Erfahrungsberichte aus British Columbia

West Vancouver: Kelly Hoffmann

Mein Name ist Kelly Hoffmann und ich war von September 2009 bis Januar 2010 an der Sentinel Secondary School in West Vancouver. Ich hatte schon lange davon geträumt, einige Zeit eine Schule im Ausland zu besuchen und entschied mich im November 2008 für Kanada. Einige Freunde empfohlen mir iSt, da sie damit schon gute Erfahrungen gemacht hatten. Nach dem ersten Interview entschied ich mir für die Sentinel Secondary School in West Vancouver, da ich unbedingt in die Nähe einer Großstadt wollte und mich das Fächerangebot an der Schule sehr interessierte. Von iSt wurde ich bis zu meiner Abreise dann sehr gut vorbereitet. Ich bekam viele Informationsbriefe und natürlich war auch das Vorbereitungsseminar, bei dem man schon viele andere International Students (so werden Deutsche an kanadischen High Schools genannt) kennen lernt, sehr hilfreich. An meine Abreise erinnere ich mich noch ganz genau. Ich war sehr aufgeregt, da man ja nicht weiß, was einem in Kanada so erwartet und dann die Trennung von der Familie und Freunden. Aber schon der Flug wurde sehr lustig, denn es waren noch sehr viele andere International Students da, die in verschiedene Teile British Columbias reisten. Wir wurden von einem Mitarbeiter von iSt begleitet, der sich um alles kümmert und es gab keine Probleme. Am Flughafen wurden wir dann von Bussen abgeholt, die uns zu unseren Gastfamilien brachten. Meine zukünftige Familie lebte in Horseshoe Bay, einem kleinen Dorf mit 200 Einwohnern eine halbe Stunde von Downtown Vancouver. Für mich war es ein komisches Gefühl, als ich meine Gastmutter zum ersten Mal in der Tür stehen sah, aber sie hat mich direkt umarmt, ebenso wie meine Gastschwestern Antonia und Karla. Karla war, genauso wie ich, International Student und kam aus Mexiko. Wir wohnten in einer netten Doppelhaushälfte direkt am Hafen von Horseshoe Bay und ich hatte ein schönes Zimmer mit Blick auf die Berge und das Meer. Es war ein ganz neues Gefühl für mich, in einer Familie ohne Vater und mit zwei Gastschwestern zu leben, die beide wie ich 16 sind, doch langweilig wurde es wirklich nie. Natürlich ist es am Anfang nicht immer ganz einfach sich einzuleben, schließlich muss man sich erstmal an einen ganz anderen way of life gewöhnen, aber meine Gastmutter hat mir geholfen, wo sie konnte. Genau wie bei meiner Familie in Deutschland gab es auch in meiner Gastfamilie in Kanada bestimmte Regeln, an die ich mich halten musste. Meine Gastmutter wollte beispielsweise immer wissen, wo ich war und wann ich zu Hause sein werde. Wie alle Kanadier legte sie sehr viel Wert auf Familie und ihr war es wichtig, dass wir während der Woche zusammen Abend essen. Zusammen mit meiner Gastfamilie habe ich auch viele Ausflüge gemacht. Wir waren beispielsweise zusammen in Whistler, ein Ausflug, an den ich mich immer wieder gern erinnere. Vor meinem ersten Schultag hatte ich natürlich erstmal große Angst, aber es war am Ende überhaupt nicht schlimm. Wir waren um die 20 International Students aus Deutschland und am ersten Tag bekamen wir alle nur unseren Stundenplan und eine Führung durch die Schule und durften dann nach Hause gehen. In Kanada gibt es an den Schule viele verschiedene Fächer, die man sich aussuchen kann. Sentinel Secondary ist eine der wenigen Schule, die nicht vier, sondern acht Fächer durch das ganze Jahr hindurch unterrichtet. Mein Fächer waren AP Math 11, English 11, Social Studies 11, Physics 11, Spanish 11, Business Education 10, Foods and Nutrition 12 (Kochen) und Francais langue 12. Sentinel hat ein sehr gutes French Immersion program, an dem ich auch teilgenommen habe