Erfahrungsberichte aus British Columbia

Kimberley: Sophie B.

Hello Canada! Schon bei der Ankunft am Flughafen in Cranbrook, das ca. 500km von Vancouver und ca. 20km von Kimberley, meinem Ziel liegt, ist klar: eine Metropole ist das hier auf keinen Fall. Man läuft einfach so vom Propellerflugzeug übers Rollfeld zum Flughafengebäude, die Abflughalle ist die Ankunftshalle, und es gibt ein einziges Gepäckband. Aber die Programmleiter und meine Gastfamilie heißen mich mit einer Selbstverständlichkeit willkommen, dass man die Größe und Abgelegenheit schnell vergisst. Denn während des Aufenthalts wird mir klar: so weit ab vom Schuss ist man gar nicht und selbst wenn, es ist super in Kimberley! September Gleich in der ersten Schulwoche steht für die 40 Internationals aus Kimberley eine Wanderung auf den Skiberg an, der vor allem später im Jahr von großer Bedeutung sein wird. Oben angekommen, sieht man sofort: die Rocky Mountains sind schon etwas Besonderes. Danach raften wir auf dem St. Marys River und alle Outdoor Fans, die noch nicht überzeugt sind, sollten das restliche Jahr abwarten. Trotz des Touristenprogramms geht’s dann auch zur Schule. Meine Kurse sind Creative Writing (also Gedichte und Geschichten schreiben), Skiing (ein Onlinekurs, der zum ersten Mal ausprobiert wurde, man lernt viel über Tourismus und geht später auch Ski fahren), Forensic Sciences (kann man sich wie bei CSI vorstellen, man lernt, Befunde am Tatort zu untersuchen) und Social Studies (Mal ganz interessant, Geschichte und Gesellschaft von der kanadischen Seite zu betrachten). Zusätzlich gehe ich um 7 Uhr, bevor die Schule anfängt, eine Stunde lang in Superfit, wo man workout als Schulfach betreibt. Natürlich gibt es auch an der Selkirk Highschool in Kimberley Schulmannschaften, denen man beitreten kann und somit spiele ich jetzt Volleyball - über meinen Erfolg kann man streiten, aber die Erfahrung ist es wert. Meine Gastfamilie nutzt die sommerlichen Temperaturen aus und wir gehen zu ihrer Hütte am See, wo ich Wasserski fahre, tube (man liegt auf aufblasbaren Plastikkreisen „pancakes“ und wird von einem Boot gezogen) und kneeboarde (wie Wasserski mit einem Brett auf Knien). Außerdem machen wir einen Ausflug in die USA nach Kalispell, das nur 2,5 Stunden mit dem Auto entfernt ist, und gehen dort shoppen. Ende September fahren die Internationals nach Calgary (so eine große Stadt war ich gar nicht mehr gewohnt), shoppen bis zum Umfallen in der Mall und gehen dann in den Zoo ( ok der war jetzt nicht so, aber das Shoppen war super). Oktober Die Kanadier feiern Thanksgiving (übrigens anders als die US-Amerikaner) am ersten Oktoberwochenende, das ändert an der Truthahnfülle aber rein gar nichts. Mit meiner Gastfamilie habe ich viel Spaß in der Herbstsonne mit ihren Familien am See und in Creston (ein Ort, ca. 1 Stunde weiter weg), aber Truthahn brauche ich bis Weihnachten keinen mehr. Mit meiner Creative Writing Klasse mache ich einen Ausflug zum Wordfest nach Banff, dort präsentieren sich Autoren aus ganz Kanada und auch aus anderen Ländern. Zusammen mit der Kulisse um Banff herum ist dieses eine klasse Erfahrung. Nach der Kultur breche ich dann aber am darauf folgenden Wochenende mit einigen anderen Internationals in die Natur zum Campingtrip am Kootenay Lake auf. Auf Trampelpfaden wandern wir zu unserem Camp am See, müssen selbst kochen und schlafen im Zelt. Duschen gibt es auch keine, dafür baden wir aber bei 10°C im See.
Die Bäume um Kimberley färben sich knallig gelb und rot und dann kommt schon das nächste Fest: Halloween. In der Schule gibt es kurz vor Halloween den Halloweendance, zu dem alle verkleidet kommen. Zwei Tage später gehen die Internationals in die Geisterstadt Fort Steel (vergleichbar mit einem Freilichtmuseum) zu Spooktacular, einer Veranstaltung rund um Halloween mit Haunted Houses und natürlich Candy. An Halloween selbst unterrichtet plötzlich Sponge Bob meine Forensics Klasse, Schüler und Lehrer gehen verkleidet in die Schule. Abends komme ich vom „Trick or Treating“ mit einer randvollen Tasche Süßigkeiten in das mit Geistern