Erfahrungsberichte aus British Columbia

North Vancouver: Maxime D.

Also Ich war in North Vancouver, Kanada für fünf Monate und ich muss sagen, dass ich lange überlegt habe ob ich ins Ausland gehen soll oder nicht. Mein Grund dafür war, dass ich die 10te Klasse nicht wiederholen wollte und mir nicht sicher war ob es klappt alles nachzuholen und ohne Schwierigkeiten in die Kursstufe einzusteigen. Aber im Nachhinein war es eine so tolle Zeit, mit so vielen Erfahrungen, dass ich jedem der noch am Zögern ist sagen kann, dass er/sie es auf jeden Fall machen sollte. Nicht jeder hat die Chance ins Ausland zu gehen und wenn ihr sie bekommt, dann nutzt sie, denn nach dem Abi könnt ihr zwar als Au Pair arbeiten oder Work and Travel machen, aber ein High School Aufenthalt ist nochmal etwas anderes und einmaliges. Naja ungefähr drei Monate vor Beginn habe ich mich dann entschieden gehabt und es musste alles ganz schnell gehen. Kurz darauf, so kam es mir vor, saß ich dann schon im Flugzeug und war auf dem Weg nach Vancouver. Ich war zuvor noch nie außerhalb von Europa und in den ersten Tagen überwältigt und verwirrte mich erst mal alles. Am Abend als ich bei meiner Gastfamilie ankam, empfingen sie mich nett und wir haben zu Abend gegessen. Ich war so müde, dass ich erst mal am Tisch eingeschlafen bin, da ich auf dem Flug gar nicht geschlafen habe. Meine Gastfamilie nahm mir das zum Glück nicht übel. Wie viele kanadische Familien hatten sie einen Hund. Die ersten Wochen vergingen und schon nach kurzer Zeit gewöhnt man sich an die Sprache und generell finde ich, dass die Kanadier eine ziemlich deutliche Aussprache haben. Es ist schon irgendwie komisch, den ersten Tag an einer neuen Schule in einem anderen Land zu sein. Alles ist so anders und groß und das Schulsystem ist auch komplett unterschiedlich im Vergleich zum deutschen. Ich ging auf die Sutherland Secondary School. Mit dem Bus brauchte ich circa 15 Minuten und der bus stop war direkt in meiner Straße. Der erste Monat war irgendwie ziemlich schwer, weil die Leute nicht so offen auf Austauschschüler zugegangen sind. Aber da ich kein Problem habe andere anzusprechen, hat sich das schnell gelegt und bald habe ich mich gut mit einigen verstanden. Die Lehrer sind auch wirklich super nett und kümmern sich um die einzelnen Schüler. In Drama Class waren wir dreimal im Theater. Ich war noch nie im Theater und habe auch, um ehrlich zu sein, nicht allzu viel erwartet. Aber es war wirklich eine wahnsinnig gute Leistung die all diese Schauspieler erbracht haben (auch wenn es teils etwas schwer zu verstehen war) und ich war im Nachhinein echt begeistert. Soweit war alles super, aber wie es typisch für mich ist, musste ein Problem auftreten. Ich kam überhaupt nicht mit meiner Gastfamilie klar. Am Anfang hatte ich noch versucht das zu überspielen aber mit der Zeit habe ich gemerkt, wie wichtig es ist Halt durch die Gastfamilie zu bekommen, den ich nun mal nicht hatte. Ich habe lange darüber nachgedacht und mich schließlich entschlossen zu wechseln. Nun musste ich es ihnen zwei Wochen vor dem Wechseln sagen, was eine ziemlich komische Situation war aber die zwei Wochen gingen dann schnell rum und in der Zeit verstand ich mich sogar etwas besser mit ihnen, als zuvor. Dann kam der Tag an dem ich wechselte. Ich hatte mir zuvor zwei verschiedene Gastfamilien angeschaut und durfte mich entscheiden in welche ich wechseln wollte. Die Schule war sogar noch näher als davor und ich habe mich super gut mit der neuen Familie verstanden. Hier möchte ich nochmal sagen: Leute, wenn ihr in eine Gastfamilie kommt, mit der ihr euch nicht versteht oder euch nicht wohlfühlt, dann müsst ihr auf jeden Fall wechseln. Dazu ist es nie zu spät! Denn die Gastfamilie ist auf jeden Fall eine wichtige Grundlage, dass man sich wohl fühlt. Ich hatte drei Gastgeschwister mit denen ich auch richtig gut klar kam. Abends haben wir immer zusammen eine Stunde gespielt. Das hat die Freude