Erfahrungsberichte aus British Columbia

Fernie: Torsten Depping

Ich bin Torsten und ich war für 5 Monate in Fernie, BC, einem kleinen Städtchen in den Rocky Mountains und habe dort eine super Zeit verbracht und Erfahrungen gesammelt, von denen ich garantiert noch lange zehren kann. So, ich fang am Besten mal ganz vorne an. Irgendwann im Frühjahr 2008 hab ich mich entschieden ein Auslandsjahr zumachen und habe mich schnell für iSt entschieden, da die Prospekte sehr verlockend sind und man sich aussuchen kann, wo es hingeht. Meine Entscheidung fiel sehr schnell auf Kanada und sofort auf den kleinen Ort Fernie, in den ich mich von Anfang an ein bisschen verliebt habe. Fernie wurde als Wintersportort angepriesen und Fernie hält, was es verspricht, aber dazu später mehr. Am 31. August 2009 ging es dann endlich los und es war auch Zeit, weil man sich viel zu viele Gedanken und Sorgen macht, wenn man solange in den Sommerferien Zeit hat nachzudenken. Nach einer ca. 23 stündigen Reise kam ich dann endlich in Cranbrook, dem nächsten größeren Ort (19.000 Einwohner) an. Ich wurde gleich am Flughafen von meiner Gastmutter, Mary und meinem Gastvater, Guy herzlich empfangen und eigentlich alle Sorgen, die ich mir wegen meiner Familie gemacht habe, waren von dem Moment an verflogen und ich musste mir über sowas bis zum Ende meines Aufenthalts keine Gedanken machen. Mary und Guy waren ein etwas besonderes Paar, was ich in einem absolut positiven Sinne meine. Mary war 65 und hat einen Internetshop, in dem sie Körnerkissen etc. verkauft, die sie in unserm Haus im Keller hergestellt hat. Die Teile sind sündhaft teuer, aber jeden Cent wert. Außerdem war sie noch im „Community Garden“ von Fernie tätig, einer Gartenanlage in der noch viele andere Leute mitwirkten. Guy war 50 und Frankokanadier. Er hat sein Leben lang immer wieder andere Jobs gemacht z.B. Treeplanter, Fahrradkurier… doch vor einigen Jahren hat er sich entschieden an einem Ort zu bleiben und sich seiner Leidenschaft dem Kochen zu widmen. Er hat Gewürzmischungen gemacht, Brote gebacken und vieles mehr und das dann auf Messen, Märkten und im Internet verkauft. Die ersten zwei Wochen nach meiner Ankunft hatte ich noch frei und wenig zutun, aber das war ganz gut so, weil ich mich noch an die Zeitverschiebung gewöhnen musste. Nach einer Woche kam auch mein mexikanischer Gastbruder an, mit dem ich mich auch super verstanden habe. Als dann nach 2 Wochen endlich die Schule losging, war ich überglücklich, weil es langsam anfing, zuhause langweilig zuwerden und ich nun dringend gleichaltrige Kanadier kennen lernen wollte. Ab dann ging alles ganz schnell. Die Kanadier sind super freundlich und man ist nach spätestens einer Woche voll integriert. Ich hab mich auch gleich entschieden dem Fußballteam beizutreten, obwohl ich eigentlich Basketball spiele, aber die Basketballsaison fing erst in der Skisaison an und war damit Zeittechnisch unmöglich. Das Niveau im Fußballteam war extrem niedrig, was den Spaßfaktor aber kein bisschen drückte und durch unseren Einsatz erreichten wir sogar die BC Soccer Provincials als erstes Team seit 1989 aus Fernie. Bei den Provincial versagten wir jedoch kläglich… Dabei sein ist Alles! Gleich am ersten Wochenende nach dem Ende der Provincials und damit auch dem Ende der Fußballsaison öffnete der Skihill. Ich war seit 5 Jahren nicht Snowboarden gewesen