und Kürbissen geschmückte Haus meiner Gastfamilie, und keiner hält mich für zu alt für so etwas. November Anfang November gibt es zum ersten Mal „Report Cards“, also Zeugnisse für das erste Quartal. Sorgen braucht man sich als International auf keinen Fall zu machen, fast alle Austauschschüler prahlen mit dem besten Zeugnis seit langem. Später in diesem Monat plant meine Gastfamilie eine große Reise: Wir fahren nach Kalifornien ins Disneyland und zu den Universal Studios. Noch eine tolle Erfahrung mehr für mich, obwohl es nach dem sonnig warmen Kalifornien schwer wird, sich an das allmählich sehr frostige Kanada wieder zu gewöhnen. Dafür jedoch fangen nun die Vorbereitung für die Skisaison an, Skier und Pass sind gekauft und es kann losgehen. Das Warten vertreibe ich mir mit meiner Volleyballmannschaft, gehe auf Tourniere und darf ab und zu sogar mitspielen. Schließlich erreichen wir in den Zonenmeisterschaften den zweiten Platz, nicht schlecht. Dezember Am 14. Dezember heißt es dann endlich „Skier raus“. Wir Internationals verbringen den ersten Tag der Saison im Fernie Alpine Resort, ca. 1,5 Stunden von Kimberley entfernt und das viert größte Skigebiet in Kanada. Für den Saisonanfang ist der Tiefschnee schon traumhaft , und ich entdecke Ski fahren von einer ganz anderen Seite. Ab dann gehe ich, während die Vorbereitungen für Weihnachten rund laufen, jedes Wochenende zum Kimberley Alpine Resort, das zwar nicht ganz so groß ist, dafür aber auch tollen Schnee zu bieten hat. In der Schule gibt es diesmal einen Christmas Dance mit etwas feinerer Garderobe und am letzten Tag vor den Ferien einen „Pyjama Day“ im Schlafanzug. Dann endlich Ferien, für mich 14 Tage Skifahren, nur einmal unterbrochen durch einen Familienbesuch in Creston, wo wir Kekse dekorieren und noch schnell die letzten Geschenke kaufen. Heilig Abend sind alle Verwandten gemütlich versammelt und am Weihnachtsmorgen gibt’s dann die Geschenke, die unter dem völlig überfüllten Baum liegen. Abends gehen wir Truthahn essen bei den Großeltern und den nächsten Tag verbringen wir auf dem Grundstück des Onkels mit Snowmobiling, Just Dance und Eishockey Junior World Cup (Kanada hat Deutschland 9:3 besiegt). Übrigens versuche ich mich auch selbst auf Schlittschuhen mit Hockeyschläger bewaffnet, aber die 9-Jährigen Freunde meines Gastbruders sind alle besser, klar sie sind ja auch in Kanada aufgewachsen. Dafür gehe ich auch zu den Spielen der Kimberley Dynamiters, die sich trotz ihrer niedrigen Liga eines ordentlichen Publikums erfreuen. Januar So fängt schon mein letzter Monat in Kanada an, ich gehe viel Ski fahren und lerne Curling spielen bei einer Veranstaltung mit den Internationals, denn das ist ja schließlich auch ein Nationalsport Kanadas. Noch ein Ausflug mit den Internationals zu dem Skigebiet Panorama Mountain in Invermere (ca. 2 Stunden weit weg von Kimberley) ist geplant und dank Schneefalls am Tag davor haben wir klasse Verhältnisse. Auch meinen 16. Geburtstag verbringe ich auf Skiern bei -20°C, aber mit Sonne. Abends essen wir Kuchen und ich bekomme Geschenke. Dann bekomme ich noch mal Kuchen, einen „Goodbye“ Kuchen bei den Internationals. An der Selkirk Secondary School muss man am Ende des Semesters in den meisten Fächern eine Prüfung schreiben, die dann zur nächsten „Report Card“ dazuzählt. Glücklicherweise habe ich viele Wahlfächer und muss deshalb nicht in jedem Fach schreiben und wenn, dann auch nur kurz, das heißt, ich nutze meine letzten Tage auf dem Skiberg aus und treffe mich mit Freunden. Die Internationals, die hier bleiben, beschäftigen sich derweil schon mit ihren Kurswahlen für das nächste Semester, denn nun müssen sie andere Fächer nehmen als im ersten Teil des Schuljahrs. Goodbye Canada Meine kanadischen Freunde und Gastfamilie kommen mit zum Flughafen, bei dem übrigens das Handgepäck durch den gleichen Scanner geht, wie das normale Gepäck. Dann laufe ich über das Rollfeld zurück zur Propellermaschine. Noch einmal drehe ich mich um und winke allen zurück: „See you all again“.

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