an meinem Aufenthalt alles nochmal gesteigert und ich habe auch gemerkt, dass mir alles viel leichter fiel, weil ich eben von meiner Gastfamilie unterstützt wurde. Meine beste Freundin wohnte wenige Minuten zu Fuß von mir entfernt und so haben wir fast jeden Tag irgendwas gemacht, sei es zuhause gammeln, am Strand chillen, im Wald wandern oder am Wochenende feiern gehen. Dazu: Es gibt wirklich unglaublich schöne Wälder um Vancouver. Vor allem Lynn Creek, bei der Suspension Bridge ist ein Ort an dem jeder mal gewesen sein muss, der nach Vancouver geht. Die Natur ist einfach wunderschön und es wäre wirklich eine Schande nicht wenigstens einmal einen Trip in die Wälder zu machen. Mit iSt habe ich auch ein paar der Touren mitgemacht, die angeboten wurden. Es lohnt sich wirklich wenigstens eine mitzumachen, damit man auch etwas anderes als die Stadt in der man sich aufhält zu Gesicht bekommt. Meine Eltern haben mir nachträglich meine Ski Klamotten geschickt (und 1kg Schokolade) damit ich mit in die Rocky Mountains Skifahren kommen konnte. Das war absolut genial und die Skipisten sind der Wahnsinn! Auch in Vancouver selbst kann man Skifahren und, Leute, wenn ihr begeisterte Skifahrer seid, dann leiht euch wenigstens einmal Skier und fahrt hoch auf Grouse Mountain, denn die Aussicht von da oben ist kaum zu toppen. Man schaut über Vancouver und das Meer während man die Piste runtercruist und denkt nur: Man ist das Leben geil. Es gibt bei Vancouver auch noch zwei weitere Skigebiete und auch Whistler ist gut zu erreichen und sehr empfehlenswert. Also langsam wurde es dann Sommer und die Skisaison hat sich dem Ende zugeneigt. Es wurde immer besser, weil ich auch mehr Freunde hatte und mich dadurch super wohl fühlte. Es gab einige Hauspartys und auch Beachpartys die echt gut waren und es hörte auch langsam auf immer so viel zu regnen, was es im Winter und Frühling in Vancouver die ganze Zeit tut. In der Rugbysaison war ich im Rugbyteam und es macht wirklich unglaublich viel Spaß! Ich habe einige gute Freunde durchs Rugbyspielen kennengelernt und es ist auch ein ganz guter Ausgleich, wenn man bedenkt dass ich mich meist nicht gerade gesund ernährt habe.. Irgendwann mal dazwischen gab es zwei Wochen Spring Break , also Frühlingsferien und so Anfang bis Mitte Juni begannen die Sommerferien. Ich war Anfang Februar angekommen und am 30. Juni war das Abreisedatum. Die letzten zwei Wochen waren die Besten meines gesamten Aufenthaltes. Ich war ständig mit Freunden unterwegs und habe versucht alle nochmal so oft wie möglich zu sehen, aber immer im Hinterkopf war, dass man bald nach Hause geht und manche von den Menschen die einem so wichtig geworden waren vielleicht nie wieder sieht. Die Abreise war das Schrecklichste in meinem Leben. Meine Freundin hatte bei mir übernachtet und mich am Morgen des Abreisetags von ihr und den Anderen zu verabschieden war mega schwer.
Ich muss sagen, dass mir Abschiede eigentlich echt nicht schwer fallen. Ich weine auch nie und finde das meist echt lächerlich. Aber als ich im Flugzeug saß habe ich über die Hälfte des Fluges geheult und kam voll nicht mehr klar mit allem. Vor allem konnte ich es nicht glauben, dass jetzt schon wieder alles vorbei war. Aber es war natürlich trotzdem schön meine Familie und Freunde wieder sehen zu können.
Das war vor ziemlich genau einem Jahr. Jetzt bin ich in der 11ten Klasse. Ich musste die 10te nicht wiederholen und bin glücklich in der Kursstufe. Im Nachhinein denke ich immer wieder, dass es eigentlich die Beste Sache in meinem Leben war und ich wäre wirklich blöd gewesen diese Chance nicht zu nutzen. Ich habe noch immer Kontakt zu einigen Freunden und hoffe, dass dieser noch lange hält und ich denke ziemlich oft über all das nach, was ich erlebt und gelernt habe. Ich kann nur nochmal sagen, dass es sich wirklich lohnt und wenn ihr könnt, dann macht auf jeden Fall einen Austausch!

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