Erfahrungsberichte aus Queensland

Gold Coast: Paula Münster

Ungefähr ein Jahr vor meinem Abflug entschied ich mich dafür, dass es nach Australien gehen sollte. Ein halbes Jahr lang fern von der Familie und von meinen alten Freunden, einfach alles hinter mir zu lassen. Und es dauerte nicht lange bis ich begriff, dass das eine der besten Entscheidungen meines Lebens gewesen war. Mein Flug ging Anfang Juli. Ich flog mit vielen anderen Austauschschülern zusammen und die Stimmung war super. Ich glaube kaum einer realisierte wirklich, dass er seine Liebsten, die er grade verabschiedet hatte, erst mal für eine längere Zeit nicht mehr sehen würde. Wir alle sahen nur das Ziel: Australien.
Für mich ging es zur Gold Coast, die im Osten Australiens liegt. Ich hatte mir zwar vorher Bilder angesehen, wie es dort aussehen sollte, aber in Wirklichkeit war es dann doch noch viel, viel schöner.
Nach dem langem, anstrengendem Flug, mit zweimaligen Umsteigen (von Düsseldorf nach Frankfurt, von Frankfurt nach Singapur, von Singapur nach Brisbane) und dann noch der einstündigen Busfahrt von Brisbane zur Gold Coast, war ich total erschöpft und fertig.
Als ich mit allen anderen Internationals, die zur Gold Coast mussten, mit dem Bus an der Gold Coast ankamen, traf ich dort unsere Schul Koordinatorin, die mich zu meiner Gastfamilie fuhr. Ich weiß noch genau, wie unglaublich aufgeregt und nervös ich war.
Aber dann war es doch halb so schlimm, ich wurde begrüßt und mir wurde mein Zimmer gezeigt, wo ich mich auch direkt schlafen legen konnte, da ich zum Glück spät abends gelandet war. Auch, wenn ich super froh war, endlich an meinem Traumort gelandet zu sein, schlief ich nicht ein, ohne vorher noch eine Träne zu verdrücken. Ich glaube das ist normal am ersten Abend. Die nächsten Wochen waren einfach traumhaft und ich fühlte mich, als würde ich Urlaub im Paradies machen und so schnell verging auch die Zeit. Ich hatte eine deutsche Nachbarin mit der ich jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Schule fuhr und nach der Schule spielte ich entweder mit meinen australischen Freunden Basketball oder legte mich mit meinen deutschen Freundinnen an den Strand.
Meine Schule war die Miami State High School, von der der Strand in nur zwei Minuten zu Fuß zu erreichen war. Der Einstieg ins Schulleben fiel uns allen nicht besonders schwer. Die zwei Koordinatorinnen, die nur für uns Internationals da waren, waren total hilfsbereit und wenn es irgendwelche Probleme mit Lehrern, Gastfamilien oder Reisen gab standen sie einem immer zur Seite und halfen bestmöglich.
Meine Fächer waren Mathe, Englisch, ESL (English Second Language, für alle Internationals), P.E, Childrenservices, Sports (Surfen) und Hospitality. Am besten gefiel mir Hospitality, wo ich mit meiner Freundin kochen konnte und Surfen, ein einfach toller Sport, der mir total viel Spaß machte. Oft wird man ja gefragt, ob es schwer war sich mit den Australiern anzufreunden und ich würde sagen es ist nicht einfach, aber machbar. Ich habe es auch geschafft, dadurch dass ich mit einer deutschen Freundin fast jeden Tag nach der Schule auf den Basketballplätzen mit ein paar Australiern gespielt habe. Dadurch traf man sich dann auch mal außerhalb der Schule, ging an den Strand oder feierte Partys. Dafür muss man aber auch auf die Australier zugehen und sich auch mal trauen von der Gruppe der Deutschen wegzugehen. Man muss es ja nicht alleine tun, aber vielleicht wie ich mit noch einer anderen Deutschen. Insgesamt fand ich das Schulleben sehr entspannt und fand es keinen Tag schlimm in die Schule zu gehen. Auch die Tatsache, dass ich eine Schuluniform tragen musste störte mich überhaupt nicht. Irgendwann gefiel es einem sogar, da man sich morgens nicht überlegen musste, was man denn nur anziehen sollte. Das absolute Highlight meines Aufenthalts war aber die 12-tägige Outbacktour. Mit dem Bus von Alice Springs nach Melbourne. Einfach unglaublich diese Weite und diese kilometerlange Leere, wie ich sie zuvor noch nie gesehen hatte. Die Jugendgruppe war einfach super, alles Internationals, die in ganz Australien verteilt ihr Auslandsjahr absolvierten. Deutsche, Italiener, Franzosen, Schweizer, alle möglichen Nationalitäten waren dabei und das war einfach toll. Es bildeten sich haufenweise neue Freundschaften auf den langen Busfahrten und den wunderschönen Abenden am Lagerfeuer. Wir bestiegen den Ayers Rock, was eindeutig das aufregendste Erlebnis war, das ich in Australien hatte, wir sahen Kängurus in freier Wildbahn, schliefen unter dem unglaublichstem Sternenhimmel, den ich je gesehen hatte, lernten Bumerang zu werfen und versuchten uns daran Didgeridoo zu spielen. In den Städten Adelaide und Melbourne waren große Shoppingtouren angesagt und ein wenig Sightseeing. Es waren einfach perfekte 12 Tage, wie sie nicht toller hätten sein können. Ich hatte Glück, dass ich auch die Möglichkeit hatte mit meiner Gastfamilie nach Neuseeland zu fahren, wo meine Gastmutter ursprünglich her kam. Diese Reise fand direkt nach meiner Outbacktour statt und der riesige Unterschied von der roten Leere im Outback und der grünen Wildnis in Neuseeland ist einfach unbeschreiblich. Es gab aber noch viel mehr Dinge, die ich mit meinen Freunden unternahm und die einfach klasse waren. Wir gingen zum Whale Watching und sahen Wale aus nächster Nähe, was ein unbeschreibliches Ereignis war, wir fuhren zum Shoppen nach Brisbane, fuhren mit dem Zug zum Australia Zoo an der Sunshine Coast und sahen uns die legendäre Krokodilshow an, wir besuchten die unzähligen Freizeitparks und Wasserfunparks, wir fuhren mit der Fähre nach North Strandbroke Island und hatten dort eine wunderschöne Zeit. Es gibt so viele Dinge, die möglich sind und man sollte versuchen so viele davon zu machen wie man nur kann und darf. Ich hatte ein halbes Jahr voller Spaß, Erlebnisse und Erfahrungen, aber dennoch war ich froh, dass es nach einem halben Jahr fern von Daheim wieder nach Hause ging. Es war zwar traurig, sich von den ganzen Freunden und der Familie zu verabschieden, aber die Vorfreude auf die Familie in Deutschland und die ganzen Freunde war bei mir jedenfalls so groß, dass es mir nicht ganz so schwer fiel.
Das halbe Jahr in Downunder ist unglaublich schnell vergangen und wenn ich könnte würde ich es sofort wieder machen. Es war eine Zeit, die ich nie vergessen werde.

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