und ich kann nur allen, die interessiert an Französich sind, empfehlen, dies zu wählen. Besonders Spaß gemacht hat mir Kochen, ein Fach in dem man sehr schnell Leute kennen lernt und Freundschaften schließt. Nach einem Monat hatte ich mit der Sprache keine Probleme mehr und habe sogar am Ende der fünf Monate ein A in Englisch bekommen. Man lernt auch sehr schnell Freunde kennen mit denen man am Wochenende viel Spaß haben kann. Die Schule in Kanada ist sehr anspruchsvoll, man bekommt täglich viele Hausaufgaben auf und die Lehrer erwarten, dass man, wenn um drei Uhr die Schule aus ist, den Rest des Tages lernt und sich auf die vielen assignments, tests und quizzes vorbereitet. Doch anders als in Deutschland werden die Lehrer auch schnell so etwas wie Freunde, die mit dir über Sport und Hobbys reden, im Unterricht Witze machen und immer für einen Spaß zu haben sind. Bei meinem Social Studies teacher lief im Unterricht immer irgendwelche Musik, er machte Witze, erzählte von seiner Familie und zeigte uns irgendwelche Videos auf Youtube. Besonders hat mir gefallen, dass man die Lehrer bei Fragen oder Problemen während der lunch break immer in ihrem Raum um Hilfe fragen kann. Es ist nicht wie in Deutschland, wo ein Lehrer während der Pause nicht gestört werden will, sondern die Lehrer freuen sich, wenn sie dir helfen können und sind bei Problemen immer da. Am Anfang war es ungewohnt für mich, in einem so kleinen Dorf zu wohnen. Morgens brauchte ich mit dem Schulbus eine gute halbe Stunde zur Schule und auch sonst war es ungewohnt, so abgelegen zu wohnen. Doch mit der Zeit fand ich es einfach nur noch toll, direkt am Meer, umgeben von Bergen zu wohnen und jederzeit um die Ecke an den Strand gehen zu können. Gegen Ende meines Aufenthalts wollte ich Horseshoe Bay gar nicht mehr verlassen. Doch trotzdem fand ich es toll, eine Stadt wie Vancouver direkt in der Nähe zu haben und am Wochenende ins Kino oder shoppen gehen zu können. Ich habe so gut wie alles in Vancouver gemacht, was man dort machen kann: Tandem fahren im Stanley Park, Inlineskaten im Westend, ein Eishockeyspiel der Vancouver Canucks anschauen, Chinatown besuchen, den Markt auf Granville Island erkunden… In den fünf Monaten habe ich so viel Spaß gehabt und so viel gesehen wie noch nie zuvor. Vancouver ist wirklich eine der schönsten Städte, die ich jemals gesehen habe und durch das Meer und die Bergen, die sie umgeben, kann man auch viel in der Freizeit machen. Skifahren, Eislaufen, Schneeschuh wandern, Kanu fahren,.. die Kanadier lieben outdoor Sport. In Vancouver wird es im Winter auch gar nicht soo kalt, doch in Whistler und auf den nahen Bergen liegt so gut wie immer Schnee. Umso schwerer ist mir am Ende auch der Abschied gefallen. Die letzte Schulwoche war echt komisch, das Gefühl, alle Freunde zum letzten Mal zu sehen. Einige Freunde organisierten noch eine Abschiedsparty für mich in Spanisch und auch mein cooking teacher hatte an meinem letzten Tag Kuchen für mich gebacken. Ich habe in Kanada Freunde fürs Leben gewonnen, die mir auch heute, drei Monate nach meiner Rückkehr, noch fast täglich schreiben und mir sagen, wie sehr sie mich vermissen. Umso mehr freue ich mich, dass ich bald nach Vancouver zurück kehren kann. Ich erinnere mich noch genau an den Satz, den meine Gastmutter an meinen letzten Tag zu mir sagte: 'Wenn du jetzt nach Hause zurückgehst, hast du ein zweites Zuhause und eine zweite Familie dazu gewonnen'. Und genauso denke ich auch, ich hatte die beste Zeit meines Lebens und die werde ich nie vergessen. Kelly Hoffmann Sentinel Secondary School, West Vancouver, British Columbia

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