Erfahrungsberichte aus British Columbia

Maple Ridge: Vanessa B.

Hey there, 
Ich bin Vanessa und war für 8 Monate in Kanada in der Nähe Vancouvers. Inzwischen bin ich seit 3 Monaten zurück und ich kann nur sagen, dass es bis jetzt die beste Zeit meines Lebens war. Die Idee ins Ausland zu gehen hatte ich am Anfang eigentlich gar nicht, aber als dann irgendwann ein Engländer vor unserer Tür stand und nach dem Weg fragte und wir dann ins Gespräch kamen, merkte ich auf einmal wie viel Freude mir das englisch sprechen bereitet. Nachdem ich also von jetzt auf gleich ins Ausland wollte setzten wir langsam aber sicher alle Hebel in Bewegung und ich war, bis ich schließlich auch angemeldet war, die ganze Zeit neidisch auf meine beiden Freundinnen die schon alles gebucht hatten. Wir drei entscheiden uns alle die gleiche Stadt zu gehen jedoch alle auf eine andere Schule, damit wir uns im Notfall nicht ganz so alleine fühlen würden. Hier schon mal den ersten Tipp: Sucht euch den Ort wo ihr hingeht nicht danach aus, ob auch noch andere Freunde von euch dorthin gehen, ihr lernt dort ganz viele neue Menschen kennen auch Deutsche, mit denen man total schnell in Kontakt kommt und auch Freundschaften schließt. Als dann also der Tag der Abreise gekommen war, war ich total aufgeregt und konnte immer noch nicht realisieren, dass ich nun für so lange Zeit von meiner Familie und auch Freunden getrennt seien würde. Aber dann gingen wir drei auch schon durch die Sicherheitsschleuse drehten uns nochmal um und verabschiedeten uns winkend von unserer Familie, die wir nun für 5 Monate nicht mehr sehen würden. Wir stiegen in das Flugzeug ein und machten uns also bereit für einen 10-stündigen Flug in ein komplett anderes Leben. 
Nachdem wir eine weitere Stunde Busfahrt vom Flughafen zum Zielort hinter uns hatten, war es dann endlich soweit und mit einer 2-stündigen Verspätung stiegen wir aus dem Bus und begrüßten unsere Gastfamilien, die einen direkt in den Arm nahmen als ob man sie schon ewig kennen würden, ein total überwältigendes Gefühl. Du standst also neben den Menschen, die die nächsten 5 Monate deine neue Familie sein würden - einfach unbeschreiblich. Als wir dann in meinem neuen Zuhause auf Zeit ankamen, zeigte mir mein kleiner Gastbruder erst mal das Haus und mein Zimmer. Ich fühlte mich direkt wohl und das erste was ich fest stellte war, dass alles viel größer und räumlicher war, als bei mir in Deutschland. Meine Gastmom hatte extra etwas zu Essen gemacht, aber ich lehnte dankend ab und verabschiedete mich nach dem ersten kurzen Gespräch bis zum nächsten Tag total müde ins Bett. Als ich dann aber im Bett lag war an einschlafen vor lauter Aufregung noch gar nicht zu denken, aber irgendwann schlief auch ich ein. Der erste morgen war gleichzeitig der Geburtstag meines Gastbruders und die Ankunft meiner ein Jahr älteren japanischen Gastschwester, welche sich als total nett und überaus verwundert über die kanadische Kultur herausstellte und alles  mit ihrer kleinen Kamera festhielt. Die erste Woche verging sehr schnell mit Kanu fahren, einem Besuch auf Vancouver Island, Grouse Mountain und ein paar Tests für die Schule. Dann war es soweit und ich machte mich total aufgeregt auf den Weg zu meinem ersten Schultag an der kanadischen Schule. Und das erste was mir mit Freude auffiel war, dass es wirklich genauso aussah wie in diesen typische amerikanischen High School Filmen. Dann bekamen wir, die  "Internationals" aus Mexiko, China, Brasilien und so weiter, unseren Stundenplan und mit einem breiten grinsen stellte ich fest, dass meine Gastmom auch gleichzeitig meine Englischlehrerin seine würde, was den so schon tollen und aufregenden Tag nochmals verbesserte. Meine Schulfächer während dieser Zeit waren: Drama, Maths, English, Science, Web Design, Social studies und natürlich Cooking was eigentlich schon fast ein Pflichtfach für deutsche Austauschschüler ist. Die Lehrer waren alle super nett und auch mit den kanadischen Schülern verstand ich mich auch ganz gut und alle halfen einem immer wenn man mal Probleme hatte, egal ob mit der Verständigung oder bei anderen Sachen, man musste sich nur trauen sie anzusprechen. Die weiteren Wochen vergingen wie im Flug meine Family und ich machten viele Ausflüge und ich verpasste so gut wie nie eines der wöchentlichen Fußballspiele meines Gastbruders und schon vor meinem Geburtstag Ende Oktober stand für mich fest ich möchte hier länger bleiben, was vor allem meine Gastfamilie sehr freute. Mein Geburtstag wurde einfach wunderbar und ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben eine Icecream-cake Geburtstagstorte vor mir stehen und auch über das riesige Schokoladen survival Paket von meiner Oma aus Deutschland freute ich mich sehr. Dann kam auch schon Halloween, was in Kanada natürlich viel größer gefeiert wird als hier in Deutschland und es gab so gut wie kein Haus vor dem nicht mindestens ein Kürbis vor der Haustür stand. Bald darauf folgte dann auch schon Weihnachten. Das ganze Haus war total weihnachtlich geschmückt und überall standen kleine und riesen große Nussknacker herum. So schnell wie in Kanada verging die Wartezeit auf Heiligabend übrigens noch nie. Kurz vor Weihnachten kam dann auch endlich die erfreuliche Nachricht, dass ich meine Zeit in Kanada auf 8 Monate verlängern konnte und nicht nur ich, sondern auch meine Gastfamilie freute sich total über diese Nachricht und meine Gastmom wollte mich vor lauter Freude gar nicht mehr loslassen. Die Geschenke gab es dann also am Morgen des 25. Dezember und somit saßen wir dann morgens um 7 Uhr unterm Tannenbaum und packten unsere Geschenke aus, die wir allerdings nur bekamen weil wir "Santa" jeweils einen Brief und Brownies raus gelegt hatten. Am Nachmittag folgte natürlich ein Festessen mit einem riesen Truthahn der zu jedem größeren Fest einfach dazu gehört. Natürlich ließen wir es uns auch nicht entgehen wenigstens einmal mit der Familie Ski fahren zu gehen, was man sich in so einem Land wie Kanada auf jeden Fall nicht entgehen lassen sollte, und hatten dabei eine Menge Spaß.
Auch die weitere Zeit verging ziemlich schnell und obwohl ich am Anfang meines Austauschs ziemlich schüchtern war traf ich mich im Laufe der Zeit immer öfter mit meinen Kanadischen aber auch Mexikanischen und Brasilianischen Freunden. Vor allem in Drama fand ich viele neue Freunde, mit denen ich jetzt immer noch in Kontakt stehe und so oft wie möglich skype.
Wir trafen uns ziemlich oft zum Beispiel in Vancouver oder bei Tim Hortons, einem Laden wo es ganz viele verschiedene Getränke und vor allem Donuts gibt, also eigentlich eine Mischung aus Starbucks und Dunkin Donuts nur besser. Als dann also langsam aber sicher das Ende meines Austausches auf mich zukam hatte ich immer öfter Tage, an denen ich einfach mies drauf war und mich einfach in mein Zimmer verkroch bis meine Gastmom dann irgendwann zu mir kam und meinte: "Auch wenn es die letzten Wochen sind, reiß dich zusammen und nutze die Zeit und mache nochmal all die Dinge die dir Spaß machen".
Und ich muss sagen im Endeffekt hatte sie mal wieder recht mit dem was sie sagte. Und so wurden auch die letzten Wochen zu unvergesslichen Momenten an die ich gerne zurück denke. Und obwohl ich während der ganzen Zeit eigentlich so ziemlich alles machte, wozu ich die Chance bekam hatte ich trotzdem das Gefühl nicht alles ausgenutzt zu haben.
Der Abschied von Familie und Freunden fiel mir natürlich nach so vielen Monaten schwer, da man nicht weiß, wann man diese Menschen, die einem total wichtig geworden sind wieder sieht doch da war es wieder mal meine Gastmom die mich aufmunterte und sage, dass sie genau wüsste, dass wir beide uns 100 prozentig wieder sehen werden: "Don't cry because it's over , smile because it happened". Ich habe in diesen 8 Monaten eine Menge gelernt und ich denke, dass diese Zeit mich selbstbewusster und ein Stück weit erwachsener gemacht hat. Ich glaube, dass  es die beste Entscheidung war mein deutsches Leben für 8 Monate hinter mir zu lassen und in eine andere Welt einzutauchen. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass ihr für alles offen seid, euch auch mal auf neue und ungewohnte Sachen einlasst. Man erlebt eine ganze Menge und die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe werden mich bestimmt genauso wie meine kanadischen Freunde noch lange begleiten. Kanada ist für mich eine zweite Heimat geworden und ich kann nur jedem empfehlen so einen Austauschjahr zu machen, denn es wird eine unvergessliche Zeit. Noch ein kleiner Tipp:
Ich habe übrigens die ganze Zeit während meines Austauschs Tagebuch geschrieben und ganze viele Videos gemacht, die ich dann zusammengeschnitten habe und dann zu meinem Geburtstag, Weihnachten und meinem Abschied meiner Gastfamilie gegeben habe. So etwas ist auf jeden Fall immer eine gute Erinnerung. Ich wünsche euch allen, die sich entscheiden ins Ausland zu gehen eine wunderschöne Zeit mit vielen neuen Erfahrungen und bereitet euch schon mal darauf vor, dass ihr wegen der ganzen Donuts auch ein bisschen zunehmen werdet. 

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