Erfahrungsberichte aus British Columbia

Saanich: Lisa Brehm

Vancouver Island, genauer gesagt den wunderbar kleinen Ort Saanichton, konnte ich das letzte halbe Jahr lang mein Zuhause nennen. Und die Stelly’s Secondary School war dort sozusagen meine Anlaufstelle für neue Freunde und neue Erfahrungen. Vor genau anderthalb Jahren hab ich mich entschieden für ein halbes Jahr nach Kanada zu gehen, und habe es bis heute keine Sekunde lang bereut! Natürlich hatte man anfangs nach dem Anmelden noch so Phasen, in denen man sich doch nicht allzu sicher war ob das wirklich die richtige Entscheidung war, weil man letztendlich doch so viel hinter sich lässt! Aber die Angst wurde mir dann beim Vorbereitungstreffen von iSt so ziemlich genommen. Man konnte so viele Fragen stellen, hat alles von den sogennanten „Returnees“ erfahren und schon mal einen Einblick in das bekommen, was einem noch bevorsteht! Und dann ging es für mich am 02.September letzten Jahres auch schon los! Ich bin von Frankfurt aus über Calgary nach Victoria geflogen. Ich muss sagen, dass der Abschied mir relativ leicht fiel weil ich einfach viel zu gespannt auf das war, was kommen würde. Hinter dem Gate traf ich dann auch direkt ein paar Andere, die, den roten Schildern an den Koffern nach zu urteilen, wohl auch von iSt sein mussten! Und so hab ich direkt Anschluss gefunden und war mit dieser ganzen Aufregung und Vorfreude nicht mehr alleine! Der Flug kam mir unglaublich kurz vor und schon war ich angekommen in Victoria. Schon von Weitem sah ich meine Gastfamilie, mit Kanada-Flaggen winkend, dort stehen! Was meine Gastfamilie anbetraf, hatte ich auch erst große Angst womöglich nicht mit ihnen klarzukommen oder so! Ich kannte sie ja nur von dem Steckbrief und dem Bild, das ich von iSt bekomme habe, von ein paar Emails in denen man sich im Voraus schonmal ausgetauscht hatte und einem einzigen Telefonat! Aber als ich dann endlich in der Empfangshalle angekommen war und vor ihnen stand, begrüßten sie mich unglaublich herzlich und auch mit der Zeit wurde mir klar, dass es in der Hinsicht keine Probleme geben wird. Doch auch wenn es Probleme mit der Gastfamilie geben sollte, wie es bei ein paar vereinzelten Leuten an meiner Schule der Fall war, gibt es vor Ort Ansprechpartner, an die man sich wenden kann und innerhalb von ein paar Tagen kann man ohne großen Aufwand die Familie wechseln. Die ersten paar Tage hatte ich noch frei, und meine Gasteltern hatten somit direkt einen Campingtrip geplant, der sich auch als sehr schön und amüsant herrausstellte! Oh, noch zu unserem Haus. Es war eins von den typisch kanadischen. Nicht viele Treppen, alles nur auf zwei Etagen, offene Küche, Hund und Katze… und ein einzelner Goldfisch in einer Art Schüssel. So habe zumindest ich es in vielen Häusern vorgefunden! Mein Zimmer befand sich im Keller und ich hatte sozusagen die komplette untere Etage für mich, auch wenn sich dort, außer einem zweiten Wohnzimmer und dem Waschkeller nicht viel befand! Das Badezimmer hab ich mir mit der ganzen Familie geteilt, aber das war eigentlich kein Problem weil meine beiden kleinen Gastbrüder sich so gut wie nie dort aufgehalten haben und auch sonst ist man sich dort nur selten in die Quere gekommen! Nach ungefähr einer Woche fing dann die Schule an und wir wurden direkt von verschiedenen Schülern herumgeführt, konnten Fragen stellen und hatten danach noch ein Treffen mit allen Austausschülern der Schule, die sich auf grob 45 beliefen! Deutschland, Mexico, Spanien, China, Japan, Brasilien, Kolumbien… Man lernt so viele Leute aus den unterschiedlichsten Ländern kennen und ich bin jetzt noch in Kontakt mit den meisten. Die Schule an sich war komplett anders. Das ganze Gebäude besteht eigentlich nur aus 3 großen Gängen von denen jeweils die Klassen abgehen, aber Treppen findet man dort so gut wie keine! Man hat 4 „Blöcke“ jeden Tag, also 4 mal 85 Minuten und eine große Lunch Pause! Jeden Tag die