Erfahrungsberichte aus South Australia

Adelaide: Christian Bachem

Mein Name ist Christian Bachem, ich bin 16 Jahre alt, komme aus Stuttgart in Baden-Württemberg und bin für ein knappes halbes Jahr an der Marryatville High School in Adelaide, South Australia zur Schule gegangen. Meine große Reise begann am 22. Januar am Frankfurter Flughafen, von dem ich mit den anderen Schülern, die ihren High School Aufenthalt in Australien und Neuseeland verbrachten, abreiste. Nach einem sehr langen Flug wurde ich besonders herzlich von meiner Gastfamilie am Flughafen von Adelaide abgeholt. Sie gaben mir ein paar Stunden Zeit um mich auszuruhen und an das zu dieser Zeit, knappe 50°C heißere Klima als in Stuttgart zu gewöhnen, bevor wir uns auf „Stadtrundfahrt“ begaben. Adelaide ist eine ausgesprochen schöne, allerdings relativ kleine Stadt mit riesigen, blühenden Park- und Gartenanlagen. Meine Familie setzte sich zusammen aus meiner Gastmutter Jacqui, die ursprünglich aus England stammt, meinem Gastvater, dessen Familie soweit er zurückblicken kann, australisch ist und meinen zwei kleinen Gastbrüdern, Sam (13) und Tom (5). Zur Familie gehörte auch ein kleiner, leider erblindeter Hund. Alles in allem hatte ich riesiges Glück mit meiner Gastfamilie, da ich mich einerseits super mit ihnen verstanden habe und wir außerdem total viel miteinander unternommen haben, von Camping und Surfen bis hin zu Flugstunden. Da meine Gastmutter für „Channel 9“ (ein sehr bekannter Fernsehsender) arbeitete, bekam sie viele Freikarten für Konzerte oder andere Events wie zum Beispiel AFL games (Australian Rules Football). Zusammen mit meiner Familie wohnte ich in einer ruhigen am Stadtrand Adelaides, von wo aus ich mit zwei Bussen meine Schule erreichte. Die Schule begann für mich an der Marryatville High (ca. 1300 Schüler) täglich um 8:30 und endete zwischen 1 und 2:30 Uhr, abhängig von den gewählten Kursen. Die Marryatville High School zählt zu den bekanntesten und renommiertesten Schulen Adelaides und hat ihre Schwerpunkte in Tennis und Musik. Die technische Ausstattung der Schule hat einen sehr hohen Standard. Ich besuchte die 11. Klasse (Year 11) mit ungefähr 200 anderen Schülern mit verschiedenster Herkunft. Verglichen mit meinem deutschen Schulgelände kam mir der Campus der Marryatville High School, kurz MHS wie eine kleine Stadt vor. Man benötigte teilweise knappe zehn Minuten von Klassenzimmer zu Klassenzimmer! Anfangs habe ich den Plan der Schule etwas belächelt, doch spätestens als ich mir meinen ersten Weg von einem Klassenzimmer in das nächste bahnen musste, wurde mir klar, wie verloren ich ohne einen solchen Plan gewesen wäre. Das australische Schulsystem ist eigentlich nicht mit dem deutschen vergleichbar. Es gibt ein weitaus breiteres Fächerangebot (vor allem im technischen und sportlichen Bereich) und man belegt ab Year 11 nur sechs Fächer. Maximal 15 Schüler besuchen einen Kurs, entsprechend besser können die Lehrer auf die Schüler eingehen. Bei den Hausaufgaben hat man viel mehr Freiheiten und im Unterricht wird selbständiger gearbeitet. Ich habe folgende Fächer gewählt: Mathe, Physik, ESL (English as a Second Language – was aber nicht bedeutet, dass einem dort Basisenglisch und Standardvokabular beigebracht wird, sondern man lernt Sachen wie z.B. formale Briefe zu verfassen, oder auf englisch zu erörtern), Tennis, Electronics und PE (Physical Education, also Sport, bestehend aus praktischem und theoretischem Unterricht). Jedes Fach wird 5-stündig unterrichtet, egal ob es sich um Mathematik oder Tennis handelt. Der Schultag beginnt mit der sogenannten „Home Group“, in der wichtige Dinge erledigt werden, wie: Tagesablauf besprechen, die Anwesenheit überprüfen, aber auch die neuesten Schweinegrippe-Briefe austeilen. Außerdem bekommt man auch etwas Zeit um „aufzuwachen“. Danach kommt ein Doppelstundenblock, gefolgt von einer Einzelstunde, die wiederum von einer 20-minütigen Pause, „Recess“, abgelöst wird. Nach einer weiteren Doppelstunde geht es in die einstündige Mittagspause (Lunch), welcher im Regelfall noch eine Doppelstunde folgt, mit der der Tag dann beendet wird. Nach der Schule geht man meistens in die Stadt oder an den Strand, verbringt aber auch gelegentlich Nachmittage zu Hause, um Essays oder Assignments, die plötzlich am nächsten Tag fällig sind, zu erstellen/schreiben. Gerade durch die vielen Freundschaften und wertvollen Erfahrungen, die ich während meiner Zeit in Australien gemacht habe, wurden die letzen sechs Monate zu einem so einzigartigen, nicht mit Worten zu beschreibendem Erlebnis. Einige meiner australischen Freunde werden mich, nachdem sie die Schule beendet haben, sogar für ein paar Wochen in Deutschland besuchen. Es ist wirklich leicht mit „Aussis“ in Kontakt zu kommen, da sie so hilfsbereit, offenherzig und liebenswürdig, aufgeschlossen und gesellig wie sonst wenige sind. Durch die ganz andere Mentalität herrscht auch ein wärmeres und angenehmeres Miteinander als in Deutschland. Der Unterricht läuft um einiges gelassener ab, was nicht heißen soll, dass man nichts lernt, sondern dass viel mehr Späße gemacht werden, um den Unterricht aufzulockern. Auch das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist ein ganz anderes; weder Spannungen zwischen Lehrern und Schülern treten auf, noch verachten Schüler Lehrer oder umgekehrt. Am Ende meiner Zeit in Adelaide kam mich meine Mutter besuchen, da ich ihr auf keinen Fall nur von dem, nicht in Worte zu fassendes Erlebnis, erzählen wollte. Ich wollte, dass sie all die Menschen, die mich während meiner großen Zeit begleitet haben, kennenlernt. An meinem letzten Tag verabschiedeten sowohl meine Gastfamilie, als auch ca. 20 meiner australischen Freunde meine Mutter und mich am Flughafen, was für mich ein sehr berührendes Ereignis war. Gemeinsam mit meiner Mutter reisten wir dann von Sydney aus die Ostküste nordwärts. Auf der einen Seite bin ich jetzt natürlich sehr glücklich, wieder zu Hause bei meiner Familie und Freunden zu sein, doch auf der anderen Seite vermisse ich all die Menschen, die meine knapp sechs Monate zu so einzigartigen Monaten gemacht haben. Ich bin nun seit ca. fünf Wochen wieder in Deutschland und habe noch sehr viel Kontakt nach Australien, besonders mit meinen Freunden und Gastbrüdern. Mein älterer Gastbruder meinte sogar, dass ich in der doch eher kurzen Zeit wie ein richtiger Bruder für ihn geworden bin. Das war ein kurzer Einblick in die sechs besten, erlebnisreichsten Monate meines Lebens; ein Erlebnis, das ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann. Am Schluss kommt es natürlich darauf an, was man selbst aus seinem Aufenthalt macht, doch wenn man offen und freundlich auf die Australier zugeht, geschieht der Rest schon wie von selbst. Ich würde mich freuen, wenn Euch mein Bericht gefallen hat und ihr Euch dafür entscheiden könntet, nach Australien auf eine High School zu gehen, es wird die absolut BESTE Zeit Eures Lebens. Christian Bachem Marryatville High School, Adelaide, South Australia

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