Uniform wurde ich nicht sofort als international student erkannt. Dann musste ich mich den ganzen Tag Tests unterziehen um herauszufinden, in welche Stufe und Klassen ich sollte. Erst am meinem zweiten Schultag ging es dann endlich richtig los! Ich wartete 2 Stunden und dann hatte mein Dean Zeit zusammen mit mir meinen individuellen Stundenplan zu erstellen. Die Fächerauswahl ist anders als hier in Deutschland. Ich durfte mir sechs Fächer aussuchen. Ich nahm natürlich Englisch und Mathe und kam direkt in die ‚Top Class’ in meiner Jahrgansstufe, weil ich in den Tests so gut abgeschnitten hatte. Dass ich in Englisch in die Top Class kam, hat mich sehr überrascht, da ich ja keine Muttersprachlerin bin. Weiterhin belegte ich die Fächer Drama, Dance year 11, Music, welches ich später zu Dance year 12 tauschte und eine Kombination aus Sport und Gesundheitslehre. Die Mitarbeiterinnen des International Office brachten mich dann zu meinen ersten Unterrichtsstunden. Als erstes war Englisch an der Reihe. Nach dem Unterricht kamen direkt eine Neuseeländische Schülerin, Devin, zu mir und sprach mich überraschender Weise auf Deutsch an, dass jedoch nur aus ein paar gelernten Sätzen bestand. Während Lunchtime wusste ich nicht so recht wohin mit mir, also spazierte ich ein wenig über den Schulhof und sah Devin wieder, die dort mit zwei anderen Mädchen saß. Sie winkte mich zu ihnen rüber und fragte mich, ob ich mich zu ihnen setzten möchte. Die beiden anderen Mädchen stellten sich vor, Breanne und Danielle. Als ich ihnen erzählte, dass mein nächstes Fach Drama wäre, fingen sie alle an zu kreischen und sagten, dass ich mit ihnen Unterricht hätte.
Seit diesem Tag hatte ich also meine 3 besten Freunde Down Under gefunden, die alle Kiwis waren und nicht andere Austauschschüler - wie ich es mir gewünscht hatte. Während der nächsten Wochen lernte ich das Schulleben in Neuseeland lieben. Die größere Fächerauswahl gefiel mir, die Schüler waren alle sehr nett und auch zu den Lehrern und Lehrerinnen hatte man ein viel persönlicheres Verhältnis als hier in Deutschland. Manchmal kam ich sogar zum Tanzunterricht und meine Lehrerin begrüßte mich mit dem Worten:“ Hi hunny, how are you?“ und umarmte mich.
Einer weitere Neuheit waren die Assemblies, in denen ein Lehrer oder der Direktor persönlich der ganzen Stufe irgendetwas erklärt, zum Beispiel warum man gerade jetzt Lernen sollte, und wie viel Lernen eigentlich am besten ist.
Es gab auch Assemblies mit der ganzen Schule, beispielsweise am Rutherford Day. An diesem Tag hatte die Schule Geburtstag. Schüler und Schülerinnen traten auf und sangen oder tanzten und ein bekannter Gastsprecher kam zu Besuch.
Am Ende des Schuljahres gab es besondere Veranstaltungen, an denen die Schüler mit besonderen Leistungen geehrt wurden und Urkunden und Preise dafür bekamen.
All diese Faktoren und auch die Uniform haben einem das Gefühl von Zusammengehörigkeit geben können, welches ein ganz besonderes ist und sich kaum beschreiben lässt. Ein weiteres Highlight meines Aufenthalts war eine Aufführung der Performing Arts genannt ‚Studio Show’. Dafür wurde nachmittags nach der Schule fleißig geprobt und man verbrachte viel Zeit mit seinen Freunden. Ich trat mit meiner Drama Class mit Breanne, Devin und Danielle auf und auch mit meiner Dance Class. Diese Veranstaltung hat einem noch mehr Zugehörigkeitsgefühl gegeben. Anschließend kannte mich dann auch der letzte Schüler des Rutherford Colleges. Während der Wochenenden und der Ferien verbrachte ich viel Zeit mit meinen Freunden und auch mit meiner Gastfamilie. Man ging shoppen, ins Kino und bei schönem Wetter machte man einen Ausflug an den Strand. Breanne’s Familie nahm mich sogar mit auf einen Ausflug zu einem wunderschönen Strand namens Cooper Beach, der 5 Stunden nördlich von Auckland liegt. Dort angekommen machten wir einen Spaziergang und aßen das typische Gericht Fish and Chips. Auf unserem Rückweg hielten wir in der Bay of Islands und schauten uns dort ein wenig um. Ich könnte jetzt noch viele weitere solcher tollen und einmaligen Erlebnisse aufzählen, aber dann könnte ich genauso gut einen Roman schreiben. Ich verlängerte meinen Aufenthalt um drei Wochen, denn meine Eltern und meiner Schwester hatten beschlossen mich dort unten abholen zu kommen.
Nach einer Nacht, die sie im Hotel verbracht hatten holte ich sie dort ab und zeigte ihnen meine Welt, in der ich 6 Monate leben durfte. Wir machten eine Tour durch die Stadt, mit einer anschließenden Besichtigung meiner Schule. Zum Abendessen gingen wir dann zu mir nach ‚Hause’ und meine zwei Familien lernten sich kennen. Dafür kamen auch meine Gasttante samt ihrer Familie und meine Gastoma zu Besuch.
Nach einem wundervollen Abend ging ich dann mit meiner Familie ins Hotel, weil am nächsten Morgen unsere Rundreise los ging. Wir fuhren mit dem Auto einmal quer über die Nordinsel, vom nördlichsten Punkt bis in den Süden in die Hauptstadt Wellington und flogen von dort aus nach Queenstown und fuhren dann vom Süden der Südinsel entlang der Westküste wieder in den Norden.
Diese Reise beinhaltete Segelfahrten, Wanderungen, Nächte in den Fjorden der Südinsel und viele weitere spannende Abendteuer. Mein persönliches Highlight war ein Fallschirmsprung (Tandemsprung) in Queenstown am 24.12., quasi mein Weihnachtsgeschenk. Zurück in Auckland verbrachte ich die letzten Tage mit meinen Freunden und meiner Gastfamilie. Der Abschied von meinen Freunden viel mir überhaupt nicht leicht, und es flossen auch sehr viele Tränen, aber man versprach sich in Kontakt zu bleiben und bis heute werden auch noch Pakete mit Schokolade, Geschenken und dergleichen verschickt.
Meine Gasteltern brachten mich zum Flughafen, wo ich dann meine richtige Familie antraf. Der Abschied war sehr, sehr schwer.
Ich flog mit einer anderen Airline als meine Eltern zurück, auf meinen Wunsch, denn ich wollte diesen doch sehr langen Flug nutzen, meine Erfahrungen und Erlebnisse noch einmal Revue passieren zu lassen.

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