gleichen Fächer in der selben Reihenfolge, das ein halbes Jahr lang! Hört sich wahrscheinlich recht langweilig an, aber umso schneller lernt man neue Leute kennen und der Unterricht dort macht wirklich Spaß. Ich muss sagen, ich bin richtig gern zur Schule gegangen. Auch das Verhältnis von Lehrer und Schüler ist komplett anders, viel persönlicher! Vor dem Unterricht ist es normal sich mit dem Lehrer zu unterhalten auf ganz persönlicher Ebene, die Lehrer nehmen sich auch nachmittags noch Zeit um zum Beispiel vor Klausuren nochmal extra zu lernen und es ist einfach alles sehr viel lockerer! Auch von dem „International Student Programm“ werden immer wieder Trips angeboten. So sind wir zum Beispiel 3 Tage lang im Camp Qwanos, einen Tag in Vancouver und im Winter nochmal 3 Tage Skifahren in Whistler gewesen! Auch habe ich dadurch die anderen Austausschüler von der Claremont und Parkland Secondary School noch besser kennengelernt. Was die Kanadier angeht, war es anfangs recht schwer Kontakte zu knüpfen. Es wird zwar oft gesagt und man stellt es sich so vor, dass man sofort angesprochen wird und auf Anhieb kanadische Freunde findet, aber so ist es leider nicht bzw war es bei mir an der Schule nicht! Dadurch, dass jedes Jahr bis zu 50 Austausschüler die Schule besuchen, ist es für die Kanadier schon nichts Besonderes mehr, was durchaus verständlich ist! Und bei mir war es so, dass ich in so Kernfächern wie Mathe oder Englisch bis zu 4 andere Deutsche mit im Kurs hatte was das ganze noch erschwert hat. Auch in den Pausen trifft man sich anfangs sehr oft mit den anderen Austauschschülern, vor allem mit den Deutschen weil man einfach froh ist dass man gerade am Anfang noch jemanden hat an den man sich wenden kann und der die eigene Sprache spricht! Auch wenn ich noch sehr sehr viele nette Kanadier kennengelernt habe, hatte ich doch recht viel mit den Austauschschülern und vor allem mit den Deutschen zu tun das halbe Jahr über! Aber auch da bin ich sehr froh drüber, denn wir treffen uns jetzt immer noch und es ist einfach schön zu wissen dass man Freunde in ganz Deutschland hat, aber auch Freunde in Brasilien, China etc. Und was das Englisch sprechen angeht, es ist keinesfalls so dass man sein Englisch nicht verbessert nur weil man auch mal was mit den Deutschen unternimmt. Im Unterricht wird Englisch gesprochen, in der Gastfamilie sowieso und somit habe auch ich angefangen irgendwann sogar auf Englisch zu träumen oder zu denken! Um Kanadier kennenzulernen kann ich euch nur raten, irgendwelchen Clubs oder Sportmannschaften beizutreten. Ich selber bin an der Stelly’s in das Mädchen Basketball Team eingetreten und hatte dort eine wunderbare Saison! Mindestens jedes zweite Wochenende hatten wir ein Turnier und sind des Öfteren deswegen auch mal rüber nach Vancouver und haben dort 3 Tage verbracht und so lernt man die Leute einfach super kennen! Aber auch im Unterricht muss man einfach mal ein bisschen dreist sein, sich neben sie setzen und ein Gespräch anfangen. Und dann kommt der Rest von alleine! Leider habe ich mir 3 Wochen vor meiner eigentlich geplanten Abreise beim Basketball das Kreuzband gerissen und musste somit früher und möglichst schnell nach Hause. Und dadurch dass man Ansprechpartner vor Ort hatte, die mit iSt zusammenarbeiten war es gar kein Problem noch schnell einen früheren Flug zu bekommen. Alles verlief reibungslos und schon 5 Tage nach meinem Unfall war ich wieder zu Hause. Ich hatte wirklich ein unvergessliches halbes Jahr, in denen ich unglaublich tolle Leute kennengelernt habe und neue Erfahrungen gesammelt habe! Auch wenn ich am Anfang noch Bedenken hatte oder Angst, möglicherweise nicht mit meiner Gastfamilie klarzukommen, war es letztendlich eine der besten Sachen die man machen kann und ich kann es jedem nur empfehlen. Lisa Brehm Stelly’s Secondary School, Saanichton, British Columbia 2009/10

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