Erfahrungsberichte aus British Columbia

Sidney: Clara Sh.

Mein Gastvater mit meiner Gastschwester beim Campen

Sidney

Whistler

Kaum zu fassen, dass ich mittlerweile schon fast seit 5 Monaten wieder zurück in Deutschland bin. Noch vor etwas über einem Jahr hatte ich keine Ahnung was mich in meinen 7 Monaten Kanada erwarten würde und was für ein Abenteuer mir bevorstand. Ich weiß noch ganz genau wie ich damals so ungefähr jeden Erfahrungsbericht, den ich finden konnte, gelesen habe. Und jetzt bin ich hier und schreibe meinen eigenen… Aber jetzt mal von vorne: Mein Name ist Clara und ich habe für 7 Monate die Parkland Secondary School in Saanich auf Vancouver Island besucht. Im Juni gab es erst mal ein Vorbereitungsseminar in Stuttgart, wo wir uns mit den anderen Austauschschüler und den Returnees austauschen konnten, was echt hilfreich war und auch viel Spaß gemacht hat. Ich bekam meine Gastfamilie, die aus 5 Familienmitgliedern bestand: Meine Gastmutter Camille, mein Gastvater David (der übrigens Neuseeländer war), meine kleine Gastschwester Jade, die damals erst 9 Monate alt war, der Hund Ruger und die Katze Jasper. Meine Gasteltern waren beide ziemlich jung. Ich hab zuerst meiner Gastmutter eine Email geschrieben und mich vorgestellt und dann hab ich auch nochmal zusammen mit meinen Eltern mit ihr geskyped. Im  August ging es dann endlich los. Zusammen mit anderen Austauschschülern hab ich mich dann von München aus auf die lange Reise begeben. Ich war echt super aufgeregt und nervös und hatte tausend Fragen in meinem Kopf herumschwirren: Wie würde ich meinen Gastfamilie begrüßen? Was, wenn ich mich nicht gut mit ihnen verstehe? Was, wenn mein Englisch nicht ausreicht, um mich problemlos zu verständigen? Kommt mein Gepäck unversehrt an?
Die Reise war echt anstrengend und irgendwann war ich dann auch zu erschöpft,  um mir noch über irgendwas den Kopf zu zerbrechen und war einfach nur froh, als wir endlich gelandet waren. Spätestens als meine Gastmutter mich sofort mit einer großen Umarmung begrüßt hatte, war mir klar, dass alle meine Sorgen total unbegründet gewesen waren. Meine Gastfamilie wohnte nur 10 Minuten vom Flughafen entfernt und so waren wir schnell zu Hause; meine Gasteltern zeigten mir das Haus und mein Zimmer. Es war nicht besonders groß, aber sehr gemütlich und ich hatte ein schönes Zimmer mit eigenem Bad, was echt super war. Zum Glück war es schon Abend, also haben wir nur noch zu Abend gegessen, ich habe die Gastgeschenke übergeben und dann konnte ich unendlich müde, aber glücklich in mein Bett fallen.
Anfangs war es schon eine große Umstellung. Zu Hause habe ich zwei Brüder, ich bin das Mittelkind, und lebe in einer Großstadt. Hier war die Stadt - Sidney - eher klein, und ich hatte auch noch ein Baby zu Hause. Aber meine Gasteltern waren super lieb, meine Gastschwester richtig süß und ich hab mich sehr schnell super wohl und wie zu Hause gefühlt.
In der zweiten Woche nach meiner Ankunft hat meine Gastfamilie auch gleich ein Wochenendtrip mit mir unternommen. Wir sind samt Baby und Hund im Gepäck nach Tofino gefahren, haben dort zwei Nächte gecampt und waren auch noch am Strand surfen! Das war ein echt tolles Wochenende!
Die Schule sollte eigentlich 2 Tage nach meiner Ankunft schon los gehen, aber die Lehrer in British Columbia hatten in diesem Jahr beschlossen zu streiken, wodurch wir Austauschschüler erst mal an einem Ersatzprogramm teilnahmen. So hatten wir jeden Tag viel Neues zu entdecken, auch ohne Schule. Wir waren Schlittschuhlaufen, haben das Museum in Victoria besucht, waren in den Butchart Gardens und und und… das ganze ging 2-3 Wochen so und umso mehr haben wir uns alle gefreut als die Schule endlich los ging.
Durch den Streik und unser Ersatz - Programm kannte ich schon viele der anderen "Internationals" an der Schule und schnell hab ich im Unterricht auch Kanadier kennengelernt. Es ist am Anfang vielleicht etwas schwer sich mit den Kanadiern anzufreunden, da sie es schon gewohnt sind, dass jedes Jahr Austauschschüler an ihre Schule kommen und sie auch nicht unbedingt von selber auf einen zu gehen. Aber wenn man den Mut zusammennimmt und sie mal anspricht, sind sie immer super nett und es ist eigentlich unmöglich keine Freunde zu finden!  Die Schule in Kanada ist wirklich sehr anders als in Deutschland. Man hat zum Beispiel pro Halbjahr nur 4 Fächer und jeden Tag denselben Stundenplan. Mein Lieblingsfach war im ersten Semester mit Abstand Theatre Production, auch Stagecraft genannt, wo wir für das Schulmusical in der Holzwerkstatt alle Requisiten gebaut haben, was echt Spaß gemacht hat. Meine anderen Fächer waren Science/PE (an manchen Tagen Science, an machen PE also Sport), English und Journalism, wo wir das Year Book zusammengestellt haben. Im zweiten Semester hatte ich dann Psychology, Science/PE, Drafting (technisches Zeichnen) und Tanzen. Insgesamt ist an kanadischen Schulen alles viel lockerer als bei uns in Deutschland. Zum Beispiel ist es überhaupt nicht ungewöhnlich einfach in Pyjama- oder Jogginghose in die Schule zu kommen, das Verhältnis zwischen Lehrern und Schüler ist viel freundschaftlicher und man hat sich fast immer auf die Schule gefreut. Zusätzlich zur Schule habe ich noch 1mal wöchentlich einen Tanzkurs in einer Tanzschule bei uns in der Nähe besucht, wo ich auch nochmal die Möglichkeit hatte andere Leute von den anderen High Schools kennenzulernen.
Nach einer Weile war ich komplett in meinem kanadischen Alltag eingelebt, aber trotzdem hatte ich zwischendurch auch mal Heimweh. Irgendwann hab ich einfach wirklich realisiert, wie weit ich von zu Hause weg bin und dass ich nicht eben mal schnell nach Hause fliegen kann. Aber an alle, die sich Sorgen um Heimweh machen, kann ich nur sagen: Es geht irgendwann vorbei, man gewöhnt sich so sehr daran ohne seine deutsche Familie und nur noch mit der kanadischen Familie zu sein; Ablenkung ist bei Heimweh eigentlich das beste Heilmittel.
Mir hat es in Kanada so gut gefallen, dass ich im Dezember beschlossen hab meinen Aufenthalt noch um 2 Monate zu verlängern. An dieser Stelle würde ich mich auch gerne nochmal bei iSt bedanken, denn die Beratung war auch vom anderen Ende der Welt aus super und ich hatte überhaupt keinen Stress oder Probleme mit der Verlängerung! Ein großes Highlight für mich war, als sich an Thanksgiving die ganze Familie meiner Gastmutter - wir, ihre zwei Brüder und deren Freundinnen -  bei meinen "Gast - Großeltern" versammelt haben und es das klassische Thanksgiving Essen gab : Turkey mit ganz viel verschiedenem Gemüse und zum Nachtisch Pumpkin Pie. Es war alles sehr lecker und insgesamt ziemlich cool mal das typisch nordamerikanische Thanksgiving mitzuerleben. An Weihnachten waren wir auch wieder alle bei den Eltern meiner Gastmutter, wo wir übernachtet haben und am nächsten Morgen war das komplette Wohnzimmer mit Geschenken bedeckt! Auch ich wurde reich beschenkt und hatte eine tolle Zeit, wir haben Gingerbread Houses gemacht, Plätzchen gegessen und und und … Dann gab es natürlich auch noch die Woche in Whistler, wo alle Austauschschüler aus Saanich zusammen Ski fahren gegangen sind, es hat soo Spaß gemacht, mit allen seinen "International friends" zusammen Ski zu fahren und die Woche zu verbringen und ich kann euch nur raten: Fahrt da unbedingt mit!
Ich könnte jetzt noch so viel erzählen, aber wenn ich alles aufschreiben würde was ich in Kanada erlebet habe, würde ich ganze Bücher füllen! Ich kann nur sagen, dass es eine der besten Erfahrungen meines Lebens war, ich habe so viel gelernt, so viele Leute kennengelernt und so viel Spaß gehabt… und an alle unentschlossenen da draußen kann ich nur sagen: Macht es!! Es scheint vielleicht ein bisschen beängstigend und ist anfangs nicht immer leicht, aber es lohnt sich so sehr!
Die Zeit in Kanada ist rasend vergangen und Ende März war mein Auslands - Abenteuer auch schon vorbei. Ich musste mich sehr schweren Herzens von meiner Gastfamilie verabschieden und  ehe ich mich versah, war ich schon wieder zurück in Deutschland. Ob ihrs glaubt oder nicht: Ich habe echt eine Weile gebraucht um mich in meinem eigenen zu Hause wieder einzuleben! Doch mittlerweile ist auch das geschafft und ich denke noch oft mit einem Lächeln auf dem Gesicht an meine schöne Zeit in Kanada zurück.
So, ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick in mein kanadisches Abenteuer geben und habe euch einen kleinen Vorgeschmack gegeben, was euch im Ausland so alles erwartet! An alle, die demnächst ihr Auslandsjahr beginnen: Grüßt Kanada schön von mir, habt ganz viel Spaß und genießt es!  

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