und habe einfach beschlossen, dass es mir Spaß macht und habe mich schon zu Anfang meines Aufenthalts mit für europäische Verhältnisse extrem günstigem Equipment eingedeckt. Am ersten Tag der Skisaison nahm mich also ein kanadischer Freund, Chris, der alles seeeeeeeeeeeehr locker angeht, mit auf den Berg. Nach 4 Stunden war es mir physisch nicht mehr möglich weiterzufahren und ich ging nach Hause. Am nächsten Wochenden entschloss ich erstmal alleine ein wenig zu üben, bevor ich wieder von jemandem wie Chris 4 Meter hohe Abhänge mit den Worten :“There is kind of a drop off, no big deal.“ runtergescheucht wurde. Ab nun war ich jedes Wochenede mit Freunde boarden. Zurück in meiner Heimat Hamburg vermisse ich das doch sehr stark… Eine kleine Stimmungsbremse war eine Schulterverletzung, die ich mir zu Beginn der Weihnachtferien beim Snowboarden zugezogen habe. Ich habe mir einen Muskel in der Schulter gerissen. Doch es lief den Umständen entsprechend gut ab, da ich von iSt gut versichert war und Physiotherapie bezahlt bekam. Der Therapeut schlug mir eine mindestens 4-wöchige Snowboardpause vor, worauf ich natürlich keine Rücksicht nehmen konnte, da gerade die Ferien anfingen und der Berg so verlockend nah war und alle meine Freunde nicht viel anderes tagsüber taten, als sich auf dem Berg auszutoben. Also fuhr ich nach einer Woche, als sich mein Arm schon wieder recht gut anfühlte, mit einer Armschlinge unter der Jacke wieder Snowboard, jedoch wesentlich bedachter und vorsichtiger. Weihnachten haben wir frankokanadisch gefeiert. Das heißt, man isst gegen 10 Uhr abends am 24. ein üppiges Dinner und packt gegen 12 Uhr Geschenke aus. Die Geschenke waren sehr witzig, da wir uns alle gegenseitig preiswerte aber gut ausgesuchte Sachen schenkten. Am 4. Januar ging dann wieder die Schule los und mir stand meine baldige Abreise schon ein Wenig bevor. Meinen letzten Monat, den Januar, verbrachte ich dann noch mit viel Snowboarden, Freunde treffen und Eishockey gucken. Am Ende gab es für mich und die andren Austauschschüler die im Januar abreisen mussten eine Abschiedsfeier, bei der wir noch eine Photo-CD mit Fotos von unsren gemeinsamen Ausflügen nach Banff etc. bekamen und uns noch mal verabschieden konnten von Betreuern, die wir in den folgenden turbulenten Tagen nicht mehr sehen würden. In den folgenden Tagen wurden Exams geschrieben und ich hatte kaum Schule, weshalb ich noch mal richtigen Snowboarden konnte und in der wenigen Zeit in der Schule verabschiedete ich mich eigentlich hauptsächlich von Lehrern und Freunden. Am 31. Januar trat ich also meine Heimreise an und war schon sehr traurig, da ich echt eine super Zeit in Fernie hatte und viele Freunde gefunden hatte, die ich sehr vermisse. Guy und mein Gastbruder brachten mich also zum Flughafen nach Cranbrook und weg war ich. Wegen meines sperrigen Gepäcks war leider kein Platz für Mary, aber von der habe ich mich zuhause schon verabschiedet und sie hatte sowieso zu arbeiten. Für mich hat sich die Zeit in Fernie auf jeden Fall gelohnt. Ich habe so viel gelernt, so viel Spaß gehabt und bin als Person weitergekommen. Die unglaublich Landschaft von British Columbia hat mich bis zum letzten Tag beeindruckt und es war garantiert nicht mein lezter besuch in Kanada. Torsten Depping Fernie Secondary School, August 2009 – Januar 2010

Weitere Erfahrungsberichte aus British Columbia