Erfahrungsberichte aus British Columbia

West Vancouver: Wiebke B.

Vancouver-Downtown

Besucher - gegenüber meiner Haltestelle

Mein Name ist Wiebke. Ich habe von Ende August 2013 bis Ende Januar 2014 die West Vancouver Secondary School in British Columbia, Kanada, besucht. Bis zu meiner Ankunft in Vancouver konnte ich überhaupt nicht realisieren, dass ich jetzt fast ein halbes Jahr lang von zu Hause weg sein und nun in einer Gastfamilie leben würde.
Ich erhielt das Profil meiner Gastfamilie ein bis zwei Monate vor dem Abflug. Da sich die Familie immer nur sehr knapp zurückgemeldet hat, wusste ich nicht sehr viel über sie und wurde so regelrecht ins „kalte Wasser“ geworfen. Bei meiner Gastfamilie wohnten außer den 3 Kindern (13,12 und 10) noch eine brasilianische Gastschwester. Ich verstand mich mit den Kindern sehr gut, die mich auch wie eine richtige Schwester ansahen. Anfang Oktober teilte mir das International Student Office, Mrs. Pattison, mit, dass meine Gastfamilie aus geheimen Gründen wünschte, dass ich zu einer anderen Gastfamilie wechseln sollte. Auf Grund der mir nur wenig gegebenen Tage, die Familie zu wechseln, zog ich freitags mit Hilfe einer Angestellten der Schule in die British Properties von Vancouver und von da an konnte ich meinen Aufenthalt richtig genießen! Bei der neuen, halb kanadisch halb chinesischen Familie fühlte ich mich direkt wohl.
Ich verstand mich auf Anhieb mit meinen vier Gastschwestern (17, 16, 16 und 15), von denen zwei ebenfalls Internationals waren. Meine kanadische Schwester besuchte uns nur ab und zu,  da sie mit ihrer Mutter in North Vancouver gelebt hat. Mit den Mädchen habe ich auch oft etwas nach der Schule oder am Wochenende unternommen, genau wie Familienausflüge zu Theateraufführungen oder zum Eis essen um 1 Uhr nachts. Ich denke, dass je weniger Altersunterschied herrscht, man sich desto besser  miteinander versteht und so auch viel mehr von seinem Aufenthalt profitieren kann.
Ich hatte mein eigenes Zimmer mit King sized bed und riesigem Bad, ich durfte immer ausgehen wann und wohin ich wollte, solange ich mich ab und zu meldete. Wäsche habe ich selber gewaschen, was sich als total einfach raus gestellt hat:  In die Waschmaschine, „on“- Knopf drücken, abwarten und zum Schluss alles zusammen in den Trockner (es ist weder etwas verfärbt noch eingelaufen!).
Besonders gefreut habe ich mich über den Besuch von Bekannten an Feiertagen oder einfach mal so, da mich alle herzlich aufgenommen haben und ich mit ihnen viel Spaß hatte.
Durch unseren lieben und verspielten Pudel wurde mir auch die Angst vor Hunden genommen.
Mein Hostdad Brian hat uns jeden morgen Frühstuck und ein Lunchpaket gemacht und uns zur Schule gefahren – ein wirklich toller Service! Aber wie das mit vier Mädchen so ist, kamen wir meistens zu spät los, weswegen wir alle ein paar „lates“ auf unseren report cards hatten.
Obwohl ich eigentlich ein riesiger Fan von chinesischem Essen bin, war die „typisch“ chinesische Küche überhaupt nichts für mich. So habe ich meistens nach der Schule bei Starbucks, McDonald's und Co gesessen und ganze sieben Kilogramm zugenommen! Da die Familie bereits eine Deutsche vor mir aufgenommen hatte, wussten sie damit umzugehen, dass ich ab und zu lieber außerhalb von zu Hause aß und hatten keine Probleme damit, solange ich mich fürs Abendessen abgemeldet habe. Mit meiner Familie bin ich über Neujahr nach Mexiko geflogen, was einfach nur Spitze war!
Schließlich war dies das erste Mal, dass ich nicht im kalten Deutschland, sondern an einem warmen Ort Neujahr erlebt habe. Untergekommen waren wir in einem Fünf Sterne Hotel in Los Cabos, welches sich an der Westküste (Niederkalifornien) befindet. Diese Erfahrung war wirklich toll und  anders. Ich habe mich sehr wohlgefühlt und hatte eine tolle Zeit mit meiner Familie in Mexiko, die  ich ohne meinen Auslandsaufenthalt niemals erlebt hätte.
Für einen Tag bin ich mit meinem Dad Richtung Seattle zum Shoppen gefahren.
Alles in allem war die Familie perfekt, auch wenn ich durch das viel gesprochene Mandarin nicht immer alle verstanden habe. Nun zu meinem Schulalltag:
In der 1. Schulwoche habe ich die Sentinel Secondary School besucht, die mir aber sehr durch ihren Internatsflair missfiel und dank iSt konnte ich so schnell auf die WVSS gehen.
Die Schule war in Center, West, South, verschiedene Level usw. eingeteilt – sie war riesig, aber wunderschön. Überall hingen Bilder von den Graduation Jahrgängen oder Schulauszeichnungen. Die  Gänge ähnelten einer riesigen Konzerthalle, da diese in den Pausen einfach immer voller Schüler waren. Die Cafeteria war groß und mit den für Highschools typischen Bänken versehen.
Mein Schultag begann um 8.30 und endete um 14.55. Den 1. Monat hat man mich bestimmt nur mit meinem Stundenplan herumlaufen sehen, da ich das Prinzip mit Day 1 und Day 2, genau wie das rotieren der täglichen Stunden null verstanden hatte. Als Wahlfächer hatte ich Art 11, Spanish Introduction 11 und French 12. Spanisch hatte ich in dem Fall zum 1. Mal, welches sich aber als sehr einfach herausgestellt hat und mir so keine Probleme, sondern sogar ein A, eingebracht hat.
In Französisch 12 war ich maßlos unterfordert, obwohl ich dort mit Abstand die jüngste war und mich in der Anzahl der Lehrjahre eigentlich gleichauf befand. In Kunst und Sport fand ich mich am meisten gefordert, da ich diese Fächer jeden 2. Tag hatte und sich so die Techniken und  Ergebnisse schnell vertieft haben. Meine Lehrerin konnte mich komplett für Sport begeistern. Ich habe mich, im Gegensatz zu Deutschland, immer sehr auf die Stunde gefreut und für mich als Sportmuffel ein B eingeheimst. Fächer wie Science und Socials lagen mir dagegen eher weniger, weswegen ich mich mit ihnen weniger auseinander gesetzt habe und so nur ein C+ und C- bekommen habe.
Ich hatte alle Klassen mit den „guten“ Englischsprechern (ja, der Unterricht wird nach Englischlevel differenziert, um allen gerecht zu werden) und im normalen Englischunterricht ein B, was mich sehr zufrieden gestellt hat. Sogar in Mathe, meinem Hassfach, hatte ich ein B, was wohl daran lag, dass das Lerntempo enorm zurück lag und alles so oft wiederholt wurde, bis jeder es verstanden hatte. Mir wurden immer Komplimente für mein tolles Englisch gemacht. Alle fanden es beeindruckend, dass ich vier Sprachen sprechen kann, denn für Kanadier ist es üblich, nur eine oder gegebenenfalls zwei weitere Fremdsprachen zu lernen. Innerhalb der ersten Woche habe ich gute Freunde gefunden, mit denen ich bis heute noch Kontakt habe. Meine besten Freunde kamen alle aus verschiedenen Teilen Vancouvers, oder waren ebenfalls Internationals, die aber bis zum Abschluss dableiben werden, was für z.B. viele Asiaten der Fall ist.
Zu meiner Überraschung stellte sich Vancouver als multikulturell heraus. Neben vielen Asiaten traf man auch viele Perser, genau wie Deutsche, an. So gut wie jedes Mal wenn ich deutsch gesprochen habe, begannen andere Deutsche mit mir zu reden. Damit hatte ich vorher nicht gerechnet.
Vancouver ist wirklich eine tolle Stadt – ein Mix aus Stadt und Natur, einfach unbeschreiblich.
Von unserem Wohnzimmer aus konnte man die Hochhäuser, das Wasser und die verschneiten Berge sehen, einfach wie im Märchen. Die letzten Tage vor meinem Flug nach Hause waren definitiv mit die traurigsten meines Lebens, denn jetzt musste ich von meiner liebgewonnenen Familie, meinen Lehrern und Freunden langsam aber sicher Abschied nehmen. Da ich viel zu viel in meinen Lieblingsläden wie Pink oder American Eagle gekauft hatte, musste ich mich schon auf meine zwei Koffer drauf stellen, um diese einigermaßen schließen zu können. Im Endeffekt hatte ich mehr als 10 Kg Übergewicht, sowie eine riesige Tasche als Handgepäck. Die schwersten Kleidungsstücke hatte ich an, einige habe ich zurück in Kanada gelassen. Alles in allem, war mein Aufenthalt sehr bereichernd für meine Eigenständigkeit und mein Selbstvertrauen. Mein Englischlevel hat sich meiner Meinung nach nicht verändert, wenn überhaupt nur die Aussprache und Sicherheit beim Reden.
Ansonsten kann ich Euch einen Auslandsaufenthalt wärmstens ans Herz legen. iSt hat mir und meiner Familie bei allen meinen Entscheidungen beigestanden und ich kann die Organisation nur weiterempfehlen.
Eure Erfahrungen werden Euch ein Leben lang begleiten und Ihr werdet nur von ihnen profitieren. Ich hoffe mein Bericht konnte Euch mein Leben etwas verbildlichen und helfen, die richtige Wahl zu treffen. Enjoy your stay and have a great